Dortmund. BVB-Partys am Borsigplatz haben Tradition. Aber wieso? Dass BVB-Fans bei Meisterfeiern ins Herz der Dortmunder Nordstadt pilgern ist Nostalgie.

Bei jeder Meister- oder Pokalfeier des BVB pilgern Tausende Fans in die Dortmunder Nordstadt. Das hat einen einfachen Grund: Hier liegt die Gründungsstätte des Vereins – und Sinnbild dafür ist der imposante Borsigplatz unweit der alten Hoesch-Westfalenhütte (heute ThyssenKrupp).

Der Verkehrskreisel mit gigantischer Rasenfläche in der Mitte ist nicht nur städtebaulich einzigartig. Er taugt auch für traumhafte Bilder vor pompösen Gründerzeit-Fassaden – und liegt nur 200 Meter entfernt von dem Ort, an dem der BVB im Jahre 1909 seinen Namen fand: Borussia Dortmund.

BVB-Gründungsstätte "Zum Wildschütz" am Borsigplatz

Das Eckhaus an der Oesterholzstraße 60 ist legendär. Heute erinnert nur noch eine Gedanktafel an die Geschichte des Hauses, in dem einst der BVB gegründet wurde. Wo jetzt das Werbeschild der Frittenbude "Pommes Rot-Weiss" prangt, hing früher der Name "Zum Wildschütz".

In dieser Arbeiterkneipe, so geht die Geschichte, traf sich 1909 eine Gruppe trotziger junger Pöhler, die gegen den Willen ihres Pfarrers eine Fußballmannschaft gründen wollten. Der Name "Borussia" kam den Jungs um Franz Jacobi ganz spontan – beim Blick auf ein Werbeschild der Borussia-Brauerei.

Heute gehört das Gebäude Jan-Henrik Gruszecki stadtbekannter BVB-Fan mit Ultra-Vergangenheit und Macher der BVB-Doku "Am Borsigplatz geboren". Durch Zufall sah er vor einigen Jahren, dass das Gründerzeithaus zwangsversteigert werden sollte – und schlug zu. Seit Kurzem hat auch die "neue alte" Borussia-Brauerei ihr Büro an der Oesterholzstraße 60.

Fußballplatz "Weiße Wiese" lag auch am Borsigplatz

Auch die "Weiße Wiese" lag nur 300 Meter vom Borsigplatz entfernt. Diesen alten Bolzplatz, auf dem der BVB 1909 noch spielte, gibt's aber nicht mehr: Als die Nazis zur Kriegsvorbereitung auf eine Erweiterung des Hoesch-Stahlwerks drangen, musste der BVB seine Vereinsstätte verlegen – zur Kampfbahn "Rote Erde", die ein paar Jahre zuvor südlich der Innenstadt entstanden war. Die "Weiße Wiese" lag irgendwo dort, wo jetzt das Freibad Stockheide, der Hoeschpark und die Umgehungesstraße OWIIIa liegen.

Die Gegend um dem Borsigplatz gilt also zurecht als "Wiege des BVB". Grund genug für eingefleischte BVB-Fans, ihren Verein genau hier zu feiern. Dass die Dortmunder Nordstadt heute das große Problemviertel der Stadt ist? Das interessiert dabei niemanden.