Duisburg. . Ein sogenannter „Polen-Böller“ zerstörte in der Nacht zum Sonntag den Balkon der Wohnung eines Ehepaares in Neumühl. Das kam mit dem Schrecken davon, weil es sich gerade nicht draußen aufhielt.

Ein Balkon, in dessen Verkleidung Löcher gerissen sind, ein zerstörter Schrank und ein Bewohner, dem der Schreck am Tag darauf noch in den Gliedern steckt: Bislang unbekannte Täter haben in der Nacht zum Sonntag einen selbstgebastelten Sprengkörper auf den Balkon seiner Wohnung in der Neumühler Gerlingstraße geworfen.

„Das muss was Größeres gewesen sein“, berichtete Peter Hübner am Sonntagmorgen. Gemeinsam mit seiner Frau hatte er am Samstagabend das Schützenfest in Neumühl besucht. „Ich habe mich allein auf den Rückweg gemacht, weil ich Probleme mit dem Rücken habe und nicht mehr stehen konnte“, so der 73-Jährige.

Kurz nach Mitternacht war er eingetroffen, wenig später auch seine Frau. Gemeinsam sahen beide dann noch das Spiel der deutschen Elf bei der Frauenfußball-WM, als eine ohrenbetäubende Explosion der Ruhe eine Ende setze. Ein Sprengkörper, den die Täter auf den Balkon der Erdgeschosswohnung des Mehrfamilienhauses in der ruhigen Wohnstraße unweit des Nordfriedhofs geworfen hatten, ließ die Fensterscheibe und die Verkleidung bersten, zerstörte die Gegenstände auf dem Balkon.

„Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn einer von uns gerade nach draußen gegangen wäre“, sagt Hübner. „Wir wohnen hier noch nicht lange, aber so etwas hat’s meines Wissens bisher nicht gegeben.“

Kriminalpolizei ermittelt

Das ist auch der Stand der Ermittlungen der Kripo, die wenig später am Tatort eintraf. „Wir vermuten, dass es ein sogenannter Polen-Böller gewesen ist“, erklärt die Kripo am Sonntag auf Anfrage der Redaktion. Das müsse nicht bedeuten, dass der Sprengkörper aus dem Nachbarland stamme: „Es ist ein Sammelbegriff für alle Böller, die illegal hergestellt worden sind, und hier keine Zulassung haben.“ Vor allem zu Silvester warnt die Polizei vor den „Polen-Böllern“. Weil sie sofort explodieren, versursachen sie oft schwere Verletzungen – zuletzt starb daran ein 18-Jähriger im Kreis Segeberg in der Silvesternacht.

Weiter geht die Kripo davon aus, dass das Neumühler Ehepaar nur zufällig Ziel der Attacke geworden sei. „Vermutlich wollten die Täter die Wirkung ausprobieren. Es gibt keine Hinweise auf einen gezielten Angriff.“ Nach Abschluss der Ermittlungen muss die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie die Tat nur als Sachbeschädigung bewertet, oder als „Herbeiführen einer Sprengstoff-Explosion“ – ein eigener Straftatbestand. Die Polizei bittet Zeugen, die Hinweise zur Aufklärung geben können, sich unter 0203/280-0 zu melden.