Essen/Duisburg. Die Pegida-Proteste und mit ihnen auch die Gegendemos erreichen das Ruhrgebiet. In Duisburg und Essen wollen Bürger für Toleranz demonstrieren.

Im Ruhrgebiet formiert sich Widerstand gegen die islamkritische Pegida-Bewegung. Gewerkschaften, Politiker, Kirchen und Bürgerinitiativen rufen zu Kundgebungen gegen eine für Montag geplante Pegida-Demo in Duisburg auf. In Essen hält ein Bündnis "Essen stellt sich quer" an seinen Plänen fest, am Sonntag gegen Islamfeindlichkeit zu demonstrieren.

Ein Aufmarsch von „Hooligans gegen Salafisten“ in der Essener City war zuvor abgesagt worden. DGB-Landeschef Andreas Meyer-Lauber und Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) riefen die Revierbürger dazu auf, sich gegen Pegida zu engagieren. Im Ruhrgebiet sei kein Platz für Rechtspopulisten. Im Internet, auch unter waz.de und auf Facebook diskutieren Hunderte Nutzer über Pegida und mögliche Gegendemos in unserer Region.

"Pott gegen Pegida"

In Duisburg haben die Islamgegner für Montagabend eine Kundgebung angekündigt. Der Aufmarsch am 19. Januar soll nur der Auftakt einer ganzen Reihe von Aktionen an. Bis in den Juni hinein hat Pediga wöchentlich einen Aufmarsch in Duisburg angemeldet.

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Dagegen formiert sich ein Bündnis aus DGB-Gewerkschaftern, Politikern und Bürgerinitiativen. Im Duisburger Süden laden evangelische und katholische Christen sowie Muslime am Wochenende zum „Samstagsspaziergang für Toleranz und Verständigung“ ein.

Bisher konzentrierten sich die Pegida-Bewegung und ihre Gegendemos in NRW auf Düsseldorf, Köln und Bonn. Seit den Kundgebungen am vergangenen Montag in vielen deutschen Großstädten wird auch im Revier der Ruf nach Demonstrationen für Demokratie und Toleranz lauter.

In den sozialen Netzwerken und auf den Internetseiten dieser Zeitung diskutieren Hunderte Nutzer darüber, ob das Ruhrgebiet auf die Straße gehen sollte. Bei Facebook hat sich eine Gruppe "Pott gegen Pegida" organisiert.

DGB-Landeschef: „Rechtspopulisten haben keinen Platz in NRW“ 

Der Landeschef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Andreas Meyer-Lauber, steht ausdrücklich hinter diesem Widerstand gegen Pegida im Ruhrgebiet: „In Düsseldorf haben Tausende am Montag gezeigt, dass sie es genauso sehen. Wir begrüßen es, dass auch in Duisburg eine Demonstration gegen die islamfeindliche Kundgebung der Pegida-Anhänger geplant ist“, sagte Meyer-Lauber unserer Redaktion.

„Gerade im Ruhrgebiet, das vielen Zuwanderern seit Jahrzehnten eine Heimat bietet, sollten die Bürger deutlich klarmachen: Rechtspopulisten und Islamfeinde sind eine kleine Minderheit, für die es auch im Revier keinen Platz gibt.“

Am Montag wollen sich um 18.30 Uhr Pegida-Demonstranten in der Duisburger Innenstadt treffen. Die Organisatoren rechnen mit 500 Teilnehmern. Sie betonen, dass „jegliche Rechtsextremisten ausdrücklich“ von der Demo in Duisburg ausgeladen seien. Der Anmelder der Veranstaltung, Sebastian Nobile, hatte allerdings Kontakte zur rechten Szene. Er war unter anderem Aktivist in der "German Defence League", einer islamfeindlich-rechtsextremen Organisation.

Laut Polizei hat er mehrfach Demos mit rechtsradikalen Anliegen angemeldet. Bei der Bundestagswahl kandidierte er für „Pro Deutschland“ im Saarland. Über Facebook kündigten auch rechte Hooligans aus der Region ihre Teilnahme an.

Forscher: Die Zivilgesellschaft funktioniert

Oberbürgermeister Sören Link (SPD) rief seine Bürger zum Widerstand auf: „In Duisburg ist kein Platz für Hetze und Populismus gegen Religionsgemeinschaften.“ Pegida sei schädlich und gefährlich. Link: „In unserer Stadt kann und wird eine solche Kundgebung nicht unerwidert bleiben.“

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Die Großdemonstrationen gegen Pegida sind nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Klaus Schubert (Uni Münster) der Beleg für eine funktionierende Zivilgesellschaft. „Die Menschen wollen zeigen: Unsere Welt ist eine andere. Und die ist es wert, verteidigt zu werden“, sagte Schubert.

Er nannte die Gegendemos „eine außerordentlich positive Reaktion“ – „zumal nicht die Parteien dazu aufrufen, sondern oft sind es Bürgergesellschaften, denen zuvor das Politikinteresse abgesprochen wurde“. Die Aussage dahinter sei: „Die wichtigen Dinge nehmen wir selbst in die Hand.“ (mk/sat/moc/aka/dpa)

Tausende bei Anti-Pegida-Demos

Licht aus für Pegida – Licht an für den Protest für ein tolerantes Deutschland: ...
Licht aus für Pegida – Licht an für den Protest für ein tolerantes Deutschland: ... © dpa
In Düsseldorf haben am Montagabend (12.1.) mehr als 5000 Gegner...
In Düsseldorf haben am Montagabend (12.1.) mehr als 5000 Gegner... © dpa
... der Anti-Islam-Bewegung Pegida und dessen lokalem Ableger Dügida...
... der Anti-Islam-Bewegung Pegida und dessen lokalem Ableger Dügida... © dpa
... demonstriert. Den 5000 Demonstranten standen nur etwa...
... demonstriert. Den 5000 Demonstranten standen nur etwa... © dpa
... 350 Teilnehmer der
... 350 Teilnehmer der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" gegenüber. © dpa
Wie schon bei der Demo in Köln vor einer Woche wurde auch in Düsseldorf...
Wie schon bei der Demo in Köln vor einer Woche wurde auch in Düsseldorf... © dpa
... an vielen Gebäuden das Licht ausgeschaltet. Auch das Jan-Wellem-Denkmal und...
... an vielen Gebäuden das Licht ausgeschaltet. Auch das Jan-Wellem-Denkmal und... © dpa
... das Alte Rathaus in der Altstadt blieben dunkel.
... das Alte Rathaus in der Altstadt blieben dunkel. © dpa
Gegen-Demonstrant und Cellist Thomas Beckmann baute sich vor den Anhängern der Anti-Islam-Bewegung auf und spielte.
Gegen-Demonstrant und Cellist Thomas Beckmann baute sich vor den Anhängern der Anti-Islam-Bewegung auf und spielte. © dpa
Mehr als 5000 Pegida-Gegner haben am Montag (12.1.) in Düsseldorf demonstriert. Ihnen standen 350 Pegida-Anhänger gegenüber.
Mehr als 5000 Pegida-Gegner haben am Montag (12.1.) in Düsseldorf demonstriert. Ihnen standen 350 Pegida-Anhänger gegenüber. © dpa
Mehr als 5000 Pegida-Gegner haben am Montag (12.1.) in Düsseldorf demonstriert. Ihnen standen 350 Pegida-Anhänger gegenüber.
Mehr als 5000 Pegida-Gegner haben am Montag (12.1.) in Düsseldorf demonstriert. Ihnen standen 350 Pegida-Anhänger gegenüber. © dpa
Mehr als 5000 Pegida-Gegner haben am Montag (12.1.) in Düsseldorf demonstriert. Ihnen standen 350 Pegida-Anhänger gegenüber.
Mehr als 5000 Pegida-Gegner haben am Montag (12.1.) in Düsseldorf demonstriert. Ihnen standen 350 Pegida-Anhänger gegenüber. © dpa
Bei der Pegida-Demo in Dresden kehrten sich die Relationen um: ...
Bei der Pegida-Demo in Dresden kehrten sich die Relationen um: ... © dpa
7000 Gegendemonstranten standen...
7000 Gegendemonstranten standen... © dpa
...25.000 Pegida-Unterstützern gegenüber. Allerdings waren am Samstag schon...
...25.000 Pegida-Unterstützern gegenüber. Allerdings waren am Samstag schon... © dpa
... 35.000 Dresdner für Toleranz und gegen Fremdenhass auf die Straße gegangen. Mit Besen...
... 35.000 Dresdner für Toleranz und gegen Fremdenhass auf die Straße gegangen. Mit Besen... © Getty Images
... fegten die Teilnehmer symbolisch die Fremdenfeindlichkeit aus ihrer Stadt.
... fegten die Teilnehmer symbolisch die Fremdenfeindlichkeit aus ihrer Stadt. © Getty Images
Auch in Dresden demonstrierten Montag (12.1.) tausende Menschen für und gegen die Pegida.
Auch in Dresden demonstrierten Montag (12.1.) tausende Menschen für und gegen die Pegida. © imago/epd
Auch in Dresden demonstrierten Montag (12.1.) tausende Menschen für und gegen die Pegida.
Auch in Dresden demonstrierten Montag (12.1.) tausende Menschen für und gegen die Pegida. © imago/Christian Thiel
Auch in Dresden demonstrierten Montag (12.1.) tausende Menschen für und gegen die Pegida.
Auch in Dresden demonstrierten Montag (12.1.) tausende Menschen für und gegen die Pegida. © dpa
In München gingen 20.000 Menschen gegen Fremdenhass auf die Straße.
In München gingen 20.000 Menschen gegen Fremdenhass auf die Straße. © imago/Michael Westermann
In München gingen 20.000 Menschen gegen Fremdenhass auf die Straße.
In München gingen 20.000 Menschen gegen Fremdenhass auf die Straße. © imago/Michael Westermann
In München gingen 20.000 Menschen gegen Fremdenhass auf die Straße.
In München gingen 20.000 Menschen gegen Fremdenhass auf die Straße. © imago/Michael Westermann
30.000 Pegida-Gegner gingen in Leipzig auf die Straße – und rund 3000 Pegida-Anhänger.
30.000 Pegida-Gegner gingen in Leipzig auf die Straße – und rund 3000 Pegida-Anhänger. © dpa
30.000 Pegida-Gegner gingen in Leipzig auf die Straße – und rund 3000 Pegida-Anhänger.
30.000 Pegida-Gegner gingen in Leipzig auf die Straße – und rund 3000 Pegida-Anhänger. © dpa
30.000 Pegida-Gegner gingen in Leipzig auf die Straße – und rund 3000 Pegida-Anhänger.
30.000 Pegida-Gegner gingen in Leipzig auf die Straße – und rund 3000 Pegida-Anhänger. © dpa
30.000 Pegida-Gegner gingen in Leipzig auf die Straße – und rund 3000 Pegida-Anhänger.
30.000 Pegida-Gegner gingen in Leipzig auf die Straße – und rund 3000 Pegida-Anhänger. © dpa
30.000 Pegida-Gegner gingen in Leipzig auf die Straße – und rund 3000 Pegida-Anhänger.
30.000 Pegida-Gegner gingen in Leipzig auf die Straße – und rund 3000 Pegida-Anhänger. © dpa
In Saarbrücken traten 9000 Saarländer für mehr Toleranz ein und standen 200 Pegida-Protestanten gegenüber.
In Saarbrücken traten 9000 Saarländer für mehr Toleranz ein und standen 200 Pegida-Protestanten gegenüber. © dpa
In Saarbrücken traten 9000 Saarländer für mehr Toleranz ein und standen 200 Pegida-Protestanten gegenüber.
In Saarbrücken traten 9000 Saarländer für mehr Toleranz ein und standen 200 Pegida-Protestanten gegenüber. © dpa
In Saarbrücken traten 9000 Saarländer für mehr Toleranz ein und standen 200 Pegida-Protestanten gegenüber.
In Saarbrücken traten 9000 Saarländer für mehr Toleranz ein und standen 200 Pegida-Protestanten gegenüber. © dpa
In Rostock demonstrierten 2000 Pegida-Gegner. Die Pegida-Demo selbst wurde abgesagt.
In Rostock demonstrierten 2000 Pegida-Gegner. Die Pegida-Demo selbst wurde abgesagt. © dpa
In Rostock demonstrierten 2000 Pegida-Gegner. Die Pegida-Demo selbst wurde abgesagt.
In Rostock demonstrierten 2000 Pegida-Gegner. Die Pegida-Demo selbst wurde abgesagt. © imago/BildFunkMV
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