Duisburg. Auf dem gesperrten A 40-Teilstück herrscht eiliger Hochbetrieb: Fünf Firmen sind mit Abriss, Sanierung, Aufbau beschäftigt. Das passiert genau.
Seit der Sperrung der A 40 am Freitagabend laufen die Arbeiten auf dem fünf Kilometer langen Abschnitt der Autobahn. Die ersten Maschinen, die dafür nötig sind, wurden schon vorher auf das Teilstück gefahren. Seither geht es auf der gesperrten Autobahn rund um die Uhr zur Sache: „Wir verantworten den koordinierten Rückbau aller Anlagen, noch nötige Fahrbahnsanierungen und die Verkehrsumlegung auf die neue Brücke“, sagt Projektleiter Erdal Zorlu von der Autobahn GmbH. „Fünf Firmen sind jetzt gleichzeitig in unserem Auftrag hier tätig.“
Deshalb kommt es auf eine gute Planung an – damit sich die Arbeiter nicht im Weg stehen und die Arbeiten bis zum 6. November fertig sind. Dann wird die A 40 auch auf diesem Stück wieder befahrbar sein: über die neue Brücke und ganz ohne lästige Wiegeanlagen für Lkw, die den Verkehr über Jahre ausgebremst haben.
Nach A 40-Sperrung in Duisburg: Fünf Firmen demontieren alle Anlagen
Schon am Samstagmittag ist die Autobahn nicht mehr wiederzuerkennen. Viele Teile sind bereits abgebaut und abtransportiert. Unzählige Lkw, Sattelschlepper und Schwertransporter sind auf der Bahn unterwegs. Sie fahren alles weg, was nicht mehr gebraucht wird: Schilder, Kabelbrücken und unzählige Betonklötze, die pro Stück 750 Kilogramm wiegen.
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Das meiste davon gehört der Autobahn GmbH. Der Kauf war nötig, weil nicht abzusehen war, wie lange die Anlagen benötigt werden. „Alles, was noch funktionstüchtig ist, kauft die Firma zurück. Wir warten gerade auf ein Angebot“, erklärt Projektleiter Zorlu. Was nicht mehr verwendet werden kann, zum Beispiel Schilder mit dem Aufdruck Duisburg-Hochfeld, solle recycelt werden.
Die Betonschutzwände können nur in Etappen weggefahren werden
Ganz besondere Schwergewichte sind die Betonschutzwände. Die sogenannten Fahrbahntrenner hätten Lkw stoppen können, wenn diese im laufenden Verkehr aus der Spur geraten wären. Schwertransporter können jeweils nur sieben Elemente auf einmal laden, so viel Gewicht bringen die Schutzwände auf die Waage.
Arbeiter mit Absturzsicherung bauen in luftiger Höhe Ampeln und Anzeigetafeln ab. Die werden auf selbstgebaute Paletten gepackt, um sie sicher transportieren zu können. Gabelstapler nehmen sie auf und laden sie auf Lkw. Für den Fall, dass eine Palette nicht passt, liegt eine Motorsäge parat. „Was nicht passt, wird passend gemacht“, sagt Zorlu lachend.
Die Sensoren der Lkw-Waagen müssen aus dem Asphalt raus
Gemeinsam mit seinem Team prüft der Projektleiter engmaschig, ob alles im Zeitplan ist. „Schon wenn wir nur Stunden in Verzug sind, schauen wir, woran es liegt. Dann versuchen wir zu optimieren und die Zeit wieder aufzuholen. So ein Projekt stemmt man nur gemeinsam mit allen Firmen“, sagt er. Und: „Neun Tage Zeit für alles, das klingt für Autofahrer, die die Autobahn gerne befahren würden, lang – aber die sind ruck, zuck vorbei.“
Geschichte sind bereits die Lkw-Waagen, die Herzstücke der gesamten Anlage (siehe Kasten). Die Sensoren wurden aus dem Asphalt gerissen, die Kabel durchtrennt. „Das alles muss raus, bevor die Fräse darüber geht“, ruft ein Arbeiter. „Ansonsten kann es gefährlich und teuer werden. Die Teile können die Fräse beschädigen.“ Die endgültige Beseitigung der blauen Kontaktstreifen und Kabel ist Handarbeit: Die Überreste der Lkw-Waage werden weggefegt.
Wiegeanlage A40 wird abgebaut
Gleichzeitig wird zwischen Häfen und Kreuz Duisburg, also in Fahrtrichtung Essen, der Asphalt erneuert – die ständig bremsenden und anfahrenden Lkw haben tiefe Spurrillen hinterlassen. Erst wurden zwölf Zentimeter Asphalt runtergefräst, danach wird eine achteinhalb Zentimeter dicke Binderschicht eingefüllt.
Die Masse ist 140 Grad heiß. Später kommt noch eine dreieinhalb Zentimeter dicke Deckschicht drauf. „Dann haben wir hier jahrelang Ruhe“, sagt Zorlu. Dieses Teilprojekt soll an einem Wochenende über die Bühne gehen.
Was auf den Laien so wirkt, als würde hier auf der Autobahn das ganz große Rad gedreht, ist für Projektleiter und Ingenieur Zorlu Routine. „Ein solches Projekt ist immer eine Herausforderung, aber unser klassischer Job. Nichts Besonderes. Ich mache mir keinen Kopf, alles wird funktionieren.“ Eine große Unbekannte gibt es aber trotzdem: „Was wir nicht beeinflussen können, ist das Wetter. Alles andere haben wir im Griff.“ Das Problem: Bei Regen sind Fahrbahnmarkierungen, nur sehr schwer auf den Asphalt aufzubringen. „Deshalb nutzen wir jede trockene Phase für Markierungsarbeiten.“
>> Lkw gestoppt: Wiegeanlagen auf der A 40
- Seit Ende 2018 wurden Richtung Essen alle Lkw gewogen, die über die A 40-Rheinbrücke fahren wollten, im Sommer 2019 wurde auch Richtung Venlo eine Waage in Betrieb genommen.
- Der Landesbetrieb Straßen.NRW wollte so verhindern, dass überladene Laster über die Brücke fahren und das marode Bauwerk weiter schädigen. Nur so habe sichergestellt werden können, dass die Rheinbrücke hält, bis der Neubau steht. „Dieses Ziel haben wir erreicht“, sagt Zorlu.
- 2022 wurden wegen Übergewichts 13.105 Fahrzeuge abgeleitet, deutlich weniger als 2021, da wurden noch rund 17.000 Brummis gestoppt.