Duisburg. Kunst im öffentlichen Raum erhitzt stets die Gemüter und sorgt für Diskussionsstoff wie der „Wolkenfänger“. Wir stellen die anderen vier Wettbewerbsentwürfe vor.
Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Sobald Kunst im öffentlichen Raum installiert werden soll, scheiden sich daran die Geister. Und in der Regel erhitzen sich die Gemüter bereits an den Entwürfen. Was haben die Duisburger gewettert als bekannt wurde, dass Niki de Saint Phalles „Lebensretter“ die Brunnenmeile auf der Königstraße ergänzen sollte. Und der Ex-Direktor des Lehmbruck Museums, Raimund Stecker, hat sich auch Spott und Hohn eingefangen mit seinem rosigen Riesen-David an der Kantpark-Ecke.
Nicht anders ergeht es jetzt dem „Wolkenfänger“ von Rainer Maria Matysik, der aus dem Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung der Bahnhofsplatte als Sieger hervorging. Der geplante Gitterkegel hat sich noch keine Wolke, dafür aber jede Menge Kommentare eingefangen. Nicht nur auf der Straße, auch im Netz wird heftig über das Werk diskutiert. Und dabei ist wahrhaftig nicht jeder Beitrag so humorvoll wie der unseres Lesers Joachim Schulze, der mit dem Zeichenstift den Wolken- zum Punktefänger für den MSV umgestaltet hat.
Kritische Stimmen im Netz
„Wieder so ein Teil, das für viel Geld angeschafft und aufgestellt wird und dann mit den Jahren verkommt, weil niemand für die Pflege dieses Kunstwerkes zuständig ist“, prophezeit jemand im Netz.
„Die Skulptur passt m.E. nicht zum Umfeld (Gebäude im Hintergrund)“, urteilt ein anderer.
„Da fehlt mir wohl der intellektuelle Zugang“, mutmaßt ein Leser bezüglich der von der Stadt in ihrer Auswahlbegründung zitierten Formensprache des Werks, die an Duisburgs Geschichte und Gegenwart anknüpfe. Er meint zudem: „Da passen die drei Einbahnstraßen-Schilder auf dem Bild schon eher in die Gegenwart. Und anstatt einer Wolke hätte man besser einen Geldschein nehmen sollen. Sinnbildlich als „Geldfänger im Zentrum der Pleitestadt“.
Doch auch die Entwürfe der Berliner Künstlergruppe Inges Idee, des Hamburger Duos Andrea Knobloch und Ute Vorkoeper, der Berliner Brüder Jan und Tim Edler und des Bayern Michael Sailstorfer, die in der letzten Runde des Wettbewerbs mit im Rennen waren, hätten sicherlich ebenfalls für reichlich Gesprächsstoff gesorgt.
Die chromglänzende „Riesen-Vuvuzela“ etwa, eingereicht unter dem Titel „Mercator-Katalysator“, die zusammen mit einer großen Schaukel „die komplexen geometrischen und kartographischen Errungenschaften Gerhard Mercators in sinnlich erlebbaren Skulpturen ... individuell erfahrbar“ machen soll. Eher verwirrt hätte wohl das dreiteilige und mehrphasige Skulpturenprojekt „Fragen ins Ungewisse“. Über sieben Jahre lang hätte sich dabei mit Hilfe einer Arbeitsbühne die Frage „Was wirst Du tun?“ im Himmel über Duisburg entfaltet. Dabei sollte die Arbeitsbühne nur eine Woche auf dem Portsmouth Platz stehen und wie es im Text heißt „55 Wochen im Jahr“ (?) als Arbeitsgerät verliehen werden.
Tor mit innerer Treppe
Das „Duisburger Tor“ hätte zwar die Sichtachse vom Bahnhofsausgang in die Friedrich-Wilhelm-Straße ähnlich verbaut wie das „Wahlgerippe“ von Bernar Venet die von der Königstraße auf das Theater der Stadt. Immerhin hätte das Tor über eine innere Treppe bestiegen werden können, so dass man wenigsten vom obersten Punkt aus den freien Blick hätte genießen können.
Eher schlicht nimmt sich der gigantische Mast mit den Flaggen aus, die „Gute Reise“ signalisieren. Sollte damit etwa der gerade in Duisburg Angekommene zur sofortigen Umkehr bewegt werden? Oder was will der Künstler uns damit sagen?