Duisburg. . Das Bistum Essen weitet die Freiwilligenarbeit auch aufgrund rückläufiger Priesterzahlen aus. Pfarrer Lücking befürchtet in Duisburg keine Vorbehalte.
Bei katholischen Beerdigungen in Duisburg kommen ab sofort auch Ehrenamtliche zum Einsatz. Eine Entscheidung, die das Bistum Essen für all seine Gemeinden getroffen hat – einerseits, um die Freiwilligenarbeit weiter zu stärken und andererseits, um auf rückläufige Priesterzahlen zu reagieren. Rita Osowski, Ulrike Jütten und Elmar Ibels gehören bistumsweit zu den ersten sechs Frauen und Männern, die diese sensible Aufgabe nach einem Jahr Vorbereitung in der Pfarrei Liebfrauen übernehmen. Das Bistum Münster, zu dem Pfarreien im Duisburger Westen und Norden gehören, hat sich hingegen bereits im September 2010 anders entschieden, könne den Beerdigungsdienst derzeit aber trotzdem personell stemmen.
Gegenwind im Bistum Münster
Nur in Münster St. Mauritz gibt es nach Aussage eines Bistumssprechers Ehrenamtliche, die für Bestattungen beauftragt worden sind. Dieses Pilotprojekt sei aber nicht auf das gesamte Bistum ausgeweitet worden. Nach WAZ-Informationen hat es deutlich Gegenwind für diese Pläne gegeben. Dass nach hauptamtlichen Laien wie Gemeinde- oder Pastoralreferenten, die längst neben Priestern Beerdigungen übernehmen, auch Ehrenamtliche eingesetzt werden sollten, ist dort einigen Gemeindemitgliedern offenbar des Guten zuviel gewesen.
Der Duisburger Pfarrer Bernhard Lücking ist überzeugt, dass es diese Vorbehalte in der Pfarrei Liebfrauen nicht geben wird. „Wir bekommen bereits seit einigen Jahren zu Beerdigungen mit unseren hauptamtlichen Laien nur positive Rückmeldungen“, so Lücking. „Und für mich gehört es zum Selbstverständnis der Kirche, dass nun auch Ehrenamtliche diesen Dienst übernehmen.“
Fingerspitzengefühl nötig
Die Neudorferin Rita Osowski (60) ist eine von ihnen. Die Gemeinderatsvorsitzende in St. Ludger arbeitet seit Längerem im Trauercafé Duisburg-Mitte, hat sich zu Beginn des Qualifizierungskurses allerdings schon hin und wieder gefragt, „worauf ich mich da eingelassen, ob ich die Kraft und das nötige Fingerspitzengefühl für diese Aufgabe habe“. Der große Zuspruch aus der Gemeinde habe sie aber in ihrer Entscheidung bestärkt.
Rita Osowski ist am vergangenen Sonntag zusammen mit Ulrike Jütten und Elmar Ibels bei einem feierlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Joseph am Dellplatz offiziell vorgestellt worden. Ab sofort kann auch die Neudorferin in Absprache mit den hauptamtlichen Seelsorgern vor Ort und abhängig von ihren zeitlichen Möglichkeiten bei Beerdigungen eingesetzt werden. „Nervös bin ich schon“, gibt die 60-Jährige ganz offen zu.
Weiterer Qualifizierungskurs ab September
Für weitere Ehrenamtliche, die den Beerdigungsdienst übernehmen möchten, plant das Bistum Essen bereits einen zweiten Qualifizierungskurs ab September – die Anmeldung läuft über die jeweilige Pfarrei. Einen Informationsabend gibt es am Donnerstag, 11. Juni, um 19 Uhr im Bischöflichen Generalvikariat.
In den Duisburger Pfarreien im Süden, Norden und in Stadtmitte des Bistums Essen sind 19 Priester plus 13 Ordenspriester der Abtei Hamborn tätig. Zahlen über Bestattungen liegen bisher nur bis 2013 vor. Sie schwanken seit 2010 zwischen 1200 und 1300 pro Jahr. In den Duisburger Pfarreien im Westen und Norden des Bistums Münster mit derzeit zehn aktiven Priestern gab es zuletzt rund 500 Bestattungen pro Jahr.
Evangelische Kirche: Pfarrer übernehmen Bestattungen
Im Evangelischen Kirchenkreis Duisburg übernehmen Beerdigungen laut eines Sprechers grundsätzlich Pfarrer. „Das können unsere Gemeindemitglieder bei so einer wichtigen Aufgabe erwarten. Allerdings erwarten auch wir einen Mangel an Pfarrern, weil viele demnächst in den Ruhestand gehen“, sagt ein Sprecher. „Derzeit gibt es aber keinen Handlungsbedarf.“
Bei 5695 Bestattungen seit 2010 seien nur zwölf von Prädikanten durchgeführt worden. Fünf dieser ehrenamtlichen Mitarbeiter, früher auch als Predigthelfer bekannt, gibt es derzeit, darüber hinaus rund 60 Pfarrstellen – davon 33 in den Kirchengemeinden. Die restlichen 27 sind Funktionspfarrstellen, zum Beispiel in Schulen, Krankenhäusern und Altenheimen.