Nur auf jeden vierten Schulabgänger wartet zurzeit ein Ausbildungsplatz.

Dass es mehr Bewerber als Ausbildungsplätze gibt, mag heutzutage keinen mehr überraschen. Dass die Diskrepanz so hoch ist, vielleicht doch: 304 suchende Schulabgänger haben sich aus Castrop-Rauxel bei der zuständigen Arbeitsagentur Recklinghausen gemeldet. Dem stehen 79 offene Stellen gegenüber. Am gestrigen „Tag des Ausbildungsplatzes” gingen Verwaltung und Politik in die Offensive - mit einer Telefonaktion und einer Firmenvisite.

„Zusätzliche Stellen sind Balsam”

Bürgermeister Johannes Beisenherz und Arno Frevel, kommissarischer Leiter der Abeitsagentur schauten unter anderem bei Blumen Melzner am Bladenhorster Waldfriedhof vorbei. Gärtnerei-Chef Rüdiger Melzner lässt hier so manche Saat keimen: Acht Mitarbeiter beschäftigt er, dazu drei Auszubildende. Ein oder zwei Lehrlinge möchte er nun noch zusätzlich einstellen. Florierend, möchte man sagen. Vorbildlich, sagt der Bürgermeister. „Zusätzliche Stellen sind Balsam”, meint Arno Frevel. „Darauf sind wir ganz dringend angewiesen.”

Warum sich Rüdiger Melzner engagiert? „Ich möchte langfristig genügend Fachpersonal haben”, sagt er. Es komme auch darauf an, wie ausgebildet werde. „Innerhalb eines Jahres werden unsere Lehrlinge zu richtig guten Gärtnern.”

Wie wichtig die Qualität der Ausbildung ist, weiß Dennis Gellner. Der 23-Jährige arbeitet zurzeit im ersten Lehrjahr als Friedhofsgärtner bei Blumen Melzner. Vorher hatte er eine Lehre im Betonbau begonnen. „Da zählte nur schnelles Arbeiten”, erinnert er sich, beigebracht wurde ihm wenig. „Hier wird einem was erklärt, wenn man mal 'ne Frage hat.” Die Betonfirma meldete in seinem zweiten Lehrjahr Konkurs an. Für Dennis hieß das: Zurück auf Null.

Der Mittelstand bringt die Quote

Die Wirtschaftskrise schlage sich deutlich auf den Ausbildungsmarkt nieder, meint Arno Frevel. „Früher konnten wir ganze Berufsschulklassen mit Schlosserlehrlingen füllen.” Heute sind es eher die kleinen Betriebe, der Handel und das Handwerk, die die Ausbildungsplätze stellen.

Sein Tipp für Lehrstellensuchende: Flexibilität. „Fatal ist es, sich auf ein Berufsziel festzulegen und dies mit aller Macht zu verfolgen.” Man müsse auch räumliche Distanzen in Kauf nehmen – besser einen Ausbildungsplatz in der Nachbarstadt als gar keinen.