Dortmund. Ob geerbt, gefunden oder gekauft: Viele Besitzer wissen nicht, was ihre Kunstwerke wert sind. In Dortmund-Marten hilft ein Experte – kostenlos.

Jeden dritten Mittwoch im Monat können Kunstbesitzer ihre Gemälde und Druckgrafiken in die Nachbarschaftswerkstatt „Meilenstein“ in Dortmund-Marten bringen. Bares für Rares gibt es hier zwar nicht, dafür aber die Expertise von Michael Dückershoff, Leiter des Westfälischen Schulmuseums, studierter Kunsthistoriker sowie Historiker.

Für den Termin im März haben sich drei Teilnehmer angemeldet und jeweils eine Zeitspanne zugeteilt bekommen. Die Anmeldung ist erforderlich, damit niemand mit seinem Kunstschatz bei Wind und Wetter Schlange stehen muss.

Diese Mieze ist einige Mäuse wert

Ein Ehepaar aus Dortmund-Kley hat ein Bild des Malers und Grafikers Frank Jäger dabei. Es war ein Geschenk des Künstlers persönlich, der die Katze im Jahr 1997 gemalt hat. Michael Dückershoff recherchiert kurz zum Urheber des Gemäldes, checkt die Marktpreise von Jägers Kunst. Und hat eine gute Nachricht für das Paar: Die Mieze könnte mittlerweile mehrere Hundert Euro wert sein!

Diese Katze von Künstler Frank Jäger könnte rund 500 Euro Wert sein.
Diese Katze von Künstler Frank Jäger könnte rund 500 Euro Wert sein. © Funke Medien NRW | Lisa Goedert

Das Ehepaar mag das Katzenbild und will es gar nicht erst verkaufen, wird jetzt aber noch besser darauf Acht geben. Tipp von Experte Dückershoff: „Passen Sie auf, dass das Bild kein Sonnenlicht abkriegt. Grüntöne verblassen gerne, das Papier könnte gelblich werden.“

Mehr Schein als Sein

Das Dortmunder Ehepaar hat ein weiteres Werk mitgebracht, das mit dem Namen „Börner“ gezeichnet ist. Das Gemälde macht einen wertigen Eindruck, entpuppt sich jedoch als Massenware. Dückershoff: „Dies Bild ist vermutlich vielfach und für den Markt gemalt worden, um zu verkaufen.“ Das sei bei sogenannten „Charakterköpfen“ oft der Fall.

Dieses hochwertig anmutende Bild mit dem schönen Vintage-Rahmen ist leider nicht viel wert.
Dieses hochwertig anmutende Bild mit dem schönen Vintage-Rahmen ist leider nicht viel wert. © Funke Medien NRW | Lisa Goedert

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Martin Hiddemann aus dem Dortmunder Norden hat im Nachlass seines Vaters eine Ikone gefunden und möchte vor allem wissen, ob diese echt ist. Dückershoff nimmt das auf Holz gepinselte, religiöse Gemälde vorsichtig in die Hand, dreht es, liest den Aufkleber auf der Rückseite, sagt dann: „Die ist auf jeden Fall echt. Das ist etwas für das Ikonenmuseum in Recklinghausen.“

Martin Hiddemann will die Ikone an das Recklinghäuser Museum spenden. Sie soll laut Angaben auf der Rückseite Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden sein und wurde zwischenzeitlich mal auf 1500 DM geschätzt.
Martin Hiddemann will die Ikone an das Recklinghäuser Museum spenden. Sie soll laut Angaben auf der Rückseite Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden sein und wurde zwischenzeitlich mal auf 1500 DM geschätzt. © Funke Medien NRW | Lisa Goedert

Ein Falscher de Hooch

Bernd Kämpf und seine Frau sind aus Castrop-Rauxel nach Dortmund-Marten gefahren. Sie haben die Replika eines Werkes des niederländischen Künstler Pieter de Hooch dabei. Dückershoff: „Ein sehr guter, veredelter Druck, vermutlich aus den 60er Jahren. Es ist sehr genau nachgemacht, eine relativ teure Reproduktion.“

Der Fachmann erklärt, dass es sich bei dem Bild um sogenannte „Faksimile Kunst“ handelt – also einen Druck, der bearbeitet wurde, um die Illusion eines echten Leinwandgemäldes zu erzeugen. Der ist allerdings auch sehr viel weniger Wert als ein Original. Und ihm fällt noch etwas auf: „Das Bild müsste gereinigt werden. Am besten mit Speichel auf einem Wattestäbchen. Im Speichel sind Enzyme drin, die den Schmutz lösen.“ Dückershoff rät dem Paar, das Bild bei Ebay anzubieten, es könnte dort bis zu 200 Euro erzielen.

Die gerahmte Replika hat das Ehepaar vor 40 Jahren bei einer Haushaltsauflösung für wenig Geld erstanden.
Die gerahmte Replika hat das Ehepaar vor 40 Jahren bei einer Haushaltsauflösung für wenig Geld erstanden. © Funke Medien NRW | Lisa Goedert

„Von null bis vierstellige Beträge“

Ingo Rößler vom Förderverein Dortmund-Marten und Germania e.V., Träger der Meilenstein-Nachbarschaftswerkstatt: „Wir hatten hier schon alles – von null bis vierstellige Beträge.“ So sei vor einigen Wochen eine Frau dort gewesen, mit einem Gemälde, das Hirsche in einem Wald zeigt und der renommierten „Düsseldorfer Malerschule“ zugeordnet werden konnte. Wert: mehrere Tausend Euro!

„Einen exakten Wert zu bestimmen, ist immer schwierig“, sagt Dückershoff. Wenn jemand Interesse daran hat, seine Kunst zu veräußern, dann vermittelt er den Besitzern Adressen von passenden Auktionshäusern und Antiquitätenhändlern.

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