Duisburg. . Seit 20 Jahren tritt Kai Magnus Sting nun vor Publikum auf. Den runden Jahrestag feierte er am Samstag mit vielen bekannten Gästen seiner Zunft im ausverkauften Stadttheater.
Eines muss man ihm lassen: Dafür, dass er nun schon seit 20 Jahren auf der Bühne steht, hat sich Kai Magnus Sting, 37 Jahre alt, gut gehalten. Und wie es sich für einen runden Geburtstag gehört, hat er sich liebe Gäste zu seiner Party eingeladen. Die Fete findet in der guten Stube Duisburgs statt: im Stadttheater.
Die Ränge sind bis unters Dach gefüllt. Mit ihm auf der Bühne stehen Weggefährten, von denen er sich Einiges abgeschaut hat und die ihn in all den Jahren auch begleitet haben. Das Publikum verehrt ihn ohnehin – an der Brüstung des ersten Ranges hängt ein bemaltes Bettlaken mit der Botschaft: „Kai Magnus, hömma, wir lieben dir. Weiße Bescheid.“
Alsmann im altrosa Jackett
Die Gäste sind allesamt Kabarettisten alter Schule. Jochen Busse kann nachempfinden, was es heißt, seit 20 Jahren auf der Bühne zu stehen: „Sie kommen als Künstler in Städte, die sie als Mensch nie besucht hätten. 7300 Tage im Dienst des Frohsinns. Die vielen Rahmschnitzel mit Kroketten nach 23 Uhr. Auftritte in Mehrzweckhallen und Kneipenhinterzimmern. . .“
Kai Magnus Sting sei dafür aber auch hochdekoriert. Busse zählt auf: Abi, Zivildienst, Studium der Neueren Deutschen Literaturwissenschaften, mehrere Kabarettpreise. Seepferdchen. „Wann macht der das alles?“ Auch die anderen bereiten ihm einen warmen Empfang. Das Spardosenterzett und die Philharmonixx bringen ihm ein Ständchen, Götz Alsmann haucht im alt-rosa Jackett samt Band „C’est magnifique“. Erwin Groschek dichtet „Die große Show ist sein Ding, Kai Magnus Sting, Kai Magnus Sting. Für mich ist er der King, Kai Magnus Sting, Kai Magnus Sting.“
Geburtstagskinder dürfen sich etwas wünschen – in diesem Fall hat sich der Neudorfer die Lieblingsstücke seiner prominenten Besucher ausgesucht. Konrad Beikircher philosophiert deshalb über die Inkompatibilität verschiedener Humortypen. Der Schwabe würde nie über bayrische Witze lachen. Beispiel: „Wie entsteht Kupferdraht? Wenn sich zwei Schwaben um einen Pfenning reißen.“ Naja, und Rheinländer und Westfalen. Zum Glück ist er an diesem Abend in Duisburg. In der Stadt zwischen Pott und Rheinland klappt es mit der Verständigung ganz gut.
Erotik-Tipps vom Baumarkt-Leiter
Aber auch die Westfalen sind beliebt, so wie Erwin Groschek. Der beklagt sich über Kondome, deren baldiges Ende der Haltbarkeit ihn unter Stress setzen. Außerdem gehe er ja stark auf die 60 zu, verrät der Mann, der Kai Magnus Sting zunächst als Fan und später als Kollegen kennen lernte. „Neulich hab’ ich WDR 4 angemacht“, sagt er zum Thema Alter – und schiebt hinterher: „Noch find ich’s Scheiße.“
Für Überraschungen sorgt Fritz Eckenga. Zwar sieht Jochen Malms-heimer an diesem Abend aus als würde er frisch aus dem Baumarkt kommen, doch für Witze aus diesem Umfeld ist eben das „Orakel von Dortmund“, Fritz Eckenga, zuständig. Nachdem vor ein paar Tagen eine heiß ersehnte Literaturverfilmung in die Kinos gekommen ist, schlüpft er in die Rolle eines Baumarktleiters, der erotische Tipps gibt: „Wie wäre es denn mal mit Akkubohrer oder Winkelschleifer.“
Alle haben Spaß
Malmsheimer hingegen erzählt vom neuen Nachbarn, offenbar Schauspieler, der den ganzen Sommer seine Rolle übte. Wie er in verschiedenen Nuancen die Szene „Welt, oh, Welt“ nachspielt, treibt nicht nur den 1200 Zuschauern im Stadttheater die Tränen vor Lachen in die Augen, sondern auch Busse, der sich kaum noch halten kann.
Ohnehin haben alle Spaß – und die meisten bleiben auf dem Sofa seitlich auf der Bühne sitzen und lauschen den Kollegen. Zwischendurch gibt Gastgeber Sting ein paar seiner Klassiker zum besten. Am Ende spielen alle einen gemeinsamen Sketch – und werden danach mit stehenden Ovationen gefeiert.
Hanns-Dieter Hüsch war immer sein großes Vorbild
Nicht nur die Gäste auf der Bühne, sondern auch jeder der 1200 Zuschauer im Publikum verbindet mit dem Kabarettisten Sting seine ganz eigene Geschichte. Nina Thielmann hat den Künstler einst in Kettwig erlebt und gehört seitdem zum Fanclub. Wolfgang Hermes kennt eigentlich Stings Frau. „Ich war dabei, als es zwischen den beiden gefunkt hat“, plaudert er aus. Als Hochzeitsgast darf er natürlich auch beim 20. Bühnengeburtstag nicht fehlen. „Ich finde es toll, dass die Kollegen das hier für ihn machen.“ Jan-Pieter Barbian, Leiter der Stadtbibliothek, lobt Sting als „Botschafter für Duisburg“, der überall, wo er auftritt, auch immer die Stadt repräsentiere. Beruflich verbinden ihn mit Sting vor allem schöne Abende in der alten Zentralbibliothek – und dass Sting einer der ersten Buchpaten wurde.
Auch die Verwandtschaft lässt es sich nicht nehmen, dabei zu sein. Zwar wurde ihm früher durchaus geraten, doch bitte etwas Anständiges zu lernen, aber Sting träumte schon als Junge davon, Kabarettist zu werden. Hanns-Dieter Hüsch war immer sein großes Vorbild. Cousin Michael Rose verrät denn auch: „Das war schon früh abzusehen, dass Kai mal irgendwann auf der Bühne stehen würde.“ Bei Familienfeiern halte er sich aber zurück. „Da ist er auch mal ernst. Aber das eine oder andere kennen wir natürlich“, erklärt Petra Rose.