Duisburg. Ewald Laube aus Duisburg kümmert sich seit Jahren um seine Geschwister, die alle an derselben Erbkrankheit leiden. Dafür wurde er nun ausgezeichnet. Der 77-Jährige, den selbst schon Zipperlein plagen, bekam für sein Engagement nun den Versichertenpreis der Novitas BKK.

Hat Ewald Laube Glück gehabt? Fast jedes Mitglied seiner Familie leidet an derselben Erbkrankheit: Die hereditäre spastische Paraplegie lässt die Beine der Betroffenen nach und nach immer schwächer werden, bis das Gehen eines Tages unmöglich wird. Ewald Laube allerdings ist wie durch ein Wunder davon verschont geblieben. Sein Zwillingsbruder Ernst wohnt seit drei Jahren im Awo-Seniorenwohnheim „Im Schlenk“, wo er ihn fast jeden Tag besuchen kommt. Schwester Gerda lebt in Mülheim in einem Rollstuhl, wo Ewald häufig nach dem Garten sieht. Und den großen Bruder Ewald, seit langem bettlägerig, besucht er so oft es geht.

„Ich gehe damit ganz locker um“, sagt Ewald immer wieder. Die Frage nach seiner Motivation scheint der 77-Jährige nicht ganz nachvollziehen zu können. „Ich lebe damit eben“, sagt er. Die Laubes wurden gegen Ende des Zweiten. Weltkrieges in Duisburg ausgebombt. 1944 stand die Familie auf einmal ohne Dach über dem Kopf da. „Da haben wir ja auch weitergemacht“, sagt Ernst. Ewald ist sein Leben lang Junggeselle geblieben. „Gott sei Dank, muss man ja sagen. Was wäre denn, wenn meine Frau mich dann nicht rausgelassen hätte, um den anderen zu helfen“, meint der gelernte Schmied.

Mit Handy immer erreichbar

Sogar ein Handy hat er sich noch zugelegt, damit er immer für jeden erreichbar ist. „Wir alle wüssten nicht, was wir ohne Ewald tun würden“, ist sich Ernst sicher. Seine Krankheit hat er an seinen Sohn Thomas weitervererbt. Der ist inzwischen 45 Jahre alt und sein Vater berichtet mit sichtlichem Elternstolz von seinem Sprössling und dessen beruflichen Erfolgen. Aber auch davon, dass er inzwischen „wie ein alter Mann“ am Stock ginge. „Das Wichtigeste ist mir, dass es meinem Sohn gut geht“, erklärt er mit fester Stimme.

Nun bekam Ewald den Versichertenpreis der Novitas BKK für sein Engagement. Ernst hat ihn dafür vorgeschlagen, ganz ohne das Wissen seines wenige Minuten jüngeren Bruders. So ganz recht scheint ihm die Aufmerksamkeit nicht zu sein, so etwas wie Stolz hat er bislang noch nicht auf sich selbst bezogen empfunden. „Der Stolz kommt vielleicht später mal, wenn ich auf mein Leben zurückschaue. Aber dafür ist im Moment nicht die Zeit da. Das ist ja, als ob ich immer noch auf Schicht ginge“, bemerkt er und ergänzt: „Ich denke nicht an mich selbst, das ist unrealistisch. Ich hab ja auch nie ans Aufgeben gedacht.“

Zipperlein werden mehr

Ewald ist jetzt 77 Jahre alt und die Zipperlein werden mit den Jahren immer mehr. Doch wenn sein Bruder das erwähnt, dann zuckt er nur unwillig mit den Schulter, „Gibt Schlimmeres“, soll das wohl heißen.

Glück ist für Ewald Laube keine Kategorie. Es ist wie es ist, und damit muss er nun umgehen können. Und das macht er ausgezeichnet.