Duisburg. „Jugend forscht“ bewegt auch in seinem 50. Jahr den Nachwuchs zu Höhenflügen. Ein Besuch beim Regionalentscheid in Duisburg.

Zahnpasta aus Bananenschalen? Mit Blicken einen Rollstuhl lenken? Willkommen bei „Jugend forscht“! Seit 50 Jahren spornt der Wettbewerb nun Schüler und Azubis zu enormen Erfindungen und Experimenten an. Verblüffend ist das Niveau, schon beim Regionalentscheid für das westliche Ruhrgebiet und den Niederrhein, gestern bei ThyssenKrupp Steel in Duisburg. „Wir haben nicht nur kleine Einsteins hier“, sagt Leiterin Claudia Lilie. „Es sind ganz normale Kinder.“ Nur dass ihre Idee sie nicht mehr loslässt.

Zahnpasta aus Bananen

1. Preis im Fachgebiet „Biologie“: Irgendwo in Südamerika putzen sie sich die Zähne mit Pulver aus Bananenschalen – lief auf Arte. „Aber was in der Banane könnte Karies eindämmen?“, fragte sich Mikail Bahar (18) vom Maria-Wächtler-Gymnasium in Essen. Er durchwühlte Studien zum Thema und fand Hinweise auf Catechin, einen Gerbstoff.

Mikail bestellte sich also Kariesproben. „In der Schule konnte ich schlecht mit krankheitserregenden Bakterien experimentieren.“ Ein Labor nahm ihn auf. Er lernte Kulturen anzusetzen, verglich Billig- und Biobananen und fand tatsächlich Belege für die Wirksamkeit von Catechin (das übrigens auch in Wein enthalten ist!). Vielleicht nicht als erster, aber eigenständig.

Myirijam Stoetzer (14) und Paul Foltin (15) vom Franz-Haniel-Gymnasium Duisburg-Homberg mit ihrem augengesteuerten Modell-Rollstuhl.
Myirijam Stoetzer (14) und Paul Foltin (15) vom Franz-Haniel-Gymnasium Duisburg-Homberg mit ihrem augengesteuerten Modell-Rollstuhl. © Lars Heidrich

„Ich arbeite nun an einem Verfahren, wie man den Wirkstoff einfacher extrahieren kann“, sagt Mikail. „Natürlich kann er nicht mit einer gekauften Zahnpasta konkurrieren – aber in Entwicklungsländern wäre eine Zahnpasta aus vorhandenen Rohstoffen besser als nichts.“

Auge steuert Rollstuhl

1. Preis, „Arbeitswelt“: Sie sind alte „Jugend forscht“-Hasen mit ihren 14 und 15 Jahren: Im letzten Jahr machte Myrijam Stoetzer den ersten Platz mit ihrem Joggingsimulator (Pulssensor steuert Google-Street-View), Paul Foltin belegte ungefähr fünfmal den zweiten. Nun haben sich die beiden aus der Robotik-AG des Duisburger Franz-Haniel-Gymnasiums zusammengetan und eine Webcam mit einer Infrarot-Leuchte aufgewertet. Das Gehäuse für die Brille haben sie mit 3D-Druck-Technik entworfen. Ihr Computerprogramm kann aus dem Film die Pupillenbewegungen herauslesen. Und nun können sie mit Blicken ein Spielzeug-Auto fernsteuern. Morgen vielleicht einen Rollstuhl.

Die ThyssenKrupp-Auszubildenden Marvin Grabowski, David Grundmann und Moritz Engels (v.l.) präsentieren ihren Stuhl.
Die ThyssenKrupp-Auszubildenden Marvin Grabowski, David Grundmann und Moritz Engels (v.l.) präsentieren ihren Stuhl. © Volker Hartmann

„Jugend forscht“ ist offenbar ansteckend: Pauls kleiner Bruder Theo (11) und sein Freund Alexander Fischer sitzen weiter hinten mit ihrem „verkehrssicheren Longboard“ (mit LED-Beleuchtung). Und am Messestand daneben bewirbt Myrijams Bruder Johann Elias (10) seine „zweistufige Wasserrakete“ aus alten Flaschen, Gardena-Dichtungen und einem Höhenmesser. Die zweite Stufe hat er aber noch nicht gezündet – aus reinem Verantwortungsbewusstsein: „Naja, wenn ein Pilot so eine Wasserrakete sieht ... das wär nicht gut.“

Ein aufrüttelnder Bürostuhl

2. Platz, „Arbeitswelt“: Der Bürostuhl von David Grundmann (21), Moritz Engels (20) und Marvin Grabowski (19) vibriert, wenn man längere Zeit reglos darauf sitzt. So wollen die Azubis von ThyssenKrupp Steel in Dortmund Rückenleiden verhindern, die durch einseitige Haltung entstehen. „Zuerst haben wir für den Vibrationsalarm die Steuerung einer Playstation verwendet“, sagt David, „aber der war zu schwach. Nun stört das Innenleben eines „Massagestabs“ den gesunden Büroschlaf.

Rucola für den Marsflug

Yannik Kruska (links) und Clemens Norff mit ihrer Weltraumkost-Zentrifuge.
Yannik Kruska (links) und Clemens Norff mit ihrer Weltraumkost-Zentrifuge. © Volker Hartmann

2. Preis, „Raumwissenschaften“: Astronauten wollen ja auch mal was Grünes essen, aber wie soll das wachsen im Weltraum? Man müsste Schwerkraft simulieren, dachten sich Clemens Norff (15) und Yannik Kruska (15) aus Wesel. Also bauten sie eine einen Meter hohe Zentrifuge mit Bewässerungskreislauf, in der sie bei 190 Umdrehungen in der Minute Rucola anpflanzen. Und wie groß müsste eine echte sein? „Wir wissen noch nicht, wie viel Salat man braucht für einen Marsflug“, sagt Yannik. „Ich denke, es kommt auch auf die Gewohnheiten des Astronauten an.“

Auch Luca Mischendahl (18) und Florian König (15) vom Steinbart-Gymnasium in Duisburg haben einen ersten Platz gemacht: im Gebiet Mathematik.

Die Träger der ersten Preise sind am 25. März beim Landesentscheid dabei. Die Bundessieger werden Ende Mai gekürt.