Reisende stranden nach Sturmschäden im Hauptbahnhof Duisburg
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Duisburg. Seit dem Vormittag ist der Nahverkehr der Bahn in NRW eingestellt. Viele Pendler sind am Duisburger Hauptbahnhof gestrandet und suchen Alternativen zur Weiterreise.
Nach dem Streik der Lokführer im vergangenen Jahr ist es ein gewohntes Bild: Wieder stehen Menschen in langen Schlangen vor dem Reisezentrum und den Info-Schaltern der Deutschen Bahn im Duisburger Hauptbahnhof. Rund 200 sind es wohl, die mehr oder weniger geduldig auf neue Meldungen warten.
Doch statt wenigstens auf Verbindungen im Notfahrplan zu hoffen, heißt es dieses Mal: Komplettausfall. Sturmschäden haben den Bahnverkehr in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens zum Erliegen gebracht, auch aus Duisburg setzte sich kaum ein Zug in Bewegung. Um 11 Uhr dann stellte die Bahn schließlich den Verkehr in NRW komplett ein.
Im langen Schacht unter den Gleisen kommt ein Servicemitarbeiter der Bahn langsam außer Atem. "Sie können mit der U79 nach Düsseldorf fahren. Nein, Züge im Nahverkehr fahren nicht mehr", beantwortet er die Frage einer jungen Frau. Dann widmet er sich der nächsten, anderes Ziel, gleiche Antwort. "Mit der Straßenbahn bis Mülheim, dann da umsteigen und bis Essen." "Da bin ich doch eine Stunde lang unterwegs", klagt die Frau.
Der Servicemitarbeiter zuckt mit den Schultern und wendet sich schon dem nächsten Fahrgast zu. An der Theke einer Bäckerei gegenüber lehnt ein Mann und rührt lächelnd in seinem Kaffee. "Ich muss nur auf die andere Seite des Bahnhofs. Gut, dass ich nach Duisburg gezogen bin. Vorher habe ich diese Situation aber auch schon oft genug erlebt."
Über dem Trubel im Durchgang vom Haupt- zum Osteingang steht Markus Kutsch unverzagt am Gleis. "Hier soll gleich ein Zug nach Oberhausen kommen, das hat gerade die Tafel angezeigt." Dass die Durchsagen immer wieder den Zugausfall bis Betriebsende ankündigen, ficht ihn nicht. "Die Hoffnung stirbt zuletzt."
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Um 10.20 Uhr ist er in Erkelenz aufgebrochen, damit er um 13 Uhr rechtzeitig in Oberhausen bei einer Fortbildung ankommt. "Ich bin also schon viel früher losgefahren. Und jetzt wären es mit der Bahn ja nur noch ein paar Minuten", sagt er um kurz vor zwölf. "Wenn das in absehbarer Zeit nicht klappt, rufe ich an, dass ich es nicht schaffe." Am Gleis gegenüber fährt mit mehr als zwei Stunden Verspätung der ICE in Richtung Amsterdam ein. Markus Kutsch widersteht der Versuchung und wartet weiter auf eine Verbindung nach Oberhausen.
Immer mehr Bahn-Fahrer weichen auf die Stadtbahnlinie U79 aus
Der Servicemitarbeiter der Bahn in der Durchgangshalle scheint gute Arbeit zu leisten, die U-Bahngleise unter dem Hauptbahnhof füllen sich. Immer mehr Menschen setzen auf die U79, um nach Düsseldorf zu kommen, entsprechend gedrängt stehen sie schließlich in der Bahn.
Während die Anzeigetafel der Deutschen Bahn Züge mit bis zu 100 Minuten Verspätung ankündigt, sind es hier nur drei Minuten, sieben oder neun, bis es weitergehen kann. Doch dann verschwinden plötzlich die angekündigten Bahnen von der Tafel und in großen Buchstaben wird ein Oberleitungsschaden bekanntgegeben. Jetzt weiß wohl auch der tapfere Servicemitarbeiter der Bahn nicht mehr weiter.
Auch Strecken der "eurobahn" betroffen
Betroffen von den Sturmschäden ist nicht nur die Deutsche Bahn, sondern auch der Anbieter "eurobahn". Gesperrt sind die Strecken Münster - Dortmund (auch die Linie RB 50), Hamm - Unna (auch die Linie RE 13), Duisburg - Düsseldorf (auch die "eurobahn"-Linie RE 3) sowie Unna - Holzwickede (auch Linie RB 59). Auf allen anderen Strecken versucht die "eurobahn" den Betrieb so weit wie möglich aufrecht zu halten.
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