Bottrop. Es ist kein schöner Anblick, der sich einem am Teich unweit der Boye im Gewerbepark bietet. Hunderte kleine Fische schwimmen leblos an der Wasseroberfläche. Sie sind tot. Das Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz hat Proben entnommen, die Aufschluss über die Hintergründe liefern sollen.

Aus bislang ungeklärtem Grund sind in einem Teich in Bottrop Hunderte Fische verendet. Das Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz hat Proben entnommen, die Aufschluss über die Hintergründe liefern sollen.

„Die Fische haben zu wenig Sauerstoff bekommen“, vermutet Reinhard Glowka, Fischereiberater der Stadt Bottrop. Seit Montag sind er und die Feuerwehr im Einsatz. Zwei Tragkraftspritzen am Ufer pumpen mithilfe von Schläuchen Unmengen von Wasser aus dem Teich und spritzen es in hohem Bogen zurück. „Durch die Umwälzung in der Luft gelangt wieder neuer Sauerstoff ins Gewässer“, sagt Jürgen Mendler von der Bottroper Feuerwehr. Mehr als 28 Stunden am Stück laufen bereits die Geräte. Dabei verbraucht eine Pumpe bis zu zehn Liter in der Stunde. „Sie laufen aber nicht mit voller Leistung“, sagt Mendler. Rote und gelbe Benzinkanister stehen in der Nähe. Immer wieder füllt die Feuerwehr die Tanks. Darüber hinaus sprudeln im Teich zwei Geräte, die ebenfalls mit einem Generator am Ufer angetrieben werden, um weiteren Sauerstoff ins Wasser zu befördern.

Sauerstoffgehalt ist zu niedrig für die Fische

Es war am Montag als Reinhard Glowka vom Pächter des Teichs informiert wurde. Es soll sich dabei um die Angelabteilung des Polizeisportvereins handeln. Eigentümer des Teichs ist die Stadt. Wie Glowka berichtet, wehte ihm, als er erstmals vor Ort erschien, ein Geruch von toten Algen und etwas entgegen, dass er „vom Geruch nicht identifizieren konnte“. Mittlerweile liegt nur noch ein leichter Geruch von Algen in der Luft. Bis die Experten vom Umweltamt eintreffen, misst Glowka mit seinen eigenen Geräten den aktuellen Sauerstoffgehalt im Wasser „Ein Milligramm pro Liter. Ein Wunder, dass in diesem Teich überhaupt noch Fische gelebt haben.“

Fischsterben in Bottrop

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    Spätestens als die Probeuntersuchungen des Umweltamtes seine Ergebnisse bestätigen, wächst seine Sorge. Denn der Mindestsauerstoffgehalt liegt bei fünf Milligramm pro Liter. Alle Werte darunter sind für Fische lebensgefährlich. Derweil schwimmen noch immer unzählige tote Fische an der Oberfläche. Die Kadaver zehren weiter Sauerstoff.

    Ein Risiko für die letzten lebenden Fische bleibt somit bestehen. Nur wohin mit ihnen? Die Frage bleibt vorerst unbeantwortet. Noch ist nicht bekannt, wie ihr Gesundheitszustand ist. Auch wer die Kosten für den Einsatz übernimmt, ist nicht geklärt. Zunächst sollen die endgültigen Ergebnisse des Umweltamts abgewartet werden. In ein paar Tagen sollen diese vorliegen. Bis dahin laufen die Tragkraftspritzen weiterhin rund um die Uhr. Die Feuerwehr kontrolliert die Anlage.

    Mutmaßungen über Bakterien

    Ein Graskarpfen mit einer Länge von etwa 70 Zentimetern haben die Rettungskräfte leblos aus dem Wasser gefischt. Nur einer von unzähligen toten Tieren der vergangenen zwei Tage im Teich an der Boye.

    Reinhard Glowka, Fischereiberater der Stadt und zugleich Vorsitzender des Angelvereins Petri Heil, blutet bei so einem Anblick das Herz. Er hat bisher keine Erklärung dafür, wie es zum Fischsterben kommen konnte. Bis die Ergebnisse aus dem Labor des Umweltamtes vorliegen, kann er höchstens Mutmaßungen anstellen. „Vielleicht liegt es an Cyanobakterien“, so seine Vermutung. Diese Bakterien können unter anderem Toxine produzieren, die auf den Fischbestand und auf das Plankton schädlich wirken. Nach dem Absterben dieser Bakterienmasse wird beim mikrobiellen Abbau Sauerstoff verbraucht, der wiederum lebensnotwendig für die Fische ist. So ließe sich der Mangel an Sauerstoff im Teich erklären. Seine Messwerte und die des Umweltamtes würden für die Annahme sprechen. Nach Einschätzung von Reinhard Glowka kommt so eine Entwicklung nicht über Nacht. „Es ist ein schleichender Prozess“.

    Aber als erfahrenen Experten wären Cyanobakterien auch für ihn zunächst einmal Neuland. „Ich muss mich erst schlau machen. So einen Fall hätte ich zum ersten Mal.“