Duisburg. . Kai Magnus Sting stellte in der ausverkauften Zentralbibliothek sein Buch „Immer ist was, sonst wär ja nix“ vor. Geschichten wie ein Formel-1-Kurs – voller Wendungen und Tempo. Das Ziel liegt oft am Start.

Wie kommt man von einem Gespräch mit dem Nachbarn übers Wetter auf Konfuzius und dann auf die „Omma“? Keine Ahnung, aber Kai Magnus Sting schafft das in seinen Geschichten: Wie auf einem Formel-1-Kurs beschleunigt er auf der Geraden, bremst vor scharfen Kurven kurz ab, schafft es haarscharf in die Spitzkehre, lässt seine Verfolger näher kommen, gibt wieder Gas – und brettert schließlich über die Ziellinie, die oft an den Startpunkt zurück führt.

Bloß nicht nachgeben

Auf seinem Heimatkurs in der Zentralbibliothek folgen dem Kabarettisten aus Neudorf am Montagabend 400 Zuschauer – ausverkauftes Haus also für den 36-Jährigen, der sein Buch „Immer ist was, weil sonst wär ja nix“ vorstellt. Sie erleben keine literarisch oder politisch gewichtige Lesung sondern eher ein Kabarettprogramm ohne Bühnenaktion. Sting hat kein Alter Ego erfunden und schlüpft auch nicht verschiedene Rollen, er überspitzt nur den Herrn Sting aus Neudorf, der stets auf Gegenüber trifft, die genauso wenig nachgeben wollen wie er selbst. Zum Beispiel beim Gespräch übers Wetter, das Sting mit „Mir ist kalt“ beginnt, der Nachbar aber behauptet, das mache der Wind, was Sting wiederum strikt bestreitet. Nicht nur an dieser Stelle fühlt man sich erinnert an Loriots Herren im Bad, die darüber streiten, wer fremd in der Wanne sitzt. Der Wind von Stings Nachbarn bläst schließlich über das Schilf, das Konfuzius für seine Glückskeks-Sprüche beugt – und endet bei den Orakel-Sprüchen von „Omma“, die Kai in seiner Kindheit mit ihren Halbsätzen kalt erwischt hat. Der fragte sich, was sie denn wohl sagen wollte mit dem Unvollendeten „Wenn die Füße erstmal kalt sind...“ – ja, was dann? Oder „Ja wirst schon sehen...“ – ja was gibt es denn zu sehen? Oder „Pass auf!“ – ja, worauf den eigentlich? Oder „Man weißet nich“ – ja was denn? Oder dem Unheil verheißenden „Letztlich...“ Nun letztlich lag die „Omma“ im Eichensarg rustikal und Sting wusste, dass ihre Füße dort unten kalt sind.

Sting erlebt und erlauscht die Katastrophen des Alltags, die er ins Absurde übersteigert. Manchmal leben die Geschichten auch davon, dass sie passiert sein können – oder gut erfunden sind. Wie die von Stings Auftritt im „Schwarzen Adler“ in Rheinberg. Er sei gefragt worden, ob Kai Magnus Sting ein Künstlername sei. Nein, Kai habe seine Mutter ausgewählt, der Magnus sei wegen des Standesbeamten hinzu gekommen. Stichwort: Das Geschlecht muss erkennbar sein. Wie bei Rainer, der ein Maria dazu bekommen hat. Schnell ist man beim Gedicht „Der Panther“. Na von wem?, habe er die Rheinberger gefragt, so Sting. Und eine Dame ganz überzeugt reingerufen: „Von Eschnapur!“ Ein Brüller fürs literarisch kundige Publikum in Duisburg.