Kirchhellen. . Das Bottroper Urgestein zieht eine Bilanz seiner musikalischen Reise durch Musikstile. Zu hören ist das Ergebnis am 10.April im Hof Jünger
Sein Ehrentitel „Mister Jazz“ ist hoch verdient. Dennoch ist das Bottroper Musik-Urgestein Paul Döing auch in der jiddischen Musik daheim. Beide Musikstile, sein musikalisches Lebenswerk und seine Lust an der Improvisation lässt er einfließen in seine neue Jazz-Suite „Journey To The Inner Light“. Am Mittwoch, 10. April, um 19.30 Uhr ist sie erstmals zu hören im Hof Jünger.
Bilanz einer langen Reise
Der Titel führt leicht in die Irre. Nein, seine Jazz-Suite habe nicht zu tun mit der gleichnamigen esoterischen Quasi-Biografie von Lisa Alexander, versichert Paul Döing. Seine Jazz-Suite ist allerdings schon die Bilanz einer langen Reise, sagt er. „Sie ist der Versuch, die unterschiedlichsten Einflüsse, die mein Musikerleben geprägt haben, zu etwas Neuem, ganz persönlich Einzigartigem zu vereinen.“
Jazz und Jiddisches
Natürlich muss Jazz dabei sein, mit dem sich der gebürtige Bottroper seit 1973 beschäftigt und den er mit seiner Formation „Jazzexpress“ pflegen und weiter entwickeln will. Angefangen hat er das übrigens gemeinsam mit Bertold Sprenger, der bei seiner Jazz-Suite nach vielen Jahren wieder am Bass stehen wird. Natürlich muss jiddische Klezmer-Musik dabei sein. Die hat Paul Döing seit 1985 beeinflusst. Damals hatte er begonnen, sich in die Tradition des osteuropäischen Judentums zu versenken.
Und mindestens ein Hauch irischer Folklore wird auch herauszuhören sein etwa bei „For Annie and an Island“. Annie Moore aus dem irischen County Cork war die erste Einwanderin, die 1892 mit ihren jüngeren Brüdern über Ellis Island im New Yorker Hafen nach Amerika kam.
Spaß an der Improvisation
Dies alles verbindet Döing mit einem musikalischen Grundprinzip: „Das Allerwichtigste ist und bleibt der Spaß an der musikalischen Improvisation, der in diesem Konzept ein breiter Raum gegeben wird.“
Hommage an die Heimatstadt
Döing versteht seine Jazz-Suite auch als Beitrag zum Stadtjubiläum und als Hommage an seine Heimatstadt. Mit seinem Titel „Aegidistraße“ erinnert er an sein Elternhaus, mit „Der Fluss“ an die Emscher, in der sein Großvater noch Fische fangen konnte , mit „Borsigweg“ an das Jugendzentrum der „Arbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte“, in der Döing im Zivildienst gearbeitet (und gekocht!) hat.
Eine echte musikalische Rarität hat Döing kurz vor Ende seiner Suite eingebaut: den Schlusschor „Winter“ aus Shakespeares zu Unrecht fast vergessenen Verwechslungskomödie „Verlorene Liebesmüh“ von 1595, Vertont hat Döing diesen Text übrigens seinerzeit für eine Theateraufführung am Heinrich-Heine-Gymnasium.
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