Kirchhellen. Die Idee eines Schulzentrums im Dorf ist kein Kind der Sekundarschule. Schon die Gemeinde Kirchhellen hatte 1974 dafür Pläne in der Schublade.
20 Jahre lang war die Hauptschule neben den Grundschulen die einzige Schule im Dorf. Bis 1986 das Vestische Gymnasium nach Kirchhellen kam - zu Lasten der Hauptschule.
Das Dokument ist noch mit der Schreibmaschine geschrieben und trägt das Datum vom 21. November 1972. Die Buchstaben sind verblichen wie die auf einem alten Thermofax. Auf der Einladung zur Sitzung des Schulausschusses der Gemeinde Kirchhellen steht zum ersten Mal der Tagesordnungspunkt: „Errichtung eines Schulzentrums“.
1974: Sekundarstufen-Zentrum
Zwei Jahre später, 1974, steht der Schulentwicklungsplan der Gemeinde. Die Oberstufenschüler sollten weiter nach Gladbeck und Bottrop pendeln. Die Hauptschule sollte in ein neues Schulzentrum für die Sekundarstufe I zwischen Südring und Gladbecker Straße ziehen. Diese Straßen heißen heute Hackfurth- und Rentforter Straße. Auf dem von der Gemeinde reservierten Grundstück steht heute der Rewe-Kaufpark.
Ins Hauptschulgebäude an der Schulstraße sollten die Johannesschule ziehen, die dort ja schon einmal war, sowie die Sonderschule. Marienschule Feldhausen, Schule Grafenwald und Matthias-Claudius-Schule sollten an ihren Standorten bleiben. Von der Gregorschule in die Johannesschule umziehen sollte der Schulkindergarten. Die Pläne seien auch beim Zusammenschluss zu „Glabotki“ umzusetzen, glaubten die Köpfe hinter dem Plan: Diethard Kreul, Alfred Hilp, Herbert Winter und Jürgen Vorpahl.
1976: Der Zusammenschluss
Der Zusammenschluss mit Bottrop kam zwei Jahre später. Das Schulzentrum wurde erst 40 Jahre später gebaut. Die Hauptschule blieb, wo sie war, und wuchs um die zehnte Klasse. Schon in den 1970er Jahren war die Nachfrage nach höheren Schulen stark gewachsen. Von 1970 auf 1974 hatte sich der Anteil der Realschüler unter den Kirchhellener Schülern fast verdreifacht, die Zahl der Gymnasiasten mehr als verdoppelt.
Dennoch wuchs die Zahl der Hauptschüler. Das hatte auch mit dem guten Ruf der Dorfschule im Vergleich zu anderen Hauptschulen zu tun. An der Schulstraße wurde es mit Beginn der 1980er Jahre eng. Ein Anbau sollte her. Seite an Seite mit den Eltern aus dem Dorf schickten Familien aus Grafenwald ihre Viertklässler zur Demo mit dem Schild: „Ich will auch zur Hauptschule Kirchhellen!“
1983: Streit um die Gesamtschule
Der Anbau wurde geplant, aber er kam erstmal nicht. Stattdessen kam das Vestische Gymnasium. In Alt-Bottrop hatte nämlich die Debatte um eine Gesamtschule in der Innenstadt begonnen. Der einfachste Weg dorthin, befand die Politik, wäre die Umwandlung des Vestischen Gymnasiums, das seit 1969 an der Horster Straße angesiedelt war.
Die Schulfamilie protestierte vehement. „Mit großer Verwunderung nehmen Eltern, Lehrer und Schüler die mit schöner Regelmäßigkeit (...) erhobene Forderung der (Lehrergewerkschaft) GEW nach einer Umwandlung des Vestischen Gymnasiums zur Kenntnis.“ Die Streitschrift endet mit den Worten: „Im übrigen braucht niemand, der sein Kind im Februar 1983 am Vestischen Gymnasium hat, zu befürchten, dass es während seiner Schullaufbahn in einen Gesamtschüler umgewandelt wird.“
1986: Das Vestische zieht nach Kirchhellen
Die Prophezeiung stimmte. Aber nur, weil das Vestische weichen musste, wie wir heute wissen. Anfang 1985 beschloss die Politik: An der Horster Straße entsteht eine Gesamtschule. Das Vestische Gymnasium wird ab 1986 Jahrgang für Jahrgang nach Kirchhellen umziehen.
Aber wohin? Zwei Optionen standen im Raum. Plan A: Das Vestische zieht an die Brentanostraße in die Räume der alten Paul-Moor-Schule. Plan B: Die Hauptschule zieht an die Brentanostraße und das Gymnasium an die Schulstraße. Am Ende kam es zu Plan C, der Engpass-Lösung: Die Paul-Moor-Schule wurde ein Aussiedlerheim, Hauptschule und Gymnasium mussten sich das enge Gebäude an der Schulstraße teilen. Wo eigentlich der Anbau der Hauptschule geplant war, wird ab 1991 der naturwissenschaftliche Trakt des Vestischen gebaut. Aber Immerhin: Auch die Hauptschule bekommt jetzt einen Neubau.
Der Umzug des Vestischen Gymnasium
Die erste Einschulung von Gymnasiasten in Kirchhellen fand im Juli 1986 statt. Mit Beginn des Schuljahrs 1991/92 ist der Bau an der Schulstraße alleiniger Standort des Vestischen Gymnasiums. 1993 ist der Anbau für die Naturwissenschaften und die Oberstufe fertig.
Auch diese Serienfolge greift zurück auf Band 12/13 der Schriftenreihe des Heimatvereins „Die Schulen Kirchhellens“ von Hans Büning und Johannes Rottmann, außerdem auf das WAZ-Archiv und die Chronik des Vestischen Gymnasiums.