Neudorf. .
Schon als Vierjährige hat Anna Termöhlen ihre Mutter zum Nähkurs begleitet. Ihr Erstlingswerk war ein Vlies. Später folgten Kissen und Kleidungsstücke. Ihren Weg, später einmal Designerin zu werden, verfolgte die heute 24-Jährige zielstrebig. „Ich habe natürlich auch mal Klamotten im Laden gekauft, sie aber immer mit selbstgenähten Sachen ergänzt.“ Ihr Abi-ballkleid schneiderte sie sich selbst, fertigte später auch andere Abiballkleider für Bekannte, „so musste ich mir keine Gedanken machen, ob es mein Kleid nochmal gibt“ – und bewarb sich nach dem Abi an der Akademie für Mode und Kommunikation „Design Department“ in Düsseldorf. Seit ein paar Tagen hat sie ihre Nähstube im Wohnzimmer gegen einen eigenen Showroom getauscht. „At-elier“ heißt ihr Label. Jede Bluse und jede Jacke ist ein Unikat.
Durch Zufall entdeckt
Durch Zufall hat Anna Termöhlen das Ladenlokal an der Kammerstraße entdeckt. „Guck mal, da mach ich mal meine Boutique auf“, scherzte sie noch mit ihrer Mutter. Der stolze Papa hatte den leer stehenden Raum ebenfalls entdeckt und richtete mit ihr prompt das Atelier ein. „Duisburg ist keine klassische Modestadt, aber ich fühle mich hier wohl. Ich wüsste gar nicht, ob meine Kleidung in Düsseldorf gekauft würde, die meisten wollen dort ihr Geld lieber für große Marken ausgeben.“ Puristisch und minimalistisch ist das Interieur in dem kleinen Laden – genauso wie die Entwürfe. Schick und innovativ sollen die Einzelstücke sein, zum Beispiel aus der Serie „Ana Chi“. „Ich habe mal ein Kinderbuch gelesen von einer Maus, die immer alles verkehrt herum gemacht hat.“ Erst überlegte sie deshalb, die Mode auf den Kopf zu stellen. Dann arbeitet sie allerdings ganz viele Reißverschlüsse ein. Aus einer schlichten Jacke mit Lederoptik wird ein Mantel mit Ethno-Elementen, wenn man nur zwei Reißverschlüsse öffnet.
Ihre Inspirationsquellen sind vielfältig. Ein Tastaturgriff, mit dem Fehler korrigiert werden können, führte sie zu einer Kollektion, in der sie bewusst Fehler einnähte. Die Lasche eines Trenchcoats führt bei ihr von der Schulter zum Revers. Ein Kleid ist falsch geknöpft – und die Fehler wurden mit leuchtendem Garn markiert. Bei einer Bluse hat sie eine Zeichnung ihres Vaters eingearbeitet.
Gemacht ist die Mode für Frauen mit Größe 36/38, „allerdings sind viele Stücke unisex und oversize“, erklärt die junge Modeschöpferin. Statt Knöpfen gibt es manchmal Riegel, so dass sich die Größe individuell einstellen lässt. Bei einem Praktikum beim Designer Christian Wijnants in Antwerpen hat Anna Termöhlen sogar an Stücken mitgearbeitet, die später auf dem Laufsteg zu sehen waren. „Das war ganz schön aufregend.“
Voraussichtlich zwei Kollektionen pro Jahr will sie produzieren. „Ich schaue natürlich schon nach Trends, aber ich gucke mir nicht zu viel in den Zeitschriften an, ich will ja nicht kopieren.“ Vielleicht wird es im kommenden Jahr eine Schau mit Mode made in Neudorf geben.