Dortmund. Viele Kinderkliniken sind am Limit – die Welle schwerer RSV-Erkrankungen ist massiv. Jetzt werden Säuglinge für eine Impfstoff-Studie gesucht.

Die Welle von RSV-Infektionen bei Kindern ist enorm: Die NRW-Kinderliniken sind am Limit – die Atemwegserkrankung trifft besonders Babys und Kleinkinder hart. Dazu kommt ein früher Start der Influenza-Saison. Auch die Intensivstation der Dortmunder Kinderklinik ist stark belastet.

Aber hier wird an einer Lösung gearbeitet: Das Klinikum Dortmund nimmt als einziges Krankenhaus im Ruhrgebiet an einer europaweiten Studie teil, die den Weg für einen Antikörper-Impfstoff für Neugeborene ebnen soll. Den gebe es bisher nicht für die breite Masse, erklärt Kinderklinik-Chef Prof. Dominik Schneider: Der einzige zugelassene Schutz koste 1000 Euro pro Dosis – und zwar jeden Monat. Nur besonders stark gefährdete Babys bekommen ihn.

Corona-Pause: Säuglinge stehen komplett ohne Antikörper da

Das aktuelle Problem, so Schneider: "Wegen der Corona-Einschränkungen haben viele Mütter während der Schwangerschaft keine RS-Infektion durchgemacht. Normalerweise werden die Antikörper ans ungeborene Kind oder später über die Muttemilch weitergegeben." Jetzt stehen viele Säuglinge komplett ohne Schutz da – das Virus hat freie Bahn.

Der neue Antikörper-Impfstoff des Pharmaunternehmens Sanofi soll dieses Problem lösen. Die Kosten seien gering – zudem reiche ein Pieks pro Saison, so Schneider. Nebenwirkungen gebe es bisher kaum.

Eine Teilnahme an der "Harmonie"-Impfstoff-Studie empfiehlt er vor allem Eltern, die neben ihrem Säugling noch Kita-Kinder haben: "Ältere Kinder sind meist gut geschützt, bringen das Virus aber mit nach Hause", so Schneider. "Deshalb ist die Studie wegen der großen RSV-Welle gerade jetzt interessant."

Essener Mutter mit Kita-Kind "freut sich besonders" über die Studie

Das merkt der Klinikdirektor auch am Interesse der Eltern: Es läuft gut – er sucht aber weitere Säuglinge für die Studie. Die Kinder müssen nicht zwingend aus Dortmund kommen. Nach einem Vor-Ort-Termin in Dortmund geben Eltern die nötigen Infos per App an die Studie weiter. "Letztens kam eine Mutter aus Essen mit ihrem Neugeborenen. Sie hat auch ein größeres Kind und freut sich besonders, mit in die Impfgruppe zu kommen."

Einen hunderprozentigen Schutz gegen eine Ansteckung sei die Antikörper-Gabe natürlich nicht, erklärt Schneider. Aber sie helfe dem Körper, das Virus abzuwehren und schwere Verläufe zu verhindern – damit die Kliniken im Ruhrgebiet endlich wieder aufatmen können.