Dortmund/Recklinghausen. Ein Randalierer stirbt nach einem Polizeieinsatz in Dortmund. Dabei wurde auch ein Taser ausgelöst. Die Kripo aus Recklinghausen ermittelt nun.
Erneut ist in Dortmund ein Mann nach einem Polizeieinsatz gestorben. Wie die Behörde am Mittwoch mitteilte, waren die Beamten um 4.36 Uhr am Morgen wegen eines Randalierers an die Kreuzung Am Hartweg/Wittener Straße im Stadtteil Dorstfeld gerufen worden. Der Mann habe sich dabei gegen die Einsatzkräfte gewehrt. Laut Polizei spielte sich der Einsatz auf der Straße ab.
Während des Polizeieinsatzes sei der Randalierer kollabiert und „reanimationspflichtig“ geworden. Die Polizisten hätten die Erstversorgung übernommen, Rettungswagen und Notarzt seien alarmiert worden. Der Mann sei dann in ein Krankenhaus gebracht worden, wo er um 6.18 Uhr gestorben sei.
Polizei Recklinghausen ermittelt aus Neutralitätsgründen
Aus Neutralitätsgründen ermittelt nun die Polizei Recklinghausen zu dem Fall. Wie ein Sprecher am Vormittag bestätigte, kam auch ein Taser zum Einsatz. In welcher Situation das sogenannte Distanzelektroimpulsgerät genau ausgelöst wurde und ob es eine Verbindung damit zum Tod des Mannes gibt, muss noch abschließend geklärt werden.
Ein Polizist sei bei dem Einsatz in den Morgenstunden verletzt worden, so der Recklinghauser Sprecher. Den ganzen Vormittag über sicherten die Beamten rund um den Einsatzort an der Wittener Straße Spuren und befragten Zeugen.
Verstorbener ist 44-jähriger Dortmunder ohne festen Wohnsitz
Nachdem auch Alter und Nationalität des Verstorbenen zunächst unklar geblieben waren, veröffentlichten die Ermittlungsbehörden in den frühen Nachmittagsstunden eine Mitteilung. Demnach muss der Mann vor seinen Tod massiv randaliert haben: Er soll zunächst schreiend umhergelaufen und gegen Autos geschlagen haben, weshalb ein Anwohner die Polizei rief. Als zwei Streifenwagen mit vier Polizisten eintrafen, soll er mit der Faust auf eins der Fahrzeuge eingeschlagen und versucht haben, durch die Beifahrertür einzusteigen. Weil die verriegelt war, soll er an die Fahrerseite gegangen sein und dem dort sitzenden Polizisten mit der Faust gegen den Kopf geschlagen haben. Ein anderer Beamter griff daraufhin zum Taser. Es kursieren Augenzeugen-Berichte, dass der Mann zuvor versucht haben soll, mit dem Streifenwagen davonzufahren. Von offizieller Seite gab es dazu zunächst keine Auskünfte.
Bei dem Verstorbenen handelt es sich laut der Mitteilung um einen 44-jährigen Dortmunder, der zuletzt ohne festen Wohnsitz gewesen sein soll. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war der Mann in der Vergangenheit bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten, vorrangig wegen Eigentumsdelikten wie Diebstählen.
Der Verstorbene wurde noch am Mittwoch obduziert. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft habe die Untersuchung ergeben, dass „eine Kausalität zwischen dem Einsatz des Distanzelektroimpulsgerätes und dem Todeseintritt nicht sicher festgestellt werden konnte“. Der 44-Jährige habe ein „schwer vorerkranktes Herz“ gehabt. Es gebe zudem Anhaltspunkte für eine „erhebliche Alkoholintoxikation“. Weitere Untersuchungen auch zur Frage einer möglicherweise zusätzlichen Einnahme von Betäubungsmitteln stünden noch an.
Ermittler stellen Body-Cams der eingesetzten Polizisten sicher
Laut Staatsanwaltschaft sind die Body-Cams der eingesetzten Polizisten und die Kameras aus den Streifenwagen sicher gestellt worden. Sie sollen nun ausgewertet werden. Ein Sprecher konnte allerdings noch nicht sagen, ob diese überhaupt eingeschaltet waren.
Der Fall weckt Erinnerungen an die tödlichen Schüsse bei einem Polizeieinsatz auf einen 16-jährigen Flüchtling aus dem Senegal im August dieses Jahres. Auch er soll damals randaliert und die Polizisten mit einem Messer bedroht haben. Außerdem hatte er wohl suizidale Absichten. Auch diesen Fall untersucht die Kripo aus Recklinghausen in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Dortmund. Die Ermittlungen richten sich gegen fünf Beamte, von denen einer mehrfach geschossen haben soll.
Die Dortmunder Beamten ermitteln ihrerseits gegen ihre Recklinghäuser Kollegen nach dem Tod eines Randalierers bei einem Polizeieinsatz in Oer-Erkenschwick. An diesen Konstrukt hatte es nach den tödlichen Schüssen auf den Senegalesen öffentlich Kritik gegeben.