Duisburg. Sogar Schiffsschrauben sollen sie geklaut haben: Die Staatsanwaltschaft wirft acht Männern vor dem Landgericht Duisburg bandenmäßigen Diebstahl vor.

Um Metalldiebstähle großen Umfangs geht es seit Donnerstag vor dem Landgericht Duisburg am König-Heinrich-Platz. Die Anklage wirft acht 24 bis 40 Jahre alten Männern Bandendiebstahl vor. 2012 sollen sie in wechselnder Beteiligung in Firmenhallen und abgestellte Lastwagen eingebrochen sein, um daraus vor allem Metall zu stehlen.

Die Anklageschrift listet 24 Taten auf. Nicht nur in Duisburg soll die Bande aktiv gewesen sein: Mit einer Vielzahl unbekannter Mittäter sollen die Männer auch in Hamm, Gelsenkirchen, im sauerländischen Olpe und im Münsterland unterwegs gewesen sein.

Oft ohne Beute geflohen

In rund der Hälfte der Fälle sollen die Angeklagten ohne Beute geflohen sein, weil ihnen ein Wachmann oder ein aufgeweckter Lastwagenfahrer dazwischenkam. So beispielsweise, als mehrere Täter sich Anfang Mai an einem auf der Sympherstraße in Mittelmeiderich abgestellten Lkw zu schaffen machten. Der Fahrer, der in seiner Kabine schlief, wachte auf, als die Plane seines Fahrzeugs aufgetrennt wurde. Die Diebe brausten davon.

Beute wurde in den Niederlanden verkauft

Die Anklage zeigt, wo das erbeutete Metall abgesetzt wurde: Es soll in die Niederlande transportiert und weit unter Marktwert verkauft worden sein.

Die zehn gestohlenen Schiffsschrauben, mit einem Neuwert von 41.660 Euro wechselten für gerade einmal 6000 Euro den Besitzer. Kupferrohre im Wert von 34.000 Euro, die aus einem Einbruch in Hamm stammten, waren auf dem Schwarzmarkt in Venlo gerade noch 12.000 Euro wert.

Mehr Glück sollen die Angeklagten wenige Tage zuvor gehabt haben: Aus einem Lastwagen, der während der Nacht auf dem Willy-Brandt-Ring in Marxloh geparkt war, sollen einige von ihnen zehn große Barren Zinn erbeutet haben.

In der Regel sollen die Angeklagten und ihre Helfer mit einem oder mehreren Pkw und angemieteten Transportern unterwegs gewesen sein. Häufig waren die Zielobjekte offenbar zuvor ausgekundschaftet worden. So bei einem Einbruch am 25. Mai 2012, als bei einem Schiffsausrüster in Meiderich zehn Schiffsschrauben, von denen jede 200 Kilo wog, verschwanden.

Größter Coup in Kaßlerfeld

Den größten Coup sollen die Täter am 28. April 2012 in einer Spedition in Kaßlerfeld gelandet haben. Dort sollen sie Nickel im Wert von 121.500 Euro erbeutet haben. Aus anderen Firmen verschwanden Kupferrohre oder -kabel.

Im Sitzungssaal herrschte am Donnerstag drangvolle Enge: Acht Angeklagte, neun Verteidiger, drei Dolmetscher und 16 Wachtmeister fanden nur Platz, weil das Gericht eine Sitzordnung wählte, die an eine Schulklasse erinnerte. Die Anklage wurde zunächst in deutscher, dann in rumänischer Sprache verlesen, um das Gemurmel der Dolmetscher in Grenzen zu halten.

Mehrere Angeklagte waren, mit europäischem Haftbefehl gesucht, 2014 in ihrer Heimat Rumänien festgenommen und an die deutsche Justiz überstellt worden. Einer wurde in Italien gefasst.

Da einer der Angeklagten zur Tatzeit noch keine 21 war, findet der Prozess vor der Jugendkammer statt. Sieben Fortsetzungstermine sind geplant.