Duisburg. Die jüdische Gemeinde in Duisburg hat jetzt ihren eigenen Kindergarten. Auch Muslime und Christen haben ihre Kinder dort angemeldet.
„Geschafft. Wir haben es geschafft. Es hat Jahre gebraucht, aber wir haben es geschafft.” Mit diesen Worten begrüßte Jacques Marx, Vorstandsvorsitzender der hiesigen jüdischen Gemeinde die Gäste, die zur Eröffnung des jüdischen Kindergartens gekommen waren. An der Kardinal-Galen-Straße entstand damit der vierte jüdische Kindergarten in NRW. Trotz aller Bestrebungen habe dieser wichtige Baustein in der jüdischen Erziehung der Kinder bisher immer gefehlt, betonte Marx.
„Interreligiosität und Interkulturalität”, so lautet das viel gelobte Motto der neuen Einrichtung. Oberbürgermeister Adolf Sauerland sagte: „Die Chance für ein friedliches Miteinander der Religionen wird hier beispielhaft umgesetzt. Vorurteile werden ab- und zwischenmenschliche Brücken aufgebaut, jenseits von Nationalität und Religion.”
Für Kinder verschiedener Religionen offen
Auch Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden, betonte die Wichtigkeit eines eigenen Kindergartens. Er erinnerte aber auch daran, dass das nicht selbstverständlich sei. „In wenigen Tagen jährt sich der Überfall auf Polen zum 70. Mal und damit auch der Beginn einer schrecklichen Zeit.” Deswegen bedanke er sich ganz besonders bei den Duisburgern für ihre Herzlichkeit und Offenheit der jüdischen Gemeinde gegenüber. In Berlin habe man mit großer Freude vernommen, dass der Kindergarten für Kinder verschiedener Religionen offen sei, so Kramer.
Halise Erez ist Muslimin und hat ihr ältestes Kind im jüdischen Kindergarten angemeldet. „Wir wohnen ganz in der Nähe. Nicht zuletzt deswegen haben wir uns für diese Kita entschieden , außerdem sollen die Kinder voneinander lernen. Integration wird hier gelebt und spielerisch erlernt.” Anfangs habe es in ihrer Nachbarschaft Bedenken gegeben, um die Sicherheit der Kinder. Aber Erez ist sich sicher, sie wird auch ihre anderen beiden Kinder in dem jüdischen Kindergarten anmelden. Zur Eröffnung kamen sogar ein paar ihrer Nachbarn mit, um sich von dem Konzept zu überzeugen. Auch Nicole Vermeulen ist begeistert von dem integrativen Ansatz und hat ihre Tochter angemeldet. „Ich finde es unglaublich wichtig und vor allem sehr spannend voneinander zu lernen”, so die Christin. Sie erhoffe sich, dass ihre Tochter zu einem selbstbewussten und toleranten Menschen heranwächst.
Mit der Anbringung des traditionellen jüdischen Haussegens, der Mesuah, durch den Rabbiner Yaacov Zinvirt an den Türpfosten des Kindergartens und dem Sprechen eines Gebetes wurde das Gebäude auch in ritueller Hinsicht ein Haus jüdischen Lebens.