Duisburg. Der erste Duisburger ist Montag Mittag in Kathmandu angekommen. Das I.S.A.R-Team ist noch unterwegs Richtung Nepal. Die Uni sammelt Spenden.
Die Nichte musste ohne ihren Onkel die Kommunion feiern, auch die Kumpels werden ohne ihren Freund auf Männertour nach Schottland reisen. Eine andere Art von Hochland ist sein Ziel: Dr. Frank Marx ist Sonntag in einen Flieger Richtung Indien gestiegen. "Als Repräsentant von Malteser International führe ich gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk und der Welthungerhilfe ein Assessment in Kathmandu /Nepal durch", kündigt der Ärztliche Leiter des Duisburger Rettungsdienstes auf seiner Facebook-Seite an.
Montag Mittag ist er in Kathmandu angekommen. Hier wird er sich mit zwei weiteren Malteser-Mitarbeitern aus Tahiti und Thailand treffen und dann mit Vertretern der UN das weitere Vorgehen absprechen. Seine erste Botschaft per SMS: „Insgesamt ist die Versorgungslage der Bevölkerung schlecht, es fehlt an Strom, Grundnahrungsmitteln und Wasser. Aufgrund des Regens werden dringend Zelte und Notunterkünfte benötigt. Außerdem sind Medikamente und Verbandstoffe knapp.“
Das Hilfswerk hat bereits Medikamente und Verbandsstoffe gepackt, die mit dem nächsten verfügbaren Flieger in das Katastrophengebiet gebracht werden sollen.
Die Malteser wollen weitere medizinische Kräfte zur Verstärkung rekrutieren, wenn Marx und seine beiden Kollegen einen konkreten Einsatzplan haben. Marx selbst wird voraussichtlich für zehn Tage vor Ort bleiben.
Bergungs-Experten sitzen noch in Delhi fest
Auch I.S.A.R., die Duisburger Hilfsorganisation, ist mit einem großen Team unterwegs, um vor Ort Hilfe leisten zu können. Die Bergungsspezialisten hoffen, Verschüttete finden und retten zu können. Das 52-köpfige Team ist derzeit in Delhi in Indien und versucht von hier aus, die Weiterreise zu organisieren.
Das wird erschwert durch Nachtflugverbote und Überflugrechte, berichtet Christian Esser aus dem Lagezentrum der Hilfsorganisation. Hier wird mit Hochdruck daran gearbeitet, die Mitarbeiter in das Katastrophengebiet zu bekommen, denn jede Stunde zählt bei der Suche nach Vermissten.
Drei Duisburger auf dem Weg nach Nepal
Aus Duisburg sind drei Experten im Team: Ralf Heuberg von der Berufsfeuerwehr ist für das Management zuständig, Marcus Zinser, ebenfalls von der Berufsfeuerwehr Duisburg, ist als Bergungs-Spezialist dabei, Tim Poluzyn ist hauptberuflich IT-Spezialist und vor Ort ebenfalls für das Management zuständig.
Zum Team gehören auch Statiker, die auf die Sicherheit des Teams achten und die Einsturzgefahr von Gebäuden beurteilen, bevor sich Rettungshunde und Bergungs-Experten an die Arbeit machen. Mit Nachbeben ist immer zu rechnen, aber sie lassen offenbar langsam nach, berichtet Esser.
Uni-Professor lotst Hilfe über seinen Verein nach Nepal
An der Universität Duisburg-Essen wird ebenfalls Unterstützung organisiert. Theologieprofessor Dr. Thorsten Knauth hat vor Jahren mit Freunden den Verein "Siddhartha - Hilfe für Nepal e.V." gegründet, der die medizinische Behandlung sowie schulische Förderung von bedürftigen und notleidenden Menschen unterstützt.
Knauth ist spürbar erschüttert, gerade erst ist er von einer Reise mit Studierenden aus Nepal zurückgekehrt, Buddhismus und Hinduismus hatte sie beschäftigt, die vielen historischen Stätten in Kathmandu, die jetzt dem Erdboden gleichgemacht sind, hatten sie sich angeguckt. "Für uns hat die Katastrophe ein Gesicht, wir können uns sehr konkret vorstellen, was da jetzt los ist", erzählt der Wissenschaftler bewegt.
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Noch nicht mit allen Patenkindern und Freunden hat er Kontakt aufnehmen können. Um sie sorgt er sich sehr. Erleichtert hat ihn ein Telefonat mit Sharmila Shrester, die das Kinderhaus des Vereins in Dhulikhel östlich von Kathmandu leitet. Die Zerstörungen sind hier offenbar nicht so schlimm wie weiter westlich. Mit 30 Kindern verbringt sie jetzt die Nächte draußen in Zelten aus Angst vor Nachbeben. Der Verein finanziert den Waisen und Halbwaisen das Schulgeld und die Unterkunft. Rund 30.000 Euro im Jahr sammeln die Mitglieder dafür ein, organisieren ehrenamtlich die Verteilung der Mittel.
Aus Kathmandu hörte Knauth, dass sich vor allem die hygienischen Bedingungen dramatisch verschlechtern, Ansteckungskrankheiten wie Durchfall und schlimmeres bereits grassieren. Einem glücklichen Zufall ist es zu verdanken, dass auch Siddhartha nichts passierte. Der junge Mann, schwer behindert und mit Vereinsmitteln vor Jahren operiert, war mit seiner Familie übers Wochenende in Dhulikhel zu Besuch. "In Kathmandu hätte er das womöglich nicht überlebt", sagt Knauth.
Der Religionswissenschaftler bittet um Spenden, um den Erdbebenopfern in Nepal helfen zu können. „Momentan fehlt es überall an Lebensnotwendigem: Wasser, Nahrung, Kleidung, Obdach, Medikamente. Bitte helfen Sie uns, damit unsere Partner vor Ort aktiv werden können! Ihre Spende kommt den Menschen in Nepal hundertprozentig und direkt zu Gute“, verspricht er.
Auch UDE-Studierende, die aus Nepal stammen, möchten sich für ihr Heimatland einsetzen und haben zu einem ersten gemeinsamen Treffen am Essener Campus aufgerufen.
Weitere Informationen: http://www.siddhartha-nepalhilfe.de,
Hier kann man spenden:
Spendenkonto für I.S.A.R. bei der Bank für Sozialwirtschaft: IBAN: DE25370205000001182500,
BIC: BFSWDE33xxx. Wer aus dem Festnetz hier anruft: 0900 1188500, spendet automatisch zehn Euro.
„Siddhartha Hilfe für Nepal e.V., Spendenkonto bei der Sparkasse Muldental, IBAN: DE 56 8605 0200 1020 0245 06
Malteser International: Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE 74 3706 0193 0002 0202 70, BIC: GENODED1PAX