Für die jüdische Gemeinde geht ein langgehegter Traum in Erfüllung. Duisburg hat bald seinen ersten jüdischen Kindergarten. Am Montag erfolgte der erste Spatenstich.
„Seit zwei Jahren bin ich jetzt mit der Planung des Kindergartens befasst, jetzt starten wir die Umsetzung. Ein schöner Tag”, sagt Jaques Marx, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim und blinzelt zufrieden in die Sonnenstrahlen, die durch das satte Grün der Bäume vor dem ehemaligen Liebfrauen-Kindergarten dringen: „Hier geht ein Traum für die jüdische Gemeinde in Erfüllung.” Ein Traum in traumhafter Lage, denn ein derart weitläufiges, grünes Areal würde man schwerlich in einem Hinterhof der Kardinal-Galen-Straße vermuten.
Bislang stehen 300 Quadratmeter Kindergartenfläche plus schmuckem angrenzendem Abenteuerspielplatz und Spielwiese zur Verfügung. In Abstimmung mit dem Kinderbildungsgesetz des Landes (KiBiz) werden nun noch 120 Quadratmeter Kindergartenfläche angebaut. Am 1. August geht der Kindergarten in Betrieb. Nach Fertigstellung des Anbaus sollen hier fünf Erzieherinnen 34 Kinder in zwei Gruppen betreuen.
Realisieren soll diesen Traum der Architekt Arnd Blömer, der – was für ein Zufall – bereits vor mehr als einem Jahrzehnt den Ausbau des Gebäudes für den katholischen Kindergarten geleitet hatte: „Die Bausubstanz ist völlig intakt. Wie sie sehen, sind neue Fenster im Gebäude. Abgesehen vom Ausbau müssen wir hier nicht kernsanieren sondern nur renovieren”, sagt Blömer.
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 330 000 Euro, einen Großteil davon wird die jüdische Gemeinde allerdings vom Land zurückbekommen: „Weil wir uns an die Vorgaben des Kinderbildungsgesetzes halten, bekommen wir achtzig Prozent der Investitionssumme refinanziert”, sagt Michael Rubinstein, der Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde.
Der Eigenanteil der Gemeinde sei dennoch nur schwer zu stemmen, sagt Jaques Marx: „Wir freuen uns über jede Spende und wären sehr froh, wenn wir für dieses Projekt Unterstützer fänden.”
Das pädagogische Konzept für den Kindergarten sei klar und kreativ, sagt Rubinstein: „Wir legen einen Schwerpunkt auf frühkindliche Sprach- und Musikerziehung, außerdem hat jüdische Religion einen festen Platz.”
Bei aller Freude über Kinder, die eine Chance bekämen, zweisprachig aufzuwachsen, sei der sprachliche Schwerpunkt ganz klar definiert, sagt Rubinstein: „Hier wird deutsch gesprochen! Wenn Kinder Russisch oder eine andere Fremdsprache lernen, ist das klasse. Wir setzen auf kindgerechten Deutschunterricht.” Dies sei der Kindergarten seiner integrativen Ausrichtung schuldig. Marx: „Evangelische, katholische, muslimische und jüdische Kinder sind hier alle willkommen.” Allerdings: „Gegessen wird koscher!” Für viel Gemüse und Milchprodukte dürfte also auch gesorgt sein.