Dortmund. Fast täglich meldet die Bundespolizei am Dortmunder Flughafen Festnahmen bei der Ein- oder Ausreise. Ist den Gesuchten das Risiko nicht bewusst?

294 Haftbefehle hat die Bundespolizei 2022 am Flughafen Dortmund vollstreckt – 146 bei der Einreise, 148 bei der Ausreise. Alle waren also Fahndungstreffer bei der Grenzkontrolle, erklärt Bundespolizeisprecher Hendric Bagert. Und besonders viele davon betrafen Osteuropa, wohin die meisten Flüge ab Dortmund gehen.

Aber warum reisen Menschen, die per Haftbefehl gesucht werden, überhaupt ein oder aus? Schließlich ist eine Kontrolle nahezu sicher – zumal Staaten wie Albanien, Bulgarien, Kosovo, Serbien und Co. nicht im Schengen-Raum liegen und somit 100 Prozent aller Passagiere kontrolliert werden.

Festnahmen am Flughafen – Haftbefehle oft nicht bewusst

Sind sich die Gesuchten der Kontrollen nicht bewusst? Blenden sie sie aus? Oder wissen sie nichts vom Haftbefehl? Bundespolizeisprecher Bagert erklärt: "Teilweise sind die Haftbefehle bekannt, teilweise nicht." Etwa dann nicht, wenn die Frist zur Zahlung verstrichen ist und die Verurteilten deshalb zur Festnahme ausgeschrieben werden. Oder wenn Täterinnen oder Täter in Abwesenheit verurteilt werden (oft zu einer Geldstrafe) und der Strafbefehl nach zwischenzeitlicher Ausreise nicht zugestellt werden konnte.

Festnahmen am Flughafen Dortmund – einige Fälle:

"Teilweise wissen die Betroffenen von der Strafvollstreckung, sind sich aber nicht bewusst, dass sie deswegen zur Festnahme ausgeschrieben worden sind", erklärt Bagert. Auch die Einhaltung von Terminen werde "teilweise unterschiedlich definiert", zum Beispiel bei der Frist zur Zahlung einer Rate. Die Definition von "korrekter Ratenzahlung" weiche mitunter weit von der des Gerichts ab.

Strafe direkt zahlen oder ersatzweise in Haft

Die meisten Gesuchten, die am Dortmunder Flughafen festgenommen werden, haben eher "kleine" Vergehen auf dem Kerbholz. Einbruch, verbotene Prostitution, Fahren ohne Führerschein, Urkundenfälschung, Leistungs-Eschleichung. Aber auch Fälle von Körperverletzung, Betrug oder Bandendiebstahl waren 2022 dabei.

Oft liest sich der Polizeibericht dann so: "Das Amtsgericht Dortmund hatte den Gesuchten im August 2021 wegen des Erschleichens von Leistungen zu einer Geldstrafe von 70 Tagessätzen verurteilt. Da er sich der Strafvollstreckung bisher entzogen hatte, wurde Haftbefehl erlassen." Heißt: Der Verurteilte hat seine Strafe einfach nicht bezahlt und wird deshalb gesucht. Wird er bei der Grenzkontrolle erwischt, muss er sofort zahlen – oder zur Ersatzfreiheitsstrafe in den Knast. Bei den meisten Fällen am Flughafen Dortmund geht es um Summen zwischen 1000 und 3000 Euro. Meist wird gezahlt, manchmal müssen die Gesuchten dafür erst Geld bei Familie oder Bekannten organisieren.

Kaum aggressive Gesuchte am Flughafen Dortmund

Probleme mit aggressiven Gesuchten gebe es am Flughafen Dortmund kaum, erklärt Bagert. Ganz anders als am Hauptbahnhof Dortmund, wo die Bundespolizei immer wieder mit Ausrastern zu kämpfen hat. "Am Flughafen reagieren die allermeisten Betroffenen entspannt und besonnen. Auch Freiheitsstrafen werden in der Regel ruhig hingenommen. Hier ist kein Fall bekannt, in dem es aufgrund eines Haftbefehls zu Widerstand oder einem Angriff gekommen ist", erklärt der Bundespolizeisprecher.

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