Dortmund. Die Corona-Lockerungen haben die Menschen wieder auf die Straßen gelockt. Das zeigen die Auswertung von Handydaten und eine Passantenzählung.

Die anhaltende Corona-Krise zwingt die Menschen dazu, ihre Zeit weitestgehend in den eigenen vier Wänden zu verbringen. Die ersten Lockerungen haben aber bereits dazu geführt, dass der Eindruck entstand, die Achtsamkeit und Vorsicht der vergangenen Wochen sei einer neuen Sorglosigkeit gewichen. Doch die Dortmunder scheinen bei ihrer Bewegung in der Öffentlichkeit nach wie vor vorsichtig zu sein. Das offenbart eine Analyse aktuell erhobener Daten.

Echtzeitmessung in der Dortmunder Innenstadt

Seit dem 22. März (Sonntag) gilt in Deutschland eine Kontaktsperre. Schon vorher mussten weite Teile des Einzelhandels ihre Türen schließen. Wie sehr das öffentliche Leben dadurch eingeschränkt wurde, zeigen Zahlen des Unternehmens „Hystreet“. Die Firma hat in zahlreichen großen deutschen Einkaufsstraßen Laserscanner installiert und kann so in Echtzeit die Besucherströme messen. In Dortmund wird diese Methode etwa auf dem Westenhellweg zwischen Saturn und der Mayerschen Buchhandlung eingesetzt.

Die Daten offenbaren: An einem normalen Dienstag Anfang Februar (4.2.) waren knapp 30.000 Menschen in der Innenstadt unterwegs. Am Dienstag (24.3.), dem ersten Dienstag nach der durch die Bundesregierung erlassenen Kontaktsperre, waren es nur noch 5439. Die Grenze von 10.000 Passanten auf dem Westenhellweg wurde in der Folge bis zum Tag der ersten Lockerungen nicht mehr überschritten. Die Befürchtungen der Politik, durch die Wiedereröffnung des Einzelhandels am Montag (20.4.) für überfüllte Fußgängerzonen zu sorgen, sollte sich indes nicht vollends bewahrheiten.

Während Schließung des Einzelhandels deutlich weniger Menschen unterwegs

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Zwar stieg an diesem Tag die Zahl der Menschen in der Dortmunder Innenstadt auf 20.197, das Niveau von vor der Corona-Krise wurde aber deutlich unterschritten. Das zeigt auch ein Blick auf die Daten vom Samstag (25.4.): Dort, wo an einem Samstag Anfang Februar (1.2.) noch 60.370 Passanten an den Geschäften vorbei schlenderten, waren am ersten Shopping-Wochenende nach den Lockerungen nur 20.914 Dortmunder unterwegs. Doch nicht nur die gemessenen Zahlen aus der Dortmunder Innenstadt verdeutlichen, dass die anhaltende Sorge vor einer Infektion mit dem Coronavirus zwar weiterhin für Vorsicht bei den Menschen sorgt, aber sich trotzdem deutlich mehr Menschen auf den Straßen bewegen als vor den ersten Lockerungen. Die Auswertung von Mobilfunkdaten zeigt eine ähnliche Entwicklung.
Zwischenzeitlich Mobilitätsminus von bis zu 60 Prozent
Die vom Unternehmen Teralytics analysierten Daten der Mobilfunk-Firma Telefónica, zu der O2 gehört, veranschaulichen das Bewegungsverhalten und die Mobilität der Dortmunder. Als Bewegung wurde dabei gezählt, „wenn ein Mobiltelefon eine Funkzelle verlässt und später für mindestens 15 Minuten die neue Position nicht mehr ändert.“ Ob es sich um Fußgänger, Radfahrer, ÖPNV-Nutzer oder Autofahrer handelt, ist unerheblich - Hauptsache, ein Mobiltelefon verlässt seine Funkzelle. Um eine detaillierte Analyse ermöglichen zu können, werden die gesammelten Daten immer dem Vergleichswert des Vorjahres gegenübergestellt.

Augenscheinlich normale Verhältnisse herrschten demzufolge noch Mitte März. Mit einem Mobilitätsminus von lediglich einem Prozent am 12. März (Donnerstag) ließen sich die Dortmund quasi exakt auf dem Niveau des Vorjahres einordnen. Kaum etwas deutete auf große Besonderheiten hin. 
Sorge vor dem Osterwochenende war groß
Wenig später allerdings die Wende: Unmittelbar vor dem Inkrafttreten der verschärften Kontaktsperre reduzierte sich die Mobilität bereits um rund 50 Prozent. Ein Höhepunkt in dieser Hinsicht folgte dann am Karfreitag (10. April), als sich das Minus sogar auf bis zu rund 60 Prozent belief. Vielerorts war die Sorge im Vorfeld des diesjährigen Osterwochenendes groß. Normalerweise nutzen zahlreiche Menschen diesen Zeitpunkt, um die Familie zu besuchen und Freunde zu treffen. In diesem Jahr war allerdings kaum etwas normal. Anders als durchaus erwartet, waren die Menschen in Dortmund auch am Ostersonntag (12.4.) mit einem Minus von 24 Prozent noch deutlich weniger unterwegs als im Jahr zuvor.

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Für den Ostermontag, als prädestinierter Rückreisetag aus Kurzurlauben bekannt, verzeichneten die Datenanalysten sogar wieder einen Bewegungsrückgang von 60 Prozent.Mittlerweile offenbaren aber auch diese Zahlen eine zumindest schrittweise Rückkehr zur Normalität: So ist die Bewegungsfreiheit zwar weiterhin eingeschränkt, die Mobilitätsdaten zeigen allerdings einen allmählichen Anstieg der Bewegungslust. Zwar bleiben im Vergleich zum Vorjahr immer noch viel mehr Menschen zuhause, die aktuellen Zahlen pendeln sich allerdings in einem Bereich zwischen einem Mobilitätsminus von 19 und 33 Prozent ein.

Die Zahlen werden also von anhaltenden Schwankungen begleitet. Das zeigt auch ein Blick auf die Daten vom Anfang dieser Woche: Während die Menschen in Dortmund am Montag (27.4.) 19 Prozent weniger unterwegs waren, belief sich das Mobilitätsminus am Dienstag auf 29 Prozent.Von den Verhältnissen während der weitestgehenden Schließung des Einzelhandels ist man in Dortmund nunmehr ein Stück entfernt - aber ebenso auch von der Normalität im Frühling.

Dieser Artikel erschien zuerst bei den Ruhr Nachrichten.