Dortmund. Eine Stunde Fahrt mit einer sterbenden Katze im Arm? Im Haustier-Notfall kommen Tierhalter schnell an ihre Grenzen. Jetzt gibt‘s Hoffnung.

Samstagabend, 22 Uhr. Der Hund wird krank. Schwer krank. Alle Dortmunder Tierpraxen sind dicht, geregelte Notdienste gibt es kaum. Jetzt kann nur noch eine Tierklinik mit 24-Stunden-Präsenz helfen – aber... wo ist die nächste? Vor allem aus dem Dortmunder Osten sind die Wege weit: Erreichbare Tierkliniken gibt‘s nur noch in Recklinghausen, Duisburg und Ahlen.

„Die Leute müssen mit einem kranken Tier anderthalb Stunden fahren, bis sie Hilfe bekommen“, weiß Architekt Jochen Grimm. Der Holzwickeder hat selbst zwei Hunde und weiß: Ein tierischer Notfall bringt Tierhalter an ihre Grenzen. „Es herrscht großer Mangel. Wir haben bisher immer Glück gehabt. Nur einmal waren wir kurz davor, zur Klinik fahren zu müssen“, sagt er erleichtert. Aber aus seinem Umfeld kennt ihr die Geschichten voller Stress, Sorge und langer Fahrtwege.

Neue Tierklinik bei Dortmund geplant – Einzugsgebiet bis in den HSK

Jetzt haben Architekt Grimm und sein Kollege Maximilian Holterhöfer ein Projekt gestartet, das dem Hundebesitzer auch persönlich am Herzen liegt: Am Kamen Karree in der Nähe der A1 soll in den nächsten Jahren eine neue Tierklinik entstehen – nur rund 5 Kilometer Luftlinie von der Stadtgrenze zu Dortmund entfernt. Rund 60 Mitarbeitende soll sie haben und rund um die Uhr geöffnet sein.

Das Einzugsgebiet ist riesig: „Dortmund, die Kreise Unna und Soest, der Märkische Kreis, sogar der HSK“, zählt der Projektentwickler auf. „Überall dort gibt es aktuell keine Tierklinik.“ Die Nähe zum Kamener Kreuz mache die Klinik aus allen Richtungen besonders gut erreichbar.

Tierklinik für 10 Millionen Euro: Baustart 2025 – Fertigstellung 2027

Ein Grundstück haben sie schon – auch Investoren sind im Boot. Baustart soll 2025 sein, die Fertigstellung ist für 2027 geplant. Die neue Tierklinik soll am Rande eines Gewerbegebiets liegen, erklärt der Architekt. Wichtig ist ihm: „Wir haben ein großes Grundstück um das Gebäude herum, auch eine Auslauffläche. Und in der Nähe sind Wiesen und Felder.“ Gassigehen sei also drin. Auch genug Parkplätze soll es gebe – inklusive Wohnmobil-Stellplätzen: „Viele Wohnmobil-Besitzer haben Hunde“, weiß Grimm aus eigener Erfahrung. „Wenn der Hund mal ein paar Tage in der Klinik bleiben muss, können Besitzer von weiter weg im Wohnmobil direkt an der Klinik bleiben.“

10 Millionen Euro soll die Tierklinik am Kamener Kreuz kosten. Vor allem die technische Ausstattung schlage ins Kontor, erklärt Projektentwickler Maximilian Holterhöfer: „Technisch ist die Tierklinik mit einem kleinen Krankenhaus vergleichbar – unter anderem ist sie ausgestattet mit CT, MRT und Kernspin.“ Zudem gebe es ein Labor, OPs und mehrere Wartebereiche, damit nicht alle Tiere im selben Raum ausharren müssen. „Man kennt das ja“, meint Architekt Grimm nur: „Hunde und Katzen im selben Zimmer ist nicht immer lustig.“

60 Mitarbeitende: „Schwierig, aber am Personal wird‘s nicht scheitern“

Am Erfolg der Tierklinik zweifelt Grimm nicht. „Von Leuten, die keine Tiere haben, wird man zwar manchmal belächelt. Aber die bestehenden Tierkliniken laufen hervorragend“, sagt er. „Das trägt sich finanziell allein. Die Umsatzprognose ist gut.“ Die Preise für Notfall-Behandlungen, OPs, Standard-Eingriffe oder Impfungen kenne er zwar nicht. „Aber auch in einer Klinik gilt die festgelegte Gebührenordnung.“

Ein Problem gibt‘s allerdings noch: das Personal. „Das ist wie überall schwierig, aber daran wird‘s nicht scheitern“, ist sich Jochen Grimm sicher. Das Rumpf-Team sei schon beisammen, obwohl es erst in drei Jahren losgeht. Zum Start soll die neue Tierklinik mit 25 bis 30 Mitarbeitenden besetzt sein – rund 10 Ärzte und Ärztinnen, 15 Pfleger plus Verwaltungskräfte. Später sollen es bis zu 60 Mitarbeitende werden. „Einfach wird das nicht, deshalb fangen wir früh an zu suchen“, sagt Architekt Grimm. Damit es 2027 auch wirklich losgehen kann. So lange müssen sich Tierhalter in der Region noch mit weiten Wegen begnügen.