Bottrop. Wie kinderfreundlich sind die verschiedenen Bottroper Stadtteile? Das Ergebnis dieses Rankings hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab.

Wie kinderfreundlich ist ihr Stadtteil? Diese Frage sollten die Teilnehmer des WAZ-Stadtteil-Checks in Bottrop beantworten. Die Durchschnittsnote für die gesamte Stadt liegt bei 2,77. Das klingt gar nicht so schlecht. Doch bezogen auf die einzelnen Stadtteile gibt es Ausreißer nach oben und nach unten.

An der Spitze des Rankings steht - fast ist man geneigt zu sagen wieder einmal - der Norden. Kirchhellen hat sich mit der Note 2,02 an die Spitze gesetzt, gefolgt von Grafenwald (2,15) und Feldhausen (2,25). Auf Rang vier folgt mit dem Fuhlenbrock (2,4) der erste Stadtteil in Alt-Bottrop. Rang fünf belegt Vonderort (2,47).

Einrichtungen für Kinder und Jugendliche sind nur ein Maßstab

Schlusslicht in der Befragung ist in diesem Fall Ebel (3,63). Davor liegen Batenbrock und Lehmkuhle, benotet je mit 3,2, sowie Stadtmitte (3,15). Doch woran bemisst sich die Kinderfreundlichkeit eines Stadtteils.

Klar, an den Einrichtungen, die Kinder und Jugendlichen zur Verfügung stehen. Doch so einfach scheint es nicht zu sein. Dafür reicht ein Blick auf die Top vier. In Feldhausen etwa gibt es keine offene Einrichtung für Kinder und Jugendliche, dasselbe gilt für den Fuhlenbrock.

Stadt Bottrop investiert 1,6 Millionen Euro in Kirchhellen

Karl Trimborn, der Leiter des Fachbereichs Jugend und Schule bei der Stadt, räumt ein, dass man, was das angehe, im Bottroper Norden verhältnismäßig schlecht aufgestellt sei. "Allerdings bauen wir gerade in Kirchhellen den ehemaligen Spargelhof für 1,6 Millionen um zu einer Jugendeinrichtung."

Trotzdem nährt es den Verdacht, dass Kinderfreundlichkeit eben nicht allein von derartigen Einrichtungen abhängt - zumal es in Ebel mit der "Insel" eine solche gibt. Wie so häufig bei den Bewertungen der Stadtteile spielen dort also andere Aspekte mit hinein. Und so landet man schnell wieder bei den Sozialstrukturen in den dörflichen Stadtteilen im Norden. Hinzu kommt ein breites Angebot etwa bei Vereinen.

Sportvereine und freie Träger leisten einen wichtigen Beitrag

In Kirchhellen sitzt mit der TSG der größte Sportverein der Stadt, der auch zahlreiche Aktivitäten für Kinder anbietet. Im Fuhlenbrock fällt der Blick unweigerlich auf Blau-Weiß Fuhlenbrock, auch ein Verein, der eine erfolgreiche Jugendarbeit leistet.

Vielleicht haben Eltern in den gut bewerteten Stadtteilen aber auch eher die Möglichkeit, Kinder in andere Stadtteile zu fahren, so dass sie dort Angebote wahrnehmen. Auch die Siedlungsstruktur mit vielen Einfamilienhäusern mit Gärten mag einen Teil zum guten Abschneiden beitragen, ebenso vielleicht das Gefühl, Kinder mit einem guten Gewissen auf die Straße zu lassen, weil Nachbarn mit aufpassen und der Verkehr auch keine so große Gefahr darstellt.

Kinderfreundlichkeit wird von vielen Faktoren beeinflusst

Damit zeigt sich, dass Kinder- bzw. Jugendfreundlichkeit von ganz verschiedenen Seiten beeinflusst wird. Darauf weist auch Karl Trimborn hin. Er weiß, dass auch andere Fachbereiche dabei eine Rolle spielen, etwa der Sport- und Bäderbetrieb, in dessen Verantwortung die Sportstätten fallen oder auch der Fachbereich Umwelt und Grün mit der Instandhaltung von Spielplätzen und Grünflächen. Dazu kommen die Träger der offenen Einrichtungen wie etwa der BDKJ, die evangelische Kirche oder die Falken.

Grundsätzlich sieht Trimborn die Stadt aber beispielsweise bei den offenen Kinder- und Jugendeinrichtungen gut aufgestellt, nahezu alle Stadtteile seien versorgt, dazu komme die neue Einrichtung in Kirchhellen, die kurz vor der Eröffnung stehe.

Spielmobil und Ferienzirkus strahlen über Bottrop hinaus

Hinzu komme das Spielmobil "Rollmobs". Hier hat die Stadt Bottrop ebenfalls investiert, im vergangenen Jahr wurde ein nagelneuer Spielbus auf die Straße gesetzt. Ebenfalls ein Vorzeigeprojekt - aus Sicht Trimborns - sei der Kinderferienzirkus. Der genieße über die Stadt hinaus Ansehen. "Das merken wir immer bei den Anmeldungen, weil auch viele Eltern von außerhalb ihre Kinder dort gern unterbringen würden."

Doch all das sind Projekte, die stadtweit angeboten werden, über die einzelnen Stadtteile hinaus. Trimborn weist auch auf Schwierigkeiten hin, etwa in Ebel. Dort gebe es eine Einrichtung für Kinder, die sei aber nicht täglich geöffnet. "Vieles hängt eben auch von der Größe eines Stadtteils und der Anzahl der Kinder dort ab", wirbt er um Verständnis. Immerhin, das Spielplatzentwicklungskonzept sieht da nun auch den Bau eines Spielplatzes vor.

Auch private Anbieter und Unternehmen haben Einfluss

Noch schwieriger sei es dann bei Jugendlichen, deren Radius ja über den eigen Stadtteil, ja nicht selten auch über die eigene Stadt hinausgeht. Für sie gehören zu einer attraktiven Stadt sicher auch Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten, vielleicht auch ein Kino. Dinge, die in der Hand privater Anbieter liegen, auf die Städte nur wenig Einfluss haben.

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Der Stadtteil-Check Bottrop hatte 3078 Teilnehmer.