Das Erdbeben-Warnsystem von Jürgen Przybylak findet immer mehr Abnehmer. Auch das Auswärtige Amt ist überzeugt: Im Herbst werden die Geräte made in Ickern in vier Hospitälern in Pakistan installiert

Jürgen Przybylak hat insbesondere die erdbebengefährdeten Regionen der Welt im Blick. Aber auch in Deutschland ist sein
Jürgen Przybylak hat insbesondere die erdbebengefährdeten Regionen der Welt im Blick. Aber auch in Deutschland ist sein "Life Patron"-Warnsystem bereits im Einsatz. Foto: Archiv © WAZ

Er verkauft weltweit Sicherheit - und das mit wachsendem Erfolg: Mit seinem Erdbeben-Warngerät hat Jürgen Przybylak auch das Auswärtige Amt als Partner gewonnen. In Pakistan werden im Herbst vier Hospitäler mit dem "Life-Patron" ausgerüstet.

Als Geschäftsführer der "secty electronics" GmbH daheim an der Borghagener Straße hat der ehemalige Steinkohle-Elektriker mit mehreren Partnern das Warnsystem ausgetüftelt und zur Marktreife entwickelt. Erdbeben, weiß Przybylak, kündigen sich selbst an. Der zerstörerischen S- (Sekundär-)Welle geht stets eine P- (Primär-)Welle voraus, die zwar nicht vom Menschen, wohl aber von Sensoren wahrgenommen wird. Ein solcher Sensor ist wichtigster Bestandteil der Przybylak-Geräte. Ab einer individuell einstellbaren Erdbebenstärke (in der Regel 4 bis 5) schlägt der Sensor an und gibt Alarm. Je näher das Epizentrum, desto kürzer die Vorwarnzeit. "Doch selbst wenige Sekunden können ausreichen, um Schutz zu suchen oder aus einem einstürzenden Gebäude zu flüchten."

Seit 2006 wurden die Geräte in zehn Ländern installiert. Seine erste Bewährungsprobe bestand der "Life-Patron" im vergangenen Frühjahr in Mittelamerika. El Salvador wurde von einem Beben der Stärke 6,1 heimgesucht. Obwohl das Epizentrum 150 Kilometer entfernt lag, waren die bedrohlichen Erschütterungen noch in der Hauptstadt San Salvador zu spüren. Hier schrillte in der Deutschen Schule abends die Alarmglocke. Erst einen Monat zuvor hatte der "Förderverein für Internationale Erdbebenprävention" mit Sitz in Obercastrop der Schule ein Frühwarngerät gespendet und vor Ort installiert. "Zum Zeitpunkt des Bebens war unsere Schule leer. Auch entstanden keine Schäden. Doch für uns ist es beruhigend zu wissen, dass das System so zuverlässig funktioniert", bedankte sich Schulleiter Thorsten Wehler.

"Für uns war San Salvador ein klarer Beweis, dass unser Produkt im Ernstfall Leben retten kann", sagt Jürgen Przybylak und sieht sich vom Geo-Forschungszentrum (GFZ) Potsdam bestätigt. In einem jetzt vorliegenden umfangreichen Testbericht bestätigen die Wissenschaftler, die bereits die Entwicklung des Warnsystems begleitet hatten, die Funktionsfähigkeit der Geräte made in Ickern: "Sie können in vielen Fällen größere Schäden vermeiden helfen."

Davon ist auch das Auswärtige Amt überzeugt. Im Rahmen eines humanitären Hilfsprojektes unterstützt die Bundesregierung den Malteser Hilfsdienst beim Bau von vier neuen Hospitälern in Kaschmir (Pakistan), wo zuletzt 2005 über 40 000 Menschen bei einem Erdbeben ums Leben kamen. "Alle vier Hospitäler werden mit unserem System ausgerüstet", kündigt Jürgen Przybylak an. Im Oktober liegt er nach Kaschmir, um nicht nur die Installation des "Life Patron" vorzunehmen, sondern auch die Mitarbeiter der Kliniken zu schulen. Kommt es zur Katastrophe, würden nicht nur die Patienten und Beschäftigten gewarnt: "Erstmals werden unsere Anlagen mit großen Sirenenanlagen verknüpft, deren intensiver Heulton das gesamte Dorf vor dem Beben warnt."

Das druckergroße Gerät ist für öffentliche Gebäude ebenso geeignet wie für Wohn- und Hochhäuser. Die Grundversion kostet 1 450 Euro. Jürgen Przybylak setzt insbesondere auf private Kunden in der Türkei und wohlhabende Eigentümer und Hoteliers in Südostasien und Südamerika.