Duisburg. Bis Mitte September ist in Duisburg-Ruhrort die begehbare Kunst-Installation „Nomanslanding“ zu erleben. Künstler Andre Dekker erläutert die Hintergründe des „Flüsterdoms“.
Die begehbare Installation „Nomanslanding“, die am Montag an der Mühlenweide zu Wasser gelassen und in den Eisenbahnhafen gezogen worden ist, will eine einmalige Erfahrung vermitteln: Das persönliche Trauern um die Toten des Ersten Weltkriegs.
Dazu läuft das Publikum über zwei Stege übers Wasser in die geteilte Kuppel und besetzt die jeweils 20 Plätze. Dann fahren die beiden Hälften aufeinander zu und werden geschlossen. In der Dunkelheit dieses „Flüsterdoms“ wird eine Sound-Collage mit Texten in acht Sprachen gespielt, in die sich Live-Gesang mischt: Ein Klagelied für die Toten aller Kriege, gesungen im Namen der Toten.
Fünf Künstler haben „Nomanslanding“ entwickelt. Für die Architektur war der Niederländer Andre Dekker zuständig, der nach Ruhrort gekommen war und zuschaute, wie die fünf Meter hohe Kuppel mit einem Durchmesser von zehn Metern, umgeben von einem Zaun, zu Wasser gelassen wurde. Die Plattform, auf der sie steht, misst zwölf mal zwölf Meter und hat einen Tiefgang von 1,50 Meter. Zwei australische Techniker haben die diffizile Konstruktion, die die Künstler entworfen hatten, umgesetzt, erläuterte Dekker, der mit der Künstlergruppe „Observatorium“ bereits an der Ausstellung „Emscherkunst“ 2013 mit der Architektur-Skulptur „Warten auf den Fluss“ beteiligt war.
Besucher hören die Gedanken der Soldaten
Die Künstler hatten den Auftrag, 100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs an die Toten dieser „Urkatastrophe“ zu erinnern. „Die Kuppel ist für uns der Schädel eines Soldaten, der mit dem Tod konfrontiert wird“, so Dekker. In diesem Schädel höre das Publikum sozusagen die Gedanken des Soldaten, die Stimme seiner Mutter, aber auch des Feindes. „Das Publikum sitzt im Dunklen und macht eine sehr persönliche Erfahrung.“ Der Besuch dauert etwa 30 Minuten. „Die erste Zeichnung war so einfach, und dann folgte ein Jahr Knochenarbeit“, sagte Dekker gestern mit Blick auf „Nomanslanding“. „Eine Herausforderung – tonnenschwer, schwimmend und bewegt.“
Dass auch ihre Soldaten im Ersten Weltkrieg gestorben sind, sei im Gedächtnis Australiens, zumal in der Armee sehr bewusst. Die Australier seien vor allem in der Türkei stationiert gewesen. Die acht Sprachen des Textes erinnerten auch an Kriegsteilnehmer wie die Türkei oder Belgien. „Für die Australier war das das Gebet der Nation.“ Und auch bei der nächsten Station 2016 in Glasgow werde an die schottischen Soldaten erinnert.
Da „Nomanslanding“, das Urbane Künste Ruhr im Rahmen der Ruhrtriennale zeigt, nach der offiziellen Eröffnung (Samstag, 15. August, 16 Uhr) bis zum 13. September täglich von 14 bis 23 Uhr geöffnet ist, sind die Sänger übrigens im Schichtbetrieb im Einsatz. Vier Studierende der Folkwang-Hochschule lösen sich ab. „Für Sänger ist die Kuppel wie ein Instrument, da sich der Klang je nach Standort verändert“, sagt Dekker.