Duisburg. Keine Spur von hoher Zuwanderung aus Südosteuropa. Die Zahl der in Duisburg gemeldeten Bulgaren und Rumänen ist fast genau so hoch wie vor einem Jahr.
Vor einem Jahr waren die Befürchtungen groß: Aufgrund der Arbeitnehmerfreizügigkeit, die mit Beginn des Jahres 2014 für alle EU-Bürger in Kraft trat, sahen viele eine noch verstärkte Armutszuwanderung aus Südosteuropa voraus. Der CDU-Chef und Bundestagsabgeordnete Thomas Mahlberg prophezeite auf dem Neujahrsempfang seiner Kreispartei einen Zuzug von weiteren 4000 Rumänen und Bulgaren nach Duisburg.
Ein Jahr nach Mahlbergs Prophezeiung zeigt sich: Das Thema ist nach dem Wahlkampf und der Schließung des Schlagzeilen-trächtigen „Problemhauses“ in Bergheim nicht nur aus dem Fokus verschwunden, die Prognosen haben sich auch nicht bestätigt: Die Zahl der in Duisburg gemeldeten Bulgaren und Rumänen ist fast genau so hoch wie vor einem Jahr.
Gemeldete lebten nicht in Duisburg
Allerdings seien die Daten aus der amtlichen Meldestatistik mit Vorsicht zu genießen, sagt Elisabeth Pater, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums, im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Zahl der gemeldeten Zuwanderer bis zum Frühjahr 2014 würde nicht die Wirklichkeit widerspiegeln, da zwar viele Zuwanderer hier ihren Wohnsitz angemeldet hätten, aber gar nicht mehr in Duisburg gewesen seien: „Die Zahl war leicht zu hoch“. Belegen ließe sich das aber erst, seit die Task Force die Meldedaten verstärkt überprüfen kann: Die Grundlage dazu lieferte das neue Wohnungsaufsichtsgesetz.
„Es hat sich gezeigt, dass viele gemeldete Personen gar nicht unter der Adresse gewohnt haben. Insofern lässt sich der Rückgang der Zahlen seit Februar 2014 als eine Art Registerbereinigung verstehen“, sagt Pater. Jedenfalls habe man jetzt „verlässliche Bestandsdaten“. Und die würden zeigen: „Der Zuzug bleibt konstant, er befindet sich auf einem ähnlichen Niveau wie im zweiten Halbjahr 2013“. Zuletzt stieg die Zahl der Rumänen und Bulgaren um rund 200 im Monat an.
Kommunale Anstrengungen
Dass es dennoch ruhiger um das Thema geworden ist, führt Pater auf vielfältige kommunale Anstrengungen zurück: Die Task Force aus zahlreichen Stadt-Ämtern und Polizei geht gegen unwürdige Verhältnisse in Problemimmobilien vor, die Beschulung habe sich verbessert, an den Brennpunkten sei man präsenter, seit Oktober nehmen die neuen Integrationslotsen vor Ort den Druck aus Konflikten. „Wir werden damit nicht nachlassen“, verspricht Pater. Anträge für weitere Programme seien gestellt, gerade erst die Mittel für Arbeitsmarktlotsen genehmigt worden.
Auf den Arbeitsmarkt gelangten bisher aber nur wenige Zuwanderer, vermeldete die Arbeitsagentur gestern. Dort und im Jobcenter hatte man sich zu Beginn 2014 auf Zuwanderer personell und organisatorisch eingestellt - als der Ansturm ausblieb, baute man wieder ab.
Doch wie wird die Entwicklung weitergehen? „Das ist schwer zu sagen. Aber es gibt keinen Grund anzunehmen, dass der Zuzug nachlässt. Deshalb sollten wir uns darauf einrichten, dass der Trend in etwa so bleibt“, sagt Elisabeth Pater.