Der Stargast trat keinesfalls wie ein Star auf: Gemessenen Wortes versuchte Dr. Gabriele Pauli, die Politikerin, die mit zum Sturz des Bayern-Königs Edmund Stoiber beigetragen hatte, rund 50 Zuhörer davon zu überzeugen, ihr als Spitzenkandidatin der Freien Wähler zur Europawahl ihre Stimme zu geben.
Die BürgerListe Dortmund, die dem Verbund Freie Wähler (FW) angehört, hatte Pauli eingeladen.
Dr. Thomas Reinbold, der die BürgerListe im Rat anführt: „Wir sind froh, dass wir mit solch einem Zugpferd für uns werben können.” Zu den FW-Europawahl-Kandidaten gehört auch der Dortmunder Hans-Dieter Pohlschröder.
Der Zulauf zu den vielen Wählergemeinschaften in Deutschland sei kein Zufall. Weder in Bayern, wo Pauli 18 Jahre lang Landrätin war, noch in Westfalen möchten die Menschen weiter den Filz und zementierte Parteistrukturen ertragen, so Pauli. Wer bei den FW mitmache, wolle keine politische Karriere machen, der habe in der Regel bereits eine solide Grundlage. Pauli: „Ich bringe mich ein, damit ich was bewege.”
In der Sache Europa berichtete Pauli im Zusammenhang mit einer 80-Mio Euro-Subvention von „kriminellen Machenschaften, hinter denen der rumänische Geheimdienste steckt” und von Europa-Beamten, die von Lobbyisten aus der Industrie verwöhnt werden, indem diese ihnen viel Arbeit durch „verabschiedungsreife Entwürfe” für Gesetze und Verordnungen abnähmen. Mehr Demokratie vor Ort müsse in Europa durch Bürger- und Volksentscheide ermöglicht werden.
Begrüßt wurde Pauli gestern auch von Petra Zielazny (51), der Oberbürgermeister-Kandidation der BürgerListe für Dortmund. Die Prokuristin in einer Bank, die sich lange als Wechselwählerin im politischen Raum bewegte und 1999 zur BürgerListe kam: „Man merkt, dass die Unzufriedenheit bei den Bürgern zunimmt und sie nach einer echten Alternative suchen”. Sie selbst habe nicht den Weg durch eine der etablierten Parteien gesucht, weil dort die Gefahr bestehe, sich so lange in den festen Strukturen aufzureiben, dass man die Energie verloren hat, wenn man sich dem Ziel des Einsatzes schließlich genähert habe.
Gibt es ernsthaft überhaupt eine realistische Chance für sie als OB-Kandidatin? Zielazny lächelt: Bei sechs Kandidaten, die antreten, könnte man mit 18 % der Stimmen OB werden.
Für die kommenden Wahlkämpfe hat die BürgerListe aufgerüstet: 6000 Wahlplakate, Kugelschreiber, Chips für Einkaufswagen und 100 000 Flyer stehen zur Verfügung. Eine Materialschlacht wie bei vermögenden Parteien werde es nicht geben, so Reinbold.