Duisburg. Das Duisburger Nahverkehrsunternehmen DVG widerspricht der harten Kostenschelte der Düsseldorfer Bezirksregierung.

Bus & Bahn in Duisburg sind nicht dramatisch teurer als bei anderen Revier-Verkehrsunternehmen. Das sagt zumindest die DVG und reagiert damit auf eine heftige Schelte der Düsseldorfer Bezirksregierung aus dem April.

Die Kritik der Regierungspräsidentin Anne Lütkes hatte Wellen geschlagen. In ungewohnt scharfen und fordenden Worten hatte sie die Kosten des Via-Verkehrsverbundes der Städte Duisburg, Essen und Mülheim angeprangert, „dringenden Handlungsbedarf zur Kostenreduzierung“ angemahnt und der Via „nicht mehr zeitgemäße Unternehmensstrukturen“ ins Stammbuch geschrieben.

In ihrer öffentlich gemachten Rüge hatte die Bezirksregierung vor sechs Wochen die Kosten je Einwohner für Bus & Bahn der Via mit denen des Verkehrsunternehmens Bogestra der Städte Bochum, Gelsenkirchen, Herne, Witten und Hattingen verglichen – mit eklatanten Unterschieden. Auf 130,33 Euro je Einwohner beläuft sich danach der Finanzbedarf im Via-Raum, bei der Bogestra liegt er nur bei 84, 76 Euro. Das stieß der Aufsichtsbehörde ebenso übel auf wie der vergleichsweise geringe Anteil des Fahrpersonals bei der Via: Dort liege er gerade mal bei 50,74 %, bei der Bogestra bei 61,7 %, im Bundesdurchschnitt der Verkehrsunternehmen bei 57,4 %. Wasserkopf-Bürokratie? Nach der Rechnung aus Düsseldorf hat die Via einen Überhang von 193 Stellen allein in der Verwaltung.

Auf Augenhöhe mit der Bogestra

Jetzt stellt die DVG eigene Daten dagegen. Die Zahlen aus Düsseldorf seien nur „bedingt verwendbar“, weil es sich für 2013 um Planzahlen gehandelt hätte. Tatsächlich habe der Finanzbedarf laut Via-Ergebnisrechnung bei 115,35 statt 130,33 Euro gelegen. Und laut DVG ist das Duisburger Verkehrsunternehmen quasi Musterschüler im Via-Verbund. Nur 83,91 € je Einwohner betrage das Defizit in Duisburg, also auf Augenhöhe mit der Bogestra (Essen: 130,29 €, Mülheim: 157,24 €). Auch dass die DVG anteilig eine geringe Fahrpersonal-Quote habe, lassen die Duisburger nicht gelten. Nach DVG-Berechnung liegt der Anteil bei 54,57 Prozent. Zudem sei nicht berücksichtigt, dass die DVG zahlreiche Fahrdienste an Dritte vergibt, was den Personalschlüssel senkt. Außerdem: Nahverkehrsunternehmen mit Straßenbahnverkehr wie die DVG hätten unter anderem höheren Werkstatt- und Technik-Personalbedarf als reine Bus-Systeme.

Zugleich brüstet sich die DVG damit, dass sie als einziges Verkehrsunternehmen der Vergleichsstädte in den vergangenen Jahren kontinuierlich das Defizit verringert hat. Doch damit könnte bald Schluss sein: Personal- und Leistungsabbau und unterbliebene Investitionen seien nicht länger tragbar: „Dieses Vorgehen ist in der Zukunft nicht mehr weiterzuführen.“

Düsseldorf hat Verkehrsverbund Via im Visier 

Die Schelteaus Düsseldorf hat einen Hintergrund, nämlich die stockende Kooperation der Verkehrsunternehmen DVG, EVAG und MVG unter dem Dach der Via: Ausdrücklich bezieht sich Regierungspräsidentin Lütkes dabei auf die Berichterstattung in der WAZ, nach der vor allem aus Essen die Kooperation in der Tat in Frage gestellt wird. Misstrauisch macht Düsseldorf ein Lütkes vorliegendes Konzeptpapier der EVAG, „aus dem hervorgeht, dass die Kooperation auf eine Minimallösung reduziert werden soll“.

Die DüsseldorferAufsichtsbehörde fordert die drei Kommunen auf, „öffentlich gewordene Tendenzen zur Rückentwicklung des Unternehmensverbundes“ zu stoppen und empfiehlt dringend eine intensivere Kooperation „bis hin zu einer Verschmelzung der drei Betriebe zu einem Unternehmen. Sie fordert zudem einen „schnellstmöglichen“ Bericht.

Notfallplan für Straßenlinien

Die DVG ist nicht nur im Visier der Regierungspräsidentin, sondern hat weiterhin aktuelle eigene Probleme. Seit Wochen schon gilt ein Notfallplan für die Straßenbahnlinien 910 und 903. Auf den Strecken pendelt auf einzelnen Abschnitten ein Busersatzverkehr oder übernehmen Busse in den Hauptverkehrszeiten die sonst üblichen Zusatztouren der Straßenbahn.

Grund ist die hohe Zahl von Fahrzeugen, die in der Werkstatt sind. Bei Untersuchungen waren gravierende Rostschäden festgestellt worden, die jetzt behoben werden müssen. Wie lange der Notfallplan noch gilt, kann die DVG nicht sagen. Ohnehin müssen die teils 30 Jahre alten Bahnen generalüberholt werden. Dazu hat der Rat aus den Mitteln der beschlossenen Grundsteuererhöhung der DVG zusätzliche sechs Millionen Euro pro Jahr bereitgestellt. Langfristig steht die DVG vor weiteren, dreistelligen Millionen-Investitionen: Die Flotte der Straßenbahnen muss komplett erneuert werden. Dazu haben sich Stadt und DVG verpflichtet. um die VRR-Förderung für die neue Zugsicherung zu bekommen.