Das neue Siegel „Ohne Gentechnik” ist ein auf der Spitze stehendes, grünes Quadrat, das die Europastädter in Kürze auf Lebensmitteln finden werden – wenn diese denn die Voraussetzungen erfüllen. Mit Angelika Weischer von der Verbraucherberatung sprach Gerhard Römhild.
Ist das Siegel schon bekannt?
Weischer: Allein gestern hatten wir zwei Anfragen. Die Leute wollten wissen, was wir davon halten. Das zeigt einmal mehr, dass die Castrop-Rauxeler sehr bewusst und sensibel sind, gerade wenn es um das Thema Siegel oder Logos geht, die ja in großer Vielfalt auf dem Markt zu finden sind.
Was hat der Verbraucher von dem neuen Siegel?
Nun, für den Verbraucher wäre das Siegel eine große Entscheidungshilfe beim Einkauf. Denn obwohl viele gentechnisch veränderte Bestandteile in der Nahrung ablehnen, ist beim Einkauf für sie nicht zu erkennen, ob beispielsweise die Hühnerbrust von einem Tier stammt, dessen Futter Gentechnik enthielt.
Das Siegel sorgt also auch für Sicherheit.
Ja, es gibt dem Käufer, der sich für dieses Produkt entschieden hat, die Sicherheit, dass in den entsprechend ausgezeichneten Lebensmitteln keine gentechnisch veränderten Spuren enthalten sind.
Was können Verbraucher tun, damit möglichst viele Produkte ohne Gentechnik in den Regalen landen?
Mit verstärkter Nachfrage nach diesen Artikeln beeinflussen sie die Produktion gentechnikfreier Pflanzen und unterstützen damit natürlich ohne Gentechnik produzierende Landwirte und Verarbeitungsbetriebe.
Gibt es Widerstand gegen das Siegel?
Soweit ich weiß, wirft der Bund Naturschutz einigen Discountern und anderen Einzelhandelsketten vor, die Kennzeichnung abzulehnen.
Wann finden sich erste entsprechend ausgezeichnete Artikel hier in den Regalen?
Wir rechnen damit ab Herbstbeginn.
Wer vergibt das Siegel und ist es schwer, ein solches zu erhalten?
Ein neuer Verein der Lebensmittelindustrie soll es vergeben. Dieser Verein muss aber erst noch gegründet werden. Übrigens wird das Siegel den Produzenten kostenlos zur Verfügung gestellt. Außerdem soll die Vergabe möglichst unbürokratisch erfolgen, damit Interessierte es leicht haben, das Siegel auch zu nutzen. Also ist die Wirtschaft gefordert, von der neuen Möglichkeit Gebrauch zu machen.
Und wer kontrolliert, ob auch alles mit rechten Dingen zugeht, der Verbraucher dem Logo auch vertrauen kann?
Es ist vorgesehen, dass die Lebensmittelüberwachung die Kontrolle übernimmt. Bei uns wäre dafür die entsprechende Abteilung des Kreises Recklinghausen zuständig.
Werden viele Hersteller das neue Siegel beantragen?
Bestimmt, bislang gibt es ja schon Kennzeichnungen von gentechnisch freien Lebensmitteln, doch das sind verschiedene wie beispielsweise „Natursaat” und andere. Diese Hersteller werden jetzt aus Gründen der Vereinheitlichung und Übersichtlichkeit das neue Logo beantragen. Damit entfällt die verwirrende Etikettenvielfalt und der Verbraucher hat es einfacher.