Duisburg. 25 Leser bekamen zum Auftakt der Serie „WAZ öffnet Pforten“ bei einem Rundgang viele Informationen zu Arbeit und Einsätzen der Duisburger Feuerwehr.

Die Jacke hängt in der Halle für den Löschzug griffbereit am Haken, über die beiden Stiefel auf dem Boden ist bereits die Hose gestülpt, die im Ernstfall nur noch hochgezogen werden muss. Denn wenn die Feuerwehr zum Einsatz gerufen wird, muss es schnell gehen. Das ist in der Hauptwache an der Wintgensstraße in Duissern, die 25 Leser zum Auftakt der Serie „WAZ öffnet Pforten“ bei einem fast zweieinhalbstündigen Rundgang ausführlich inspizieren, nicht anders.

Und Rutschstangen gibt es dazu auch. An einer lässt sich Michael Zauner (42), seit 1997 Feuerwehrmann, zu Demonstrationszwecken routiniert-rasant hinuntergleiten und sagt: „Würde ich die Treppe nehmen, wäre die Gefahr des Stolperns zu groß.“

16 Kilogramm Ausrüstung

Michael Haupt (57), Chef der Wache, führt die Gäste in einen hinteren Raum an Spinden und Waschmaschinen vorbei. „Ja, wir waschen alles selbst. Dafür wird jeden Tag einer eingeteilt“, sagt der 57-Jährige mit einem Schmunzeln und geleitet die Besucher durch die Halle für die Rettungswagen in die Atemschutzwerkstatt.

Hier werden die Geräte von Technikern nach jedem Einsatz zerlegt, gereinigt und kontrolliert. Haupt zeigt einen schwarzen Dummykopf, über den eine Atemschutzmaske gezogen werden kann, um deren Dichtigkeit zu überprüfen. Joshua (11) soll anschließend eine Sauerstoffflasche hochheben und muss durchschnaufen. Haupt lächelt: „Etwa 16 Kilogramm muss ein komplett ausgerüsteter Feuerwehrmann mit so einer Flasche zusätzlich stemmen.“

Atemschutzübung

Damit bei den Einsätzen alles reibungslos läuft, muss sich jeder Feuerwehrmann einmal im Jahr einer Atemschutzübung unterziehen. Und dafür gibt es spezielle Räume, zu denen sich ebenfalls die Türen für die WAZ-Gäste öffnen. 30 Meter Endlosleiter steigen oder 300 Meter auf dem Laufband gehören zum Beispiel ebenso zur Übung wie ein komplizierter Parcours in einem Käfigsystem, der bewältigt werden muss – in voller Montur und im Dunkeln.

Joshua darf sich ohne Ausrüstung und im Hellen einmal versuchen. Zwischendurch geht einmal kurz das Licht aus, um einen authentischen Eindruck zu bekommen. Durch den Raum geht ein Raunen der Besucher, die anschließend kräftig applaudieren, als der Junge wohlbehalten wieder unter ihnen ist.

"Bei den Anrufen ist leider alles dabei"

Nach einer Stippvisite in einem Mini-Museum mit einem alten Kranwagen und einer Handdruckspritze bekommen die Gäste einen Einblick in die Ausstattung eines Rettungswagens und erfahren zum Beispiel, dass auch ein EKG ausgelesen und eine Narkose eingeleitet werden können.

Dann geht’s hoch hinaus – zum Beispiel für Kerstin Jung-Hendricks und Tochter Sophia (13), die sich in einem Korb per Drehleiter auf exakt 13,3 Meter hieven lassen. Bei Volker Gieppert und Peter Wessels wird die Leiter anschließend noch ein bisschen mehr ausgefahren. Bis auf 30,3 Meter. „Nur Fliegen ist schöner“, sagt Gieppert nachher mit einem Grinsen im Gesicht.

Vorbei an einer Reihe von Sonderfahrzeugen wie einem Wagen mit 4000 Kilogramm BC-Pulver geht es zum Abschluss in die Leitstelle, die Kommandozentrale. Von dort werden die Einsätze koordiniert. Während des Besuchs geht kein Notruf ein. Das wird aber nicht lange so bleiben. 600 Mal innerhalb von 24 Stunden, so Haupt, wird die „112“ gewählt. Allerdings folgt daraus „nur“ in 180 Fällen ein Einsatz. „Bei den Anrufen ist leider alles dabei“, erklärt Haupt. „Beschimpfungen und manche fragen tatsächlich nach der Uhrzeit...“

95 Prozent Rettungsdiensteinsätze

Sieben Wachen, inklusive der Hafenwache mit Löschboot und kleinem Fahrzeug, gibt es in Duisburg, dazu 500 Berufsfeuerwehrleute und noch einmal genau so viele Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr. Die Zahl der Einsätze lag laut Michael Haupt, Chef der Hauptwache in Duissern, vor 20 Jahren bei 50.000 pro Jahr. Mittlerweile sind es 80.000, davon 95 Prozent Rettungsdiensteinsätze, zum Beispiel Krankenfahrten.

Juristischer Streit um möglichen neuen Standort

Seit 1995 gibt es die Hauptwache in Duissern. Der Anspruch: „Wir wollen spätestens in acht Minuten am Einsatzort sein“, so Michael Haupt, Chef der Wache. Das Problem: „Von hier aus schaffen wir das zum Beispiel nach Hochfeld nicht in der Zeit.“ Als möglichen neuen Standort für den Löschzug mit drei Fahrzeugen, ein bis zwei Rettungswagen sowie Werkstätten – der Rest wie der Rüstzug für schwere technische Hilfsleistungen soll laut Haupt an der Wintgensstraße bleiben – ist längst das Gelände südlich der Mercatorstraße ausgemacht worden. Doch, wie berichtet, gibt es langwierige und andauernde juristische Streitigkeiten um das städtische Grundstück, auf dem auch ein Autohaus gebaut werden soll. Anwohner haben dagegen geklagt.