Dortmund. Eltern haben das Gefühl für Krankheiten verloren, meint ein Arzt aus Dortmund: “Corona hat viel Angst geschaffen. Davon müssen wir wieder weg.“

Die Zahl der Fälle von Grippe und RSV-Infektionen explodiert – aber viele Kinder seien zu Unrecht in der Praxis, meint Dr. Prosper Rodewyk. Der Dortmunder Hausarzt (zugleich Leiter der Bezirksstelle der Kassenärztlichen Vereinigung) erkärt, was Eltern tun sollten und warum Oma öfter sagen sollte: "Wir hätten euch damit früher zur Schule geschickt."

Kind krank, Corona-Test negativ – das verunsichert viele Eltern. Was sollen sie tun?

"Wenn der Test negativ ist, ist es auch kein Corona. Ganz einfach", meint Dr. Rodewyk. Immer wieder zu testen bringe nichts – bis auf eine schmerzende Nase. "Corona war ein großer Hype", sagt der Hausarzt. Dabei hätten Kinder die Infektion meist unbeschadet überstanden. Aber ohne ein positives Ergebnis sei eine Krankheit plötzlich nicht mehr greifbar, so Rodewyk. Dafür müssten Eltern erst wieder ein Gefühl bekommen. Aktuell seien vor allem Influenza (Grippe) und RS-Viren im Umlauf. Mit starken Symptomen sollten Kinder natürlich zuhause bleiben. Aber mit Schnupfnase nicht mehr unter Menschen zu gehen könne nicht die Lösung sein.

Viele Praxen und Notaufnahmen sind überfüllt. Sind alle Kinder zurecht dort?

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"Nein!", ist sich der Dortmunder Hausarzt sicher. "Viele Kinder müssen nicht zum Arzt." Die Dortmunder Praxen seien ohnehin schon am Limit. Ebenso die Notaufnahmen der Krankenhäuser. "Es fehlt die Oma, die den Eltern sagt: Damit hätten wir euch in die Schule geschickt." Das heiße natürlich nicht, ein krankes Kind aus dem Bett zu zwingen. Aber: "Corona hat viel Angst geschaffen. Davon müssen wir wieder wegkommen."

Und mit welchen Symptomen sollte ein Kind doch lieber zur Ärztin?

Husten, Schnupfen, Halsweh, Müdigkeit, Fieber – Influenza- und RS-Viren können viele Symptome haben. Unangenehm, aber auskurierbar. Dafür müsse niemand in die Praxis, beruhigt Dr. Rodewyk. Influenza sei für Kinder meist ungefährlich. RSV-Infektionen ebenso, außer bei Babys unter sechs Monaten. Zum Arzt gehöre ein Kind unter anderem bei diesen Symptomen:

  • länger als zwei bis drei Tage Fieber (also über 39,5 Grad)
  • akute Luftnot, starkes Röcheln
  • "trüber" Gesamtzustand, kaum ansprechbar

Schlimme Grippe, fieser Husten – welche Mittel empfiehlt der Hausarzt?

Hausarzt Dr. Rodewyk empfiehlt vier Mittel, um Kinder den Weg durch die Krankheit zu erleichtern. Die Tipps helfen vor allem dabei, nachts genug Schlaf zum Gesundwerden zu finden. Alle gibt's rezeptfrei in der Apotheke oder in der Drogerie.

  • Thymian-Tropfen gegen nächtliches Husten
  • bei älteren Kindern: Wick oder Ähnliches, um die Nase zu befreien
  • bei Fieber ab 38,5 Grad (bei Kindern eher 39,5 Grad) Paracetamol
  • auch gegen Fieber: Kühl-Pack in die Leiste! Dort fließt besonders viel Blut, das so am effektivsten gekühlt werden kann.

Krank in der Schule: Was rät der Arzt für Herbst und Winter?

"Mit der Maskenpflicht haben wir unseren Kindern nichts Gutes getan", ist sich Dr. Rodewyk sicher. Kinder hätten Corona in der Regel unbeschadet überstanden. Aber die Masken hatten den negativen Effekt, dass Kinder (und Erwachsene) nicht mit den üblichen Viren in Kontakt gekommen seien. Dem Immunsystem fehlte also das Training. Es sei natürlich in Ordnung, wenn Menschen mit Krankheitsymptome eine Maske trügen, meint der Hausarzt. Aber wer corona-negativ und fit genug sei, dürfe durchaus mit Husten in Kita und Schule.