Kirchhellen. Am Markttag trifft sich das Dorf auf dem Johann-Breuker-Platz. Aber wegen des Coronavirus gelten nicht nur auf dem Markt neue Regeln.

„Im Moment ist nur Abstand Ausdruck von Fürsorge“, sagt die Kanzlerin, und das Dorf hat verstanden. Die Menschen bleiben daheim, wenn es geht, vermeiden soziale Kontakte. Ganz anders als sonst an Markttagen. Und die Händler, die ihre Geschäfte schließen mussten, machen sich Gedanken über kontaktloses Verkaufen.

Der Wochenmarkt bietet einen übersichtlichen Anblick. Alle, die keine Lebensmittel verkaufen, dürfen nicht mehr kommen. Und die Kunden nehmen sich schon noch Zeit für einen kurzen Meinungsaustausch über Corona und die Folgen - aber auf Abstand.

Flatterband an den Kassen

Für Abstand hat auch Kathrin Gödecke gesorgt. In ihrem Rewe an der Schulze-Delitzsch-Straße mahnen schon seit Tagen überall Schilder die Kunden, doch bitteschön von Hamsterkäufen abzusehen. Weil das offenkundig nicht ausreicht, hat die Chefin jetzt Klopapier, Küchentücher, Zucker und Mehl rationiert. Eine Folge davon: Servietten gehen plötzlich sehr gut.

Für den Abstand an den Kassen sorgen Absperrungen und Flatterband. Aus einer zentralen Schlange, in der die Kunden selbst für Abstand sorgen, werden sie einzeln zu den Kassen gerufen. Kassiert wird in Handschuhen und über eine Schale für Kaufpreis und Wechselgeld. Am liebsten gesehen wird bargeldloses Bezahlen, selbst bei Cent-Beträgen. Und der Lieferservice wird sich in den nächsten Tagen zu einem Kassenschlager entwickeln.

Schlange auf der Straße

Leer gefegter Bürgersteig: Blick auf die Hauptstraße am Wappenbaum.
Leer gefegter Bürgersteig: Blick auf die Hauptstraße am Wappenbaum. © Kai Süselbeck

Den hat auch Biometzger Scharun wieder eingeführt. Seine Kunden bittet er, wenn schon Kundschaft im Laden ist: „Bitte draußen warten.“ Klappt auch bei den Fleischerkollegen von Riesener: Die Kunden stehen auf der Straße Schlange. In den beiden Sporkmann-Filiale ist der Cafébetrieb eingestellt. Einen Lieferservice bietet jetzt auch Julian Tefett vom Vitaminkorb bei einer Bestellung bis 13 Uhr und einem Warenwert ab 20 Euro.

Paolo Fini vom Eiscafé Pisa hat seinen gerade erst aus der Winterpause geholten Laden wieder geschlossen und lässt ordentlich durchputzen. Mit Eiskugeln zum Sonderpreis hat er sich am Mittwoch verabschiedet; der Ansturm auf das Angebot hat in einem sozialen Netzwerk einen Aufschrei der Empörung ausgelöst.

Verkaufen durch die Hintertür

Wer seinen Laden schließen musste, sucht manchmal im Wortsinn ein Hintertürchen, um weiter verkaufen zu können. Das Team vom Auto-Shop etwa hat den Verkaufsraum geschlossen, will aber weiter liefern. An der sprichwörtlichen Hintertür wird der Wareneingang abgewickelt. Bestellt wird per Telefon. Die Ersatzteile werden dreimal täglich ausgeliefert oder können abgeholt werden an einem Schalter in der Hofeinfahrt.

Kirsten Markgraf von der Humboldt-Buchhandlung hatte schon am Dienstag abgekündigt, die zahlreichen Vorbestellungen auf jeden Fall noch ausführen zu wollen. Der Laden ist geschlossen, aber täglich besetzt für telefonische Bestellungen. Das Geschäftsmodell könnte sich rechnen: Die Tage, sie werden lang werden.