Castrop-Rauxel. Bei der Identifizierung eines Mädchens, das am Mittwoch tot aus dem Dortmund-Ems-Kanal geborgen worden war, soll es zu einer schlimmen Verwechslung gekommen sein.
Die Polizei soll einer Mutter aus Castrop-Rauxel, die ihre 15-jährige Tochter als vermisst gemeldet hatte, eine Todesnachricht überbracht haben. Dabei handelte es sich bei der Vermissten gar nicht um das im Kanal ertrunkene Mädchen. Die Polizei widerspricht.
Wie die Mutter eines zwischenzeitlich vermissten Mädchens am Donnerstag im Gespräch mit unserer Redaktion erklärte, sei ihr fälschlicherweise der Tod ihrer Tochter mitgeteilt worden. Der Fehler passierte bei der Identifizierung des immer noch unbekannten toten Mädchens, das am Mittwoch Höhe Lohburg-Brücke in Waltrop aus dem Dortmund-Ems-Kanal geborgen wurde.
Mädchen seit Montag vermisst
Der Schock steckt Melanie S. noch immer in den Knochen. Ihre Hände zittern, immer wieder kämpft sie mit den Tränen. Am Mittwochnachmittag seien Beamte bei ihr gewesen, um sie über den Tod ihrer Tochter zu informieren. Das 15-jährige Mädchen wurde seit Montag vermisst.
Laut Polizei habe es auf den ersten Blick Ähnlichkeiten zwischen dem vermissten Mädchen und der geborgenen Leiche gegeben. Allerdings, das sagte ein Polizeisprecher im Gespräch mit unserer Redaktion, sei "keine Todesnachricht übermittelt worden". S. sagt jedoch, dass die Beamten, die bei ihr waren, gesagt hätten: "Wir haben ihre Tochter aus dem Kanal geborgen. Sie hat Selbstmord begangen."
"Zu 99,5 Prozent sicher"
Für S. brach erst eine Welt zusammen, dann sie selbst. Ihre beiden anderen Kinder (7/9) bekamen den Besuch der Polizei mit, verstanden, welchen Inhalt die überbrachte Nachricht hatte. Der Lebensgefährte nahm sich der Kinder an, brachte sie in ein anderes Zimmer und versuchte, sie bestmöglich abzulenken.
Um die Identität endgültig zu klären, hatten die Polizisten Kleidungsstücke und eine Kette bei sich, die sie der verzweifelten Mutter vorlegten. Weder Kleidung noch Schmuck gehörten ihrer Tochter, sagt S. Dennoch schwand die Hoffnung, dass vielleicht eine Verwechslung vorliegen könnte. Eben, weil sich die Beamten, wie sie erzählt, zu "99,5 Prozent sicher waren, dass es sich um meine Tochter handeln würde", so S.
Zahnbürste für DNA-Abgleich
Um jeden Zweifel auszuräumen, wollte S. die Leiche sehen. Sie wollte sicher gehen, dass es wirklich ihre Tochter war, die aus dem Kanal geborgen wurde. Auch wenn sie sich noch immer nicht erklären konnte, warum ihre Tochter, die sie als "sehr gute Schwimmerin" bezeichnet, sich ausgerechnet im Kanal das Leben hätte nehmen sollen. Sehen durfte sie den geborgenen Körper nicht. S. wurde vertröstet. Stattdessen wollten die Beamten eine Zahnbürste haben. Um einen DNA-Abgleich vornehmen zu können.
Diese jedoch befände sich im Haushalt des Vaters, erzählt S. Sie ist alleinerziehend. Ihre älteste Tochter lebt bei ihrem Ex-Mann. Seit etwa einem Jahr sei die 15-Jährige immer wieder ausgerissen. Immer wieder meldete S. ihr Kind als vermisst. Immer wieder gab es ein glückliches Ende.
Erlösende Nachricht
Nach einer gefühlten Ewigkeit erhielten S. und ihre Familie am frühen Mittwochabend schließlich doch noch eine erlösende Nachricht. Ihre Tochter sei auf der Lange Straße gesehen worden - der Vater machte sich auf den Weg und sammelte seine Tochter ein. Sie lebt. Der Schock jedoch bleibt.
Die Polizei erklärte im Gespräch mit dieser Redaktion, dass das vermisste und das tote Mädchen äußerlich Ähnlichkeiten aufgewiesen hätten. Zudem sei die Leiche nur rund 800 Meter von dem Ort entfernt geborgen worden, an dem die 15-Jährige zuletzt gesehen worden sein soll.
Die Identität des aus dem Dortmund-Ems-Kanal geborgenen Mädchens ist immer noch nicht bekannt. Die Polizei ermittelt weiter.