Dortmund. Zwei Dortmunder Schüler gewannen einen Jugend-forscht-Preis für eine Schul-App - an ihrer Schule darf die Erfindung aber nicht eingesetzt werden.

Welche Stunden fallen aus, was muss ich zum Unterricht mitbringen, hat der Lehrer noch eine Nachricht zur Klausur geschickt? Zwei Schüler des Phoenix-Gymnasiums in Hörde haben eine App programmiert, die all diese Fragen beantworten kann. Dafür gewannen die Jugendlichen einen Jugend-forscht-Preis - an ihrer Schule darf ihre Erfindung jedoch nicht eingesetzt werden.

Die Idee von Fabian Blechert (17) und Jonas Fleck (18) zielte auf ein Kommunikationssystem, das Informationen intelligent, gezielt und vor allem schnell verteilen kann. "Die bestehenden Möglichkeiten sind viel zu träge", sagt Fabian. Da drängen sich morgens Schülertrauben vor dem Schwarzen Brett, um zu lesen, dass die ersten Stunden ausfallen. Mit dem "Substituter" erhalten die Betroffenen bereits in aller Frühe eine Nachricht auf ihr Smartphone und können sich noch einmal im Bett umdrehen.

Doch das digitale Schwarze Brett kann weit mehr als nur den Vertretungsplan zeigen. "Lehrer können auch Nachrichten schicken oder Material hochladen", erklärt Jonas Fleck, der Programmierer im Team. Für solche Funktionen unterscheiden die beiden Tüftler zwischen Lehrer- und Schüleraccounts mit unterschiedlichen Zugriffsrechten.

Alle Daten liegen auf eigenem Schulserver

Überhaupt haben die beiden den Aspekt Sicherheit und Datenschutz ausführlich berücksichtigt: Jeder Nutzer bekommt einen eigenen Zugriffscode, der in der Regel nur für ein, maximal zwei Geräte einsetzbar ist. Alle Daten liegen auf dem Schulserver, auf dem Mobilgerät werden sie nicht gespeichert. Jeder Schüler erhält nur die für ihn relevanten Daten.

In einer zweiwöchigen Testphase meldeten sich rund 350 Schüler für das praktische Info-System an. "An einem Tag hatten wir fast 13.000 Zugriffe", sagt Jonas. Das System lief einwandfrei und bescherte den Schülern den 1. Preis beim "Jugend forscht"-Regionalwettbewerb im Fachgebiet Mathematik/Informatik und den IHK-Sonderpreis für herausragende Forscherleistung.

"Einzelne Lehrer hatten Bedenken"

Trotzdem nutzt ihre Schule Substituter nicht. "Einzelne Lehrer hatten Bedenken", erzählen die Abiturienten. Von anderen Schulen komme dafür umso mehr Interesse, sagt Fabian und nennt noch einmal die Vorteile gegenüber bisherigen Systemen: Substituter sei unabhängig von großen Softwareanbietern, nutze die bestehende Infrastruktur, sei erweiterbar und für jede Schule individuell einzusetzen.

Das Bestücken der App bedeute keinen Mehraufwand - im Gegenteil. "Wenn heute drei Mal täglich aktualisierte Vertretungspläne ausgedruckt werden, ist das dann mit einem Klick erledigt."

Neue Schulleiterin denkt über Einführung nach

Das klingt auch für die kürzlich ernannte Schulleiterin des Phoenix-Gymnasiums verlockend: "Es sind noch rechtliche und wirtschaftliche Fragen zu klären", sagt Annette Tillmanns. Dann müssten die schulischen Gremien über den Einsatz von Substituter entscheiden. Unabhängig davon sei es aber großartig, was ihre Schüler geleistet hätten, betont sie. "Ich bin beeindruckt."

Ähnlicher Fall in Brackel

Mut macht die Geschichte einer ähnlichen App eines Schülers der Brackeler Europaschule: Sein Vertretungsplan-Programm wurde anfangs durch Lehrer-Sorgen gebremst. Mittlerweile wurde beschlossen, sie einzuführen.