Duisburg. . In historischen Kostümen feiert die Duisburger Zeitzeugenbörse Karneval. Auch 80 Jahre alte Schlager von Heimatforschern können begeistern.

Mitten in den Endspurt der Karnevalssession hinein ehrt die Duisburger Zeitzeugenbörse eine historische Größe des Duisburger Karnevals und mausert sich damit zur närrischen Truppe: Mit dem jecken Abend „Karneval anno Pief in Duisburg“ erinnerte die rührigen Heimatforscher an den Humoristen und Heimatdichter Matthias Lixenfeld – Tusch und Helau in bester Karnevalsmanier.

„Beim Zebra und im Affenstall - Duisburg feiert Karneval“ – so lautet das Motto der diesjährigen NarrenSession. Da passt, dass Lixenfeld schon vor 80 Jahren zur Gründung des Tierparks am Kaiserberg den Karnevalsschlager „Stadt Duisburg kreg en Zoo met Aape dren!“ komponierte. Klar, dass der Gassenhauer am Samstag durch das voll besetzte Vereinsheim des KGV Heimaterde schallte, das mit alten Fotos aus dem jecken Treiben 1928 bis 1950 dekoriert war.

Perfekte Verkleidung

Neben Matthias Lixenfeld waren auch die Duisburger Originale „Peppermünzmariechen“, „Heinebein“ und „Der Vogelprofessor“ sowie Zeitgenossen wie „Pat und Patachon“ mit dabei. Die Verkleidung von Zeitzeugen-Geschäftsführer Roman Nolden als Matthias Lixenfeld war offenbar perfekt. „Dat is ja der Onkel Matthes“, meinte Werner Welsch, Neffe von Matthias Lixenfeld völlig verblüfft beim Einmarsch der Darsteller, berichtet der Zeitzeugenbörse-Vorsitzende Harald Molder, der sich als Programmleiter mit Steffen Ranisch, Präsident der 1. Große Meidericher Carneval Gesellschaft Blau Weiß, einen Profi-Narren an die Seite geholt hatte.

Karnevalsabend nach alter Duisburger Art

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    Heimatforscher Molder, der neben anderen Zeitzeugenbörsen-Mitgliedern an dem Samstag höchstselbst als „oller Sack aus Hochfeld“ in die Bütt ging, erinnert an die jecke Ader von Matthias Lixenfeld: „Seit 1928 war er Karnevalist. Begonnen hat er seine Laufbahn am Karnevalssonntag 1930 im Saal der Reichskrone am Friedrich-Wilhelm-Platz bei einer Sitzung des Turn- und Sportvereins von 1848 mit dem Lied vom Pfeffermünzmariechen“. Es folgte später u.a. die „Hochfelder Serenade“ mit einem schon damals kräftigen Seitenhieb auf die gute Hochfelder Luft. ­Unvergessen ist auch der närrische Wettstreit zwischen dem Kölner Willi Ostermann und Matthes Lixenfeld.

    Stippeföttkestanz der Roten Funken

    In den Jahren vor dem II. Weltkrieg komponierte „Matthes“ fast jedem Rosenmontagszugs-Motto ein passendes Lied. Tausende standen auf dem Burgplatz und sangen mit, als er am Karnevalssonntag Ende Februar 1938 zur Denkmalsweihe des Duisburger Unikums Heinebein sein neues Heinebein-Lied anstimmte. 1938 schrieb er das Volksstück „Der Ölprinz von Hochfeld“, das von den Nazis kurz vor der Aufführung verboten wurde.

    Seine Duisburger Evergreens sind nach wie vor der „Stippeföttkestanz“ der Roten Funken, der „Prinzengardemarsch“ und der „Marsch der Blau Weißen“, zählt Molder Lixenfelds närrisches Vermächtnis auf und erinnert an dessen Lebensleitspruch: “Lieblich ist`s ein Narr zu sein am rechten Ort“.

    Heimatdichter Matthias Lixenfeld 

    Matthias Lixenfeld wurde am 11. September 1899 mitten im Arbeiterstadtteil Hochfeld geboren und verbrachte er dort auch seine Jugend. Im 1. Weltkrieg wurde er noch kurz vor Toresschluss eingezogen. Nach den Kriegswirren lernte er Maschinenbau und fing bei der DEMAG an. Von 1945 – 1948 gab das langjährige Mitglied des „Magischen Zirkels“ nach seinem Eintritt in die „Internationale Artistenloge“ Auftritte als Zauberkünstler „Lixerni“ in amerikanischen Clubs und anschließend auch in Duisburg. 2012 widmete sich eine Ausstellung in Buchholz dem Duisburger Heimatdichter.

    Im Pensionsalter entdeckte Matthias Lixenfeld wieder seine Liebe zu den Rosen. Er schrieb Rosenlieder nach Texten von Gottfried Benn, Clemens von Brentano, Conrad Ferdinand Meyer und Friedrich Rückert. Lixenfeld starb am 20. November 1986 im Alter von 87.