Dortmund. Der Schock über das Aus der Karstadt-Filiale am Westenhellweg sitzt am Tag nach der Verkündung noch tief. Inzwischen sind neue Details bekannt.

Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) hat heute Mittag (14.3.) harsche Worte zu den umfangreichen Schließungs-Plänen der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gefunden und dabei insbesondere die Unternehmensführung kritisiert: "Die Entscheidung, die getroffen wurde, ist in der Sache nicht nachzuvollziehen und im Stil erbärmlich", sagt der Dortmunder OB im Rahmen einer Pressekonferenz, an der auch die Dortmunder Karstadt-Betriebsräte Joffrey Kallweit und Thomas Bader teilgenommen haben. Wieso Westphal dennoch Hoffnung hat, dass die Schließung des größten Kaufhauses am Westenhellweg noch abgewendet werden kann, dazu gleich mehr.

Karstadt-Mitarbeiter werden im April gekündigt

Unterdessen haben sich auch die Betriebsräte ausführlich geäußert und berichtet, wie der gestrige Tag nach der Schock-Nachricht aussah. "Es war sehr emotional. Wir mussten manche Mitarbeiter stützen und nach Hause bringen", schildert Joffrey Kallweit, der bereits weiß: "Die Kündigungen werden im April ausgesprochen." Neben der Dortmunder Filiale plant Galeria Karstadt Kaufhof die Schließung 51 weiterer Häuser (von 129) - ein regelrechter Kahlschlag.

Oberbürgermeister Thomas Westphal ist entsetzt über das bevorstehende Karstadt-Aus in seiner Stadt (Archiv-Foto).
Oberbürgermeister Thomas Westphal ist entsetzt über das bevorstehende Karstadt-Aus in seiner Stadt (Archiv-Foto). © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Betriebsrat sagt: 359 statt 160 Menschen betroffen

Stichwort Kündigungen: Bisher war öffentlich von rund 160 betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Standort Dortmund die Rede. "Das war erstmal auch nicht falsch", sagt Kallweit, der sich dennoch korrigieren wollte. Denn inzwischen habe man noch einmal nachgerechnet und man komme auf eine viel höhere Zahl. "Insgesamt sind es 359 Menschen, die ihren Job verlieren", so der Betriebsrat. Darin eingerechnet sind seinen Angaben nach - neben den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - auch diejenigen, die ebenfalls in dem Gebäude arbeiten, jedoch nicht zum unmittelbaren Konzern gehören. Dazu zählten etwa die Mitarbeiter, die in dem integrierten Friseursalon, im Restaurant, beim Schuster oder im Lebensmittelmarkt arbeiten. Ebenso eingerechnet hätte man die Kräfte der Reinigungsfirma, der Gebäudetechnik und Sicherheit, ergänzt Thomas Bader sinngemäß.

"Gespräche sind offensichtlich noch nicht beendet"

Nach jetzigem Stand der Dinge soll Karstadt am Westenhellweg zum 31. Januar 2024 schließen. Ein Zeitpunkt, der möglicherweise Hoffnung macht, glaubt Dortmunds Oberbürgermeister. "Die Gespräche sind offensichtlich noch nicht beendet", sagt Westphal. Das höre man auch "aus verschiedenen Ecken", präzisiert der SPD-Stadtchef, für den der Schließungstermin erst in über zehn (!) Monaten andernfalls keinen Sinn ergeben würde. Gesprächspartner dürfte unterdessen der Eigentümer der Dortmunder Karstadt-Immobilie mit einer Verkaufsfläche von rund 21.000m² sein. Westphal zur Folge ist das eine Fonds-Gesellschaft aus Luxemburg. Auch der Stadt Dortmund sei es bisher noch nicht gelungen, Kontakt aufzunehmen. "Wir bleiben aber dran", versichert der OB. Zweifelsfrei wäre das endgültige Aus von Karstadt ein weiterer Tiefschlag für den Einzelhandelsstandort Dortmund City.

Westphal (SPD) erkennt nur ein einziges Muster

Seine Kritik am Vorgehen der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Geschäftsführung baute er unterdessen noch deutlich aus und sprach den handelnden Personen gar die Fähigkeiten ab. "Ein Warenhaus in dieser Größenordnung zu betreiben, ist in Deutschland machbar. Dazu braucht man eine Idee von Einzelhandel, die hat dort aber keiner. Das stellen wir seit Jahren fest." Ebenso vermochte Westphal keine echte Strategie hinter den Schließungs-Plänen zu erkennen, im Gegenteil. "Es gab offensichtlich keine Abwägung", so der Oberbürgermeister mit Blick auf die Qualität der Standorte. Das einzige Muster, das zu erkennen sei, sei "die Höhe der Mietverträge".

Betriebsrat kündigt Protestaktionen mit Verdi an

Ebenfalls noch nicht aufgegeben haben Joffrey Kallweit und Thomas Bader den Standort Dortmund. Sie kündigten an, sich nun mit der Gewerkschaft Verdi abzustimmen. Etwa 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien hier organisiert, so die Betriebsräte, die Protestaktionen - auch in Zusammenspiel mit den Kunden - in Aussicht gestellt haben. So traurig es ist; ganz neu ist diese Situation nicht für die Dortmunder Betriebsräte und Mitarbeiter. Man habe bereits vor zwei Jahren auf einer Schließungsliste gestanden, erinnert Bader. Heute gibt es das Haus am Westenhellweg immer noch...