Kirchhellen. Viel Aufwand hat die evangelische Gemeinde getrieben, um kurzfristig einen Gottesdienst im Autokino zu stemmen. Hat sich gelohnt, sagen Besucher.

So manches war ungewöhnlich am Sonntag beim Gottesdienst. Einerseits ist der Ort kein gewöhnliches Gotteshaus, sondern die Open-Air-Location im Autokino, andererseits steht man auch beim Gottesdienstbesuch normalerweise nicht längere Zeit im Stau der Movie-Park Besucher.

Die Idee zu einem familienfreundlichen Gottesdienst für alle, die in dieser Zeit mitsingen und mitfeiern wollen, hatte Pfarrerin Anke-Marie Büker-Mamy. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Evangelischen Kirche Bottrop stiegen begeistert ein. Neben der Integrationsagentur und dem Mehrgenerationenhaus beteiligten sich auch die einzelnen Kirchengemeinden.

Das „Interview“ mit einem Teilnehmer an der Speisung der 5000 war auf der Kinoleinwand zu verfolgen.
Das „Interview“ mit einem Teilnehmer an der Speisung der 5000 war auf der Kinoleinwand zu verfolgen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Viel Aufwand in kurzer Zeit

Der Aufwand für die Vorbereitungen seien immens gewesen, berichtet Daniela von Bremen von der Integrationsagentur. Man habe viel Zeit geopfert, unzählige Mails und WhatsApps seien hin und hergegangen. Rund 600 Folien mussten entstehen, um die Texte auf die Leinwand zu projizieren, die Band unter Leitung von Martin Uphoff habe abendelang geprobt. Dabei habe man sich bewusst für ein breites Spektrum aus Rock,Pop, Schlager und Gospel entschieden.

Auch der Gospelchor, der nicht gemeinsam proben durfte, habe die Gelegenheit genutzt. Die Mitglieder sangen jeweils bei sich zu Hause, der Zusammenschnitt wurde im Vorprogramm auf der Leinwand gezeigt.„Es ist gut, dass du da bist“ hieß es im letzten Song, der mit dieser Nachricht auch den Gottesdienst einleitete.

Blick in den Technikraum beim Gottesdienst. Hier wurde auch der Film mitgeschnitten, der den Gottesdienst im Netz dokumentieren wird.
Blick in den Technikraum beim Gottesdienst. Hier wurde auch der Film mitgeschnitten, der den Gottesdienst im Netz dokumentieren wird. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Lesung als Zeichentrickfilm

Auch die Lesung des Sonntagsevangeliums von der Speisung der 5000 war keine Lesung wie in anderen Kirchen, sondern ein kleiner gezeichneter Film mit moderner Sprache. Das Magazin Quasselstrippe (alias Daniela van Bremen) interviewte anschließend einen „Teilnehmer“ dieser Speisung – dargestellt durch eine Stabpuppe. Die Menschen in den Fahrzeugen wurden aufgefordert, wie damals ihre Vorräte mit den anderen zu teilen Wie es im Begleitsong hieß, solle man sich „Eingeladen zum Fest des Glaubens“ fühlen.

Familie Kempa hatte sich mit Brot und Weintrauben darauf vorbereitet und war vom Gottesdienst angetan, so wie viele andere aus den rund 150 Fahzeugen. „Endlich wieder gemeinsam, einmalig, tolle Leistung, sehr schön“ hießen die Kommentare. Gudrun Riering war begeistert: „Besser kann Gemeinschaft nicht sein, als gemeinsam die Stimmen und Herzen klingen zu lassen.“

„Es ist nicht dasselbe, wenn man nicht mitsingen kann“

Silke Reinemann kam mit Ehemann und Kindern aus Oberhausen. Ihnen ist Kirche wichtig und Singen gehört für sie unbedingt dazu: „Es ist nicht dasselbe, wenn man nicht mitsingen kann.“ An ihrem Ehrentag kam Siegrid Krüger aus Holzwickede mit Begleitung nach Bottrop: „Wer kann schon sagen, dass er seinen Geburtstag bei einem Gottesdienst im Autokino gefeiert hat?“

Auch Thomas Dreesen war neugierig auf diese besondere Veranstaltung. Da er sehr gern singt und Musik hört,fand er sich gut eingestimmt auf den Gottesdienst. Auch der abschließende Segen von Pfarrerin Büker-Mamy war wieder kontrastreich mit den im Hintergrund kreischenden Fahrgästen auf der Achterbahn.

Konzert zum Abschluss

Musiker im Wortsinn breit aufgestellt

Auf der 16 Meter breiten Bühne standen in coronamäßigem Abstand voneinander: Kantor Matthias Uphoff, Anja Hoppe, André Franckenstein-Jericho, Christine Klee , Annemarie Laatsch-Ritter, Pfarrerin Anke Büker-Mamy, T.van Bremen.

Von der Veranstaltung wurde ein Film erstellt, der bald ins Netz gestellt werden soll.

Nach dem Gottesdienst blieben die meisten Besucher noch , um das folgende Konzert mit bekannten Songs zu genießen. Nach dem „Steigerlied“ erklang „Im Wagen vor mir“, womit sich der Kreis zur Anfahrt am Morgen schloss. Die wohl am weitesten entfernte Meinung erhielt Daniela von Bremen bereits während der Veranstaltung aus Manila, der Hauptstadt der Philippinen. „Gute Idee, wir sollten das Gleiche tun“, schrieb eine Frau, die vor fast 50 Jahren als Austauschschülerin in Deutschland war.

Auch interessant