Duisburg. Im Barbara-Hospital werden die ersten 50 Flüchtlinge erwartet. Bis zuletzt wurde eingerichtet und gefeudelt. Als Willkommensgruß gibt es Schokolade.

Es riecht nach Putzmittel, Zitrusduft. Und ein bisschen nach frischer Farbe. Einen Tag, bevor die ersten Flüchtlinge im Schwesternheim des ehemaligen St. Barbara Hospitals einziehen, wird noch mal gefeudelt. Auf den Fluren werden die letzten Pinselstriche gezogen. „Wir erwarten 50 Personen“, sagt Thomas Voß. Er ist Chef des DRK-Landesverbandes Nordrhein und betreibt im Auftrag des Investors Lemberg die Einrichtung. In drei Jahren sollen auf dem Gelände neue Häuser gebaut werden. Bis es soweit ist, wird das Krankenhaus als Unterkunft für Asylbewerber genutzt.

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„Der Standard ist gut“, lobt Voß, dass noch einmal neu gestrichen wurde. Auch bei der Ausstattung ging der Investor auf die Wünsche des Sozialverbandes ein. In einem Wirtschaftsraum stehen Industriewaschmaschinen. Neben dem Programm und der Temperatur kann man sogar die Sprache einstellen, in der man die Hinweise lesen möchte.

Die Betten in den Schlafzimmern sind einfach und ordentlich. Daneben stehen Spinde. In zwei Fächern und auf drei Haken findet die Kleidung Platz. Viel ist es ohnehin nicht, was die meisten mitbringen. Vier Personen teilen sich einen Raum. Jedes Zimmer hat eine eigene Dusche und Toilette. Die Bleibe wirkt wie eine Jugendherberge. Voß: „Wir achten darauf, Familien gemeinsam unterzubringen. Aber wenn mehrere Alleinreisende kommen, müssen sich Fremde ein Zimmer teilen.“

Flüchtlinge bleiben bis zu zwölf Wochen in Duisburg

Zwischen sechs Tagen und zwölf Wochen bleiben die Flüchtlinge. Diesen Job übernehmen Ilona Adam und Stefan Heinen. Die beiden Beamten der Bezirksregierung Arnsberg haben ein Büro vor Ort und regeln das Asylverfahren. „Bisher habe ich in Essen gearbeitet, da waren die Personen im Schnitt zehn Tage. Viele freuen sich, wenn sie vermittelt werden. Sie wollen endlich ankommen“, weiß Ilona Adam. In welche Stadt die Bewohner am Ende kommen, regelt ein festgelegter Verteilungsschlüssel. „Wenn es Familie in NRW gibt, versuchen wir das zu berücksichtigen.“

Zehra Yilmaz leitet die Unterkunft. Vier Mitarbeiter werden tagsüber Ansprechpartner sein, Sprachkurse anbieten, bei Behördengängen helfen. Ein Angestellter ist über Nacht dort. Elf gehören zum Team. 24 Sprachen beherrschen die Mitarbeiter. „Deutsch und Englisch spricht jeder, viele können außerdem Französisch oder Türkisch. Und sogar afrikanische Sprachen wie Ibu und Ga haben wir im Angebot“, zählt Zehra Yilmaz auf.

Die Türkin, die früher das Begegnungszentrum der Moschee in Marxloh leitete, freut sich auf die Aufgabe. „Ich habe privat schon Flüchtlingen geholfen. Als dann die Stelle für die Zeltstadt ausgeschrieben war, habe ich mich beworben. Aber diese Einrichtung ist viel schöner.“

Sie will auch hier Begegnungen organisieren. Kinder und Jugendliche können das benachbarte Jugendzentrum besuchen, zudem lädt sie Nachbarn und Schulen ein, sich selbst ein Bild zu machen. „Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend. Wir haben säckeweise Spielzeug bekommen. Momentan haben wir gar keinen Platz mehr“, bedankt sie sich. Aus einem Sack lugt eine Kuschel-Kuh, in einem anderen lagern Bälle.

Am Wochenende soll ein Weihnachtsbaum aufgestellt werden. Außerdem liegen kleine Schokoladen-Tafeln bereit. Sie werden an die Flüchtlinge verteilt – als Geste, dass sie willkommen sind.

Mitarbeiter sind selbst einmal geflohen

Hiwa Rashid hat als Lehrer im Irak gearbeitet. Vor 16 Jahren kam er nach Deutschland.
Hiwa Rashid hat als Lehrer im Irak gearbeitet. Vor 16 Jahren kam er nach Deutschland. © FUNKE Foto Services | FUNKE Foto Services

Hiwa Rashid kann sich noch gut erinnern, als er vor 16 Jahren mit seiner schwangeren Frau nach Deutschland flüchtete. 12 000 Dollar hatte er dem Schlepper gezahlt, dass er das Paar aus dem Irak nach Deutschland brachte. „Wir haben Nebenstraßen genommen. Das war ruhiger“, erinnert sich der Lehrer. Im Irak gab es kaum Lebensmittel, keinen Strom. „Alles, was wir dann in Deutschland gesehen haben, war schön“, beschreibt der 41-Jährige die ersten Eindrücke. Sein Lehramtsstudium bekam er zwar nicht anerkannt, aber als Pädagoge durfte er arbeiten. Er engagierte sich für Flüchtlinge und gehört nun zum Team des DRK.

Kengsley Emeh war Profifußballer. Klar, dass er mit den Flüchtlingskindern kicken will.
Kengsley Emeh war Profifußballer. Klar, dass er mit den Flüchtlingskindern kicken will. © FUNKE Foto Services | FUNKE Foto Services

Die Aufgabe von Kengsley Emeh ist klar. Der Nigerianer, der ebenfalls vor zehn Jahren nach Deutschland floh, will mit den Flüchtlingskindern kicken. „Ich war Fußballer in Nigeria, habe fast 25 Jahre gespielt.“ Doch nach einer Verletzung war die Karriere des nun 55-Jährige zu Ende. Auch er will die positiven Erfahrungen an die Menschen, die jetzt ihre Heimat verlassen und nach Deutschland kommen, weitergeben. Er spricht neben Englisch die afrikanischen Sprachen Ga, Hause und Ibu. Die Flüchtlinge will er ermuntern, schnell Deutsch zu lernen. „Das ist wichtig und öffnet Türen.“