Duisburg. Rund 10.000 MSV-Fans haben am Pfingstsonntag auf dem Burgplatz vor dem Duisburger Rathaus den Aufstieg ihrer Mannschaft in die 2. Bundesliga gefeiert.
Aufstiegshelden, Aufstiegswetter, Aufstiegsstimmung: Euphorischer und zugleich friedlicher hätte die Stimmung auf dem Burgplatz vor dem Duisburger Rathaus nicht sein können. Rund 10.000 Menschen sangen sich dort am Pfingstsonntag die Seele aus dem Leib, als sich "ihre" Zebras nach dem offiziellen Empfang im Rathaus erst auf dem Balkon und später auf dem Bühnentruck zeigten.
Angeheizt von Stadionsprecher Stefan Leiwen schallte immer wieder "Nie mehr 3. Liga, nie mehr, nie mehr!" oder "Wir sind alle Duisburger Jungs!" über den Platz. Das Duisburg-Lied von Dagmar Albert Horn stimmen Sänger, Moderator, Mannschaft und Fans gleich drei Mal an. "Duisburg, Duisburg, ich bin in dich verliebt!" - mehr Gemeinschaftsgefühl geht nicht.
MSV-Spieler fahren im Doppeldeckerbus zum Rathaus
Überhaupt glich die Feier vor dem Rathaus einem großen, harmonischen Familienfest. Vom Säugling bis zum Greis hatten sich die Duisburger in weiß-blaue Schale geschmissen, um die Spieler, Trainer Gino Lettieri und Sportdirektor Ivica "Ivo" Grlic würdig zu empfangen. Schon am Hauptbahnhof warteten gut 500 Fans darauf, Mannschaft, Trainer und Verantwortliche hautnah erleben zu dürfen, bevor diese in den roten, offenen Doppeldeckerbus stiegen, der sie über die Königstraße zum Rathaus brachte.
Auf dem Weg strömten die Menschen in Fanmontur aus allen Himmelsrichtungen hinzu und begleiteten den Bus mit Fangesängen und Sprechchören bis zum Burgplatz, wo Tausende bereits die Aufsteiger erwarteten.
Meistertitel verpasst? Egal!
So wie Jens und Steffi Aschenbrenner aus Duisburg: Sie wollten unbedingt bei der Aufstiegsparty dabei sein - also haben sie kurzerhand ihren neun Wochen alten Sohn Lennard mitgebracht. "Beim Spiel gegen Kiel waren wir leider nicht im Stadion, weil wir den Kleinen nicht mitnehmen wollten." Auf dem Burgplatz jedoch haben sie keine Bedenken. Friedlich schläft der Kleine trotz teils ohrenbetäubender Lautstärke im Tragetuch an Papas blau-weiß gekleideter Brust seiner Fan-Zukunft entgegen.
Dass der MSV am Samstag noch knapp den Meistertitel verpasst hat, störte am nächsten Tag niemanden mehr. "Ist doch völlig egal, ob sie Meister geworden sind. Das hier ist einfach geil!", so André Rispel aus Duisburg. Sein Kumpel Levent Aydogan fügt hinzu: "Meister hin oder her, ich habe den ganzen Tag schon Gänsehaut, so toll ist es hier." Dann haben die beiden keine Zeit mehr zu quatschen. Sie müssen singen. Aus voller Brust: "Wir sind Zebras, weiß-blau, unser Club, der MSV, und wir stehen für euch immer hier!"
Und weil Fußball und Gesang untrennbar miteinander verbunden sind, beglückte auch der glänzend gelaunte Zebra-Kader selbst ihre Fans mit dem einen oder anderen Ständchen. Für Keeper Michael Ratajczak etwa hatten die Spieler extra das "Rata-Lied" nochmal umgetextet. In der neuen Version zur altbekannten Melodie von Henry Valentinos "Im Wagen vor mir" werden jetzt auch Ratajczaks stets perfekt liegende Haare gewürdigt.
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Auch spontan brachen die ausgelassenen Zebras immer wieder in Gesang aus. Mehrfach vergeblich versuchten etwa Gino Lettieri - mit weiß-blauen Haaren - oder Ivo Grlic, dem Team, den Fans und Sponsoren zu danken. Ein ums andere Mal unterbrachen die Spieler sie mit einem neckisch geschmettertem "Ach ja - du bist ja auch noch da!". Multiple Bierduschen dagegen, wie nach dem Spiel gegen Kiel, sparten sie sich diesmal. Schließlich schaffte es Lettieri doch noch, sich Gehör zu verschaffen: "Dank eurer großartigen Auswärts-Unterstützung haben wir nur noch Heimspiele gehabt!" Das Fan-Herz hüpfte.
500 Euro für den guten Zweck
Später an diesem sonnen- und endorphindurchfluteten Mittag kam auch OB Sören Link zu Wort. Alle Spiele bis auf eines habe er in der vergangenen Saison gesehen. "Besonders die letzten Spiele waren alle großartig. So ist Duisburg!" Dann wurde es zur Abwechslung etwas ernster: Zlatko Janjic ließ sich auf dem Bühnentruck den Vollbart abrasieren, den er aus Aberglauben seit der 2:4-Niederlage im März bei den Stuttgarter Kickers hatte wachsen lassen.
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Frisör Andrea Messina nahm gemeinsam mit Rolf Wolsink-Malms aus Herne dem Torjäger die Gesichtsbehaarung ab. Wolsink-Malms überreichte im Gegenzug 500 Euro an Branimir Bajic für die von ihm ins Leben gerufene Spenden-Aktion "Helft Katharina", die der elfjährigen krebskranken Katharina zugute kommt.
Ende? Fast. Vorher sangen Zebras und Fans noch einmal gemeinsam. "1902" und - natürlich - das Duisburg-Lied. Wie hätte dieser Tag auch anders enden können? Duisburg, wir sind in dich verliebt.