Dortmund. Die Email aus Südafrika hat ihn gefreut. Ein Student, der gerade ein Praktikum in Kapstadt absolviert, bedankte sich bei Prof. Michael ten Hompel für die Vorlesung, die ten Hompel in Dortmunder Hörsaal hielt und die auch über die lange Distanz nach Südafrika problemlos zu verfolgen war.

Prof. Dr. Michael ten Hompel hat auch sein Logistik-Lexikon ins Netz gestellt. Foto: Printz
Prof. Dr. Michael ten Hompel hat auch sein Logistik-Lexikon ins Netz gestellt. Foto: Printz © PRINTZ.NET

Der Logistikexperte ten Hompel ist der einzige Professor an der TU Dortmund, der das Internetportal Youtube nutzt, um seine Vorlesungen für seine Studierenden in alle Welt zu liefern.

Hits wie Michael Jackson kann ten Hompel natürlich nicht auf Youtube landen. Während der kürzlich gestorbene Popstar auf über 20 Millionen Abrufe beispielsweise bei seinem Video-Song „Dangerous” kommt, hatte ten Hompel mit seiner Vorlesung „Logistik I” gerade mal 2792 und mit der Vorlesung „Materialflusssysteme” 538 Aufrufe erreicht. Aber das sei auch gar nicht anders zu erwarten. Warum You-tube? Warum gleich vier Vorlesungsreihen des Grundstudiums in voller Länge? „Ich habe viele Vorlesungen immer morgens um 8.15 Uhr. Wenn sie dann in rotgeränderte und übermüdete Studentenaugen schauen, oder die gar nicht erst kommen, dann sucht man nach einer Verbesserung,” so ten Hompel. Das Internet-Video - eine Standkamera zeigt den Professor, der das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Systeme leitet und den TU-Lehrstuhl Förder- und Lagerwesen innehat - sei ein ergänzendes Angebot zur Hörsaal-Vorlesung: „Die jungen Menschen wachsen mit der neuen Technik auf. Wer das mitmacht, erreicht einfach mehr Studierende und er erreicht sie leichter.”

Der Logistikfachmann ten Hompel hat auch schon eine andere Internet-Aktivität hinter sich, die „sehr mühselig und auch langwierig” war. „Ich habe das alles selbst eingetippt, Stichwort für Stichwort”, errinnert sich der Fraunhofer-Forscher an die Vorarbeiten für das von ihm und Volker Heidenblut geschaffene Taschenlexikon Logistik, dass schon eine ganz Weile – wie der große Bruder, das Internet-Lexikon „Wikipedia” – als „Logipedia” im Netz steht (www.logipedia.org).

Die Zahl der Internetangebote der TU-Professoren ist nicht bekannt. Auch nicht bei Prof. Ramin Yahyapour, dem Direktor des IT- und Medien-Centers der TU Dortmund. Das Engagement von ten Hompel sei eindeutig ungewöhnlich. Es sei auch sehr aufwändig und lasse sich nicht für alle Gelegenheiten nutzen. Da wo zum Beispiel getestet wird, werde der Student wohl immer ins Labor gehen müssen.

Das IT- und Medien-Center leistet technische und Beratungshilfe für die TU-Dozenten. Die wird zunehmend nachgefragt. „Eine Web-Seite hat heute praktisch jeder Professor”, weiß Yahyapour. Aber schon bei den Skriptendiensten wird es unübersichtlich: Wer welche Vorlesungsmitschriften bietet, sei zentral nicht zählbar. In den Fakultäten werde das autonom – mehr oder weniger – organisiert.