Duisburg. . David Behre ist trotz Unterschenkel-Amputation Leistungsläufer. Ein Bild, das ihn zeigt, wird nun in der BGU ausgestellt – als Ansporn für andere.

Mit einem Krankenhaus verbinden die meisten Leute nicht gerade angenehme Gefühle. Wenn David Behre aber die BG Unfallklinik betritt , sei es „wie nach Hause zu kommen“, sagt er. „Denn hier wurde der Grundstein für meine Karriere gelegt.“ Drei Monate lag der Sportler im Herbst 2007 in der Buchholzer Klinik – nach einem Unfall wurden ihm beide Unterschenkel amputiert. Auch mit Hilfe der guten Betreuung in der BGU kämpfte sich der gebürtige Duisburger zurück ins Leben, lernte wieder, auf den eigenen Beinen zu stehen – und machte Karriere als Weltklasse-Sprinter. Aus Dankbarkeit stifteten David Behre und die Künstlerin Silke Ballheimer der Klinik nun ein Bild, das Patienten mit ähnlichem Schicksal neue Motivation geben soll.

David Behre möchte mit guten Beispiel voran gehen. Dass er das im wahrsten Wortsinn heute kann, verdanke er der „hervorragenden Betreuung durch das Team der BGU“. Dort haben sich an diesem Montag Mediziner und Mitarbeiter im Konferenzraum versammelt, um David zu begrüßen und das Bild-Geschenk in Empfang zu nehmen. Mit dabei sind auch Davids Eltern, die dem BGU-Team ebenfalls danken wollen. „Alle haben uns so unkompliziert geholfen“, sagt Matthias Behre. „ Etwa beim Geburtstagsfest, das wir fünf Tage nach dem Unfall in der Cafeteria feiern durften.“

Lernen, auf Prothesen zu laufen

Was war passiert? Im September 2007 wird David von einem Zug erfasst und 200 Meter weit mitgeschleift. „Als ich aufwachte sah ich, dass meine Füße nicht mehr da waren.“ Ein Schock. „Ich wurde innerhalb einer Sekunde auf die brutalste Art und Weise aus dem Leben gerissen“, erinnert er sich. Der Notarzt liefert den damals 19-Jährigen in die Buchholzer Klinik ein. „Hier habe ich von Beginn an die optimale Behandlung erhalten.“

Von Anfang an stand Physiotherapeutin Regine Stelzhamer dem Patienten zur Seite. „Sie motivierte mich, wieder laufen zu lernen“, erinnert sich David. An die Prothesen habe er sich erst einmal gewöhnen müssen. „Man braucht die doppelte Kraft, um einen Schritt zu machen.“ Intensives Training sei daher wichtig gewesen. Dass sich David am Ende auf das Sprinten fokussieren würde, war zunächst nicht klar. „Am Anfang habe ich ihn mit Schwimmflügeln zur Bewegungstherapie ins Becken geschickt“, lacht Regine Stelzhamer. Bis heute haben die beiden freundschaftlichen Kontakt gehalten. „Ich bin sehr stolz auf ihn.“

Etwa 70 bis 80 Amputationen im Jahr

Ab Oktober geht’s für David Behre nach Doha zur Leichtathletik-WM, 2016 will er bei den Paralympics in Rio gewinnen. Dafür trainiert der 28-Jährige in seinem Trainingszentrum in Leverkusen hart. Seine Bestzeit auf 100 Meter: 11,56 Sekunden.

Etwa 70 bis 80 Amputationen führe die BGU im Jahr durch. „Die meisten Patienten kommen nach Unfällen zu uns“, erklärt Regine Stelzhamer. Oft handele es sich um Opfer von Motorrad- oder Autounfällen. Letztlich bedeute die Amputation eines Körperteils einen Verlust, den die Patienten betrauern. „Jeder verarbeitet diese Trauer anders. Unsere Aufgabe ist es, die Patienten dabei in gute Bahnen zu lenken.“

Nach dem Klinikaufenthalt konzentriert sich David ganz auf das Laufen. Mit Erfolg: 2009 wird er Vizeweltmeister im Sprint über 200 Meter, 2012 holt er Bronze mit der deutschen Sprintstaffel bei den Paralympics, 2013 Bronze bei der WM in Lyon über 200 Meter. „Teilweise war das ein blutiger Weg bis dorthin“, verrät sein Vater. Vom intensiven Training mit den speziellen Carbon-Prothesen, von der eine bis zu 10 000 Euro kostet, riss er sich die Haut an den Stümpfen auf. „Das war sehr schmerzhaft.“

Buch über sein Leben

Unter dem Titel „Sprint zurück ins Leben“ schrieb David seine Geschichte auf. Das Buch inspirierte Künstlerin Silke Ballheimer aus Speyer zu einem Gemälde. Darauf ist David in den Sekunden nach dem Startschuss abgebildet. Als Marathonläuferin setzt sich Ballheimer oft mit Sportmotiven auseinander. „Ich wollte die besondere Stimmung im Wettkampf festhalten, den Moment, in dem das Adrenalin steigt.“

An welcher Stelle der Klinik das Bild hängen soll, stehe noch nicht fest, sagt BGU-Geschäftsführer Ralf Wenzel. Sicher soll es aber ein Ort sein, an dem es von möglichst vielen Patienten gesehen wird. „Als Ansporn und Vorbild.“ Weil ein böser Unfall manchmal auch der Anfang von etwas Gutem sein kann.