Duisburg. Der Fenstersprung von Thomas Middelhoff hat den Duisburger Cartoonisten Martin Tazl inspiriert: Er machte Ex-Karstadt-Chef zum Yps-Helden.
Der arme Mann: Nicht genug, dass er im Juli dieses Jahres einen Offenbarungseid leisten muss, sitzt ihm auch noch anschließend die versammelte Pressemeute im Nacken auf der Jagd nach dem besten Foto, woraufhin Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff das Fenster der Tür vorzieht, raus springt, sich an der Regenrinne entlang hangelt und flieht. „Wie eine Katze übers Dach“ sei er geflohen, schilderte er im Nachhinein einer Nachrichtenagentur.
Gelandet ist er mit dieser hanebüchenen Einlage nicht nur im Hinterhof jenes Hauses in Essen, sondern auch im aktuellen Yps-Heft. Der Duisburger Comiczeichner Martin Tazl hatte eine solche Freude an der Aktion, dass er umgehend beschloss, den Manager, der für ihn ein Abziehbild der „Nieten in Nadelstreifen“ ist, wie er sagt, zum Helden einer Yps-Geschichte zu machen.
Als Ex-Mananger Torsten Mittendorf mit beeindruckendem Überbiss hüpft er im aktuellen Heft, das am 21. November erschienen ist, aus dem Fenster und flieht aus Deutschland, um in Lateinamerika eine Goldader anzugraben. Das wissen das karierte Känguru und seine Mitstreiter natürlich zu vereiteln.
"Ein absoluter Publikumsliebling"
„Das diese Geschichte durch den Middelhoff-Prozess eine solche Aktualität bekommen würde, konnte ich nicht ahnen, als ich angefangen habe sie zu zeichnen“, sagt Tazl. In der Regel nehme er Personen aufs Korn, die er gerne zeichnen wolle und zu denen ihm dann auch sofort Geschichten einfallen. „Oder es sind Geschehnisse, die ich in den Medien finde. Und die Vorlage für sein Comic-Alter Ego hat Middelhoff mit seiner haarsträubenden Fluchtschilderung selbst geliefert. Das passte gut zu dem Thema des Heftes, in dem es um Abenteuer geht.“ Folglich wurde für Tazl das Yps-Känguru zu Indiana Jones und Middelhoff zu Mittendorf. Der allerdings flieht nicht vor jagenden Journalisten, sondern - wie sich am Ende herausstellt - vor seiner Ex-Freundin, der rosa Wuchtbrumme Cindy, dem Mahlzahn.
Furcht, dass ihn mal einer seiner unfreiwilligen Comic-Stars vor den Kadi zitieren könnte, plagt Tazl nicht: „Jede politische Karikatur in einer Tageszeitung ist heftiger als meine harmlosen Comic-Geschichten. Die basieren auf Dingen, die ich gelesen habe, und zu denen mir sofort Bilder einfallen. Ich bin letztendlich doch ein Medienverwurster und meine Geschichten sind purer Blödsinn. Nonsens eben, Quatsch, an dem die Leute ihren Spaß haben.“
In dem nächsten Comic, an dem Tazl bereits arbeitet, werde „ein absoluter Publikumsliebling“ zum Star. Mehr verrät Tazl noch nicht: „Der - oder Diejenige kann damit glücklich sein. Ich bin ja nicht immer auf der Suche nach bösen Geschichten. Meine nächste wird eine gute sein.“