Enschede/Dortmund. Über drei Monate nach seiner Flucht und anschließenden Festnahme wird Mörder Ralf H. von den Niederlanden ausgeliefert. Ziel ist die JVA Werl.

Für Ralf H., den verurteilten Mörder und Vergewaltiger der Schülerin Nicole Schalla aus Dortmund, neigen sich die Tage in einer Zelle im niederländischen Enschede dem Ende zu. In der vergangenen Woche haben die Behörden des Nachbarlands die von ihren deutschen Kollegen beantragte Auslieferung bewilligt. Am Mittwoch soll H. dann an einem Grenzübergang überstellt werden. Der Mann muss eine lebenslange Haftstrafe antreten.

H. solle, so kündigte es ein Sprecher der in dem Fall federführenden Staatsanwaltschaft Dortmund an, im Anschluss in die Justizvollzugsanstalt Werl gebracht werden. Dort sitzen bereits etliche Schwerverbrecher aus NRW ein. Fraglich ist, ob der schon mehrfach wegen Gewalt gegen Frauen aufgefallene 56-jährige H. das Gefängnis in seinem Leben noch mal verlassen wird.

Festnahme nach kurzer Flucht vor Weihnachten

Mit der Entscheidung über die Auslieferung haben sich die niederländischen Behörden Zeit gelassen. H. war in der Nacht auf Heiligabend im Dezember des vergangenen Jahres nach knapp zweieinhalbtägiger Flucht festgenommen worden, saß seitdem in Haft. Der 56-Jährige hatte sich vor dem Abtauchen die elektronische Fußfessel, die er tragen musste, entfernt und in einem Industriegebiet in Münster entsorgt. Mit seiner Lebensgefährtin floh er nach Enschede, wo das Paar eine Wohnung hatte.

Gegen die Lebensgefährtin, die auch seine Verlobte sein soll, dauert ein bei der Staatsanwaltschaft Münster geführtes Verfahren an. Die polizeilichen Ermittlungen seien abgeschlossen, sagte ein Sprecher. Inzwischen habe ein Verteidiger der Frau Akteneinsicht beantragt. Ermittelt wird gegen die 54-Jährige wegen des Verdachts, dass sie H. beim Entfernen der Fußfessel geholfen haben könnte. Die Frau ist auf freiem Fuß.

Tat selbst war viele Jahre ein „Cold Case“

Die Flucht des verurteilten Mörders hatte für großes Aufsehen gesorgt. H. war überhaupt nur auf freiem Fuß wegen der langen Dauer der Gerichtsverfahren und weil das Urteil gegen ihn noch im Rahmen einer Revision vom Bundesgerichtshof überprüft wurde. Als der den Schuldspruch bestätigte, muss H. den Beschluss zur Flucht gefasst haben.

Die Tat selbst war viele Jahre ein „Cold Case“, sie geschah bereits im Oktober 1993. Jahre später brachte eine Hautschuppe, die an dem damals 16-jährigen Opfer gefunden worden war, die Polizei Jahre auf die Spur des Täters. Ralf H. hatte die Dortmunder Schülerin Nicole Schalla auf dem Heimweg von einem Besuch bei ihrem Freund überfallen, vergewaltigt und erwürgt, so sah es das Gericht als erwiesen an. Die Leiche wurde am nächsten Morgen gefunden. H. will es allerdings nicht gewesen sein.