Castrop-Rauxel. . Das Erdbebenwarnsystem der Castrop-Rauxeler Firma Secty Electronics sorgt in vielen von Erdstößen betroffenen Ländern für mehr Sicherheit. Seine Idee brachte Geschäftsführer Jürgen Przybylak sogar schon den Vereinten Nationen näher.

Leben retten mit ganz simpler Technik - der Castrop-Rauxeler Elektrotechniker Jürgen Przybylak ist mit seinem Unternehmen „Secty Electronics“ weiter auf Wachstumskurs. Das Erdbebensystem „Life-Patron“ sorgt seit diesem Monat im vom Erdbeben erschütterten Haiti künftig für mehr Sicherheit.

Viele Länder, in denen Erdbeben schon für schlimme Verwüstungen, Leid und Tod gesorgt haben, sind dank der Castrop-Rauxeler Technik nun ein Stück weit sicherer. Die Technologie aus der Europastadt funktioniert einfach, wirkt aber effektiv. Sensoren erfassen die bei Beben entstehenden P-Wellen, die noch keine verheerenden Auswirkungen haben. Sie sind der Vorbote der so genannten S-Welle, die je nach Stärke Häuser zum Einsturz bringen kann. Menschen nehmen die erste Welle kaum wahr, Tiere jedoch erschrecken sich und schlagen Alarm. Diese macht sich auch der Life-Patron zunutze.

Keine falschen Alarme

Die Anlagen, die zumeist aus mehreren Sensoreinheiten bestehen, nehmen die P-Wellen wahr und können daraus Rückschlüsse auf die Stärke des kommenden Bebens schließen. „Wir können bis zu 16 Detektoren miteinander vernetzen“, erklärt Przybylak. Mehrere dieser kleinen Apparte sind notwendig, um Fehlalarme auszuschließen. Denn allein die Erschütterung, etwa durch einen scharf geschossenen Fußball, kann eine Sensoreinheit scharf stellen. Durch eine mindestens doppelte Absicherung lassen sich derartige falschen Alarme vermeiden. „Wir dürfen uns keine Fehlalarme leisten“, sagt der Elektrotechniker. Und mit Fehlalarmen meint Przybylak nicht nur versehentliche Sensorerschütterungen. Bei Beben, deren Stärke keine Gefahr für das Wohl der Menschen darstellt, geben die Alarmsirenen keinen Mucks von sich.

Bis dato hat Przybylak sein Erdbebenwarnsystem in 18 Ländern installiert. Meistens dort, wo es zu gravierenden Erdstößen gekommen ist. Die Nachbeben hat der Castrop-Rauxeler dort am eigenen Leib schon gespürt. „Meine Sachen sind immer gepackt“, schildert er und ergänzt: „Bebt die Erde, haben Sie sofort Angst.“

Verhaltenspaket

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Von DerWesten

Allein mit der Installlation der Anlagen begnügt sich der 53-Jährige Castrop-Rauxeler bei seiner Arbeit nicht. Zum Sicherheitspaket gehört eine umfassende Beratung. Vor Ort gibt es jeweils individuell ausgearbeitete Konzepte, in denen den Menschen Fluchtwege und Schutzmöglichkeiten aufgezeigt werden. „Das System gibt den Menschen die nötigen Sekunden Vorsprung, um sich in Sicherheit zu bringten“, erklärt Przybylak. So können die Menschen Schutzzonen aufsuchen oder sich zum nächsten stabilen Betonpfeiler flüchten.

Dem Erdbebenwarnsystem wird derzeit eine große Wertschätzung zuteil. Przybylak stellte es im vergangenen Jahr in New York einem Gremium der Vereinten Nationen vor. Grund war eine erfolgreiche Warnung in Chile. Dort hatte das System rechtzeitig Alarm ausgelöst und zahlreiche Menschen rechtzeitig vor dem Erdstoß geweckt. Sie konnten sich dadurch rechtzeitig in Sicherheit bringen. „Es ist ganz simpel, aber zweckmäßig“, so Przybylak.