Bottrop. . Für den ersten Teil des Spielplatz-Checks gingen vier Test-Familien in Kirchhellen, Feldhausen, Stadtmitte, Ebel und in der Boy mit der WAZ-Redaktion auf Entdeckungstour. Dabei nahmen sie fünf Spielplätze ganz genau unter die Lupe.
Über einen Mangel an Spielplätzen können Bottroper Familien sich nicht beklagen. Allein rund 140 städtische Anlagen plus Spielbereiche an Schulen und städtischen Kindergärten stehen zum Spielen und Toben bereit. Aber wo klettert, rutscht, schaukelt und buddelt es sich besonders gut?
Zusammen mit insgesamt vier Bottroper Familien hat die WAZ-Redaktion einen Spielplatz-Test gestartet. Die Test-Familien sind: Andreas Kwasnitza (28) und Jacqueline Herzberg (27) mit Anastasia (zehn Monate) und Nathalie (6); Ralf (44) und Michaela (41) Hannig mit Fenja (6); Stefanie Nentwig (36) mit Lennart (9) und seiner jüngeren Schwester Inger (5) sowie Christine Greb (38) mit Töchterchen Marie (2). Allesamt sind rege Spielplatzgänger, für die vor allem im Vordergrund steht, dass die Kinder Spaß haben.
Fünf Sterne als Bestnote
Um die Bewertung in den Bereichen Ausstattung mit Spielgeräten, Spaß-Faktor sowie Zustand/Sauberkeit der gesamten Anlage übersichtlich zu gestalten, haben die Test-Familien aufgrund ihrer Einschätzungen und Erfahrungen Sterne vergeben.
Fünf Sterne gelten dabei als höchste und beste Bewertung und konnten von den Familien jeweils maximal in einer Rubrik vergeben werden. Neben den vollen Sternen setzten die Tester für eine feinere Abstufung auch halbe Sterne ein.
Die WAZ lud die Familien in wechselnden Besetzungen zu Test-Touren in verschiedenen Stadtteilen ein. Insgesamt zehn Spielplätze wurden bzw. werden so besucht und aufgrund der eigenen Einschätzungen und Erfahrungen der beteiligten Familien bewertet. Wobei die Bewertungsgrundlage immer nur der jeweilige Test-Tag sein kann und nicht die Maßstäbe einer TÜV-Truppe angelegt werden.
Grundsätzlich werden die städtischen Spielplätze laut Klaus Arentz (Abteilungsleiter im Fachbereich Umwelt und Grün) wöchentlich von der Revierkolonne, monatlich von zertifizierten Spielplatzkontrolleuren und jährlich beim großen „Spielplatz-TÜV“ in Augenschein genommen. Es gibt auch knapp 20 Spielplatzpaten, die sich ehrenamtlich für „ihre“ Anlagen engagieren. Weitere werden noch gesucht (70 36 74).
Fünf Plätze werden heute im ersten Teil des Spielplatztestes vorgestellt. Die fünf weiteren folgen an gleicher Stelle.
Spielplatz im Ehrenpark, Stadtmitte
Wenn man Nathalie (6) fragt, was ihr am Spielplatz im Ehrenpark am besten gefällt, kann sie sich kaum entscheiden. Gern erklimmt sie den modernen, vielfältige Spielmöglichkeiten kombinierenden Kletterturm für die Größeren, um gleich darauf per Rutsche wieder im Sand zu landen. Und mit genauso viel Begeisterung wechselt sie zur kunterbunten, ebenfalls sehr variantenreichen Kletterlandschaft für die Kleinen, wo sie mit Fenja (6) gerne die schraubenartige Rutschstange belagert.
Die wäre für die kleine Anastasia (zehn Monate) zwar noch eine zu große Herausforderung. Dafür aber ist das niedrige Wipp-Auto im Sand genau ihr Ding. Ob etwa am Sandspieltisch oder auf der extra niedrigen Schaukel – schon die Kleinsten wurden hier bedacht.
Insgesamt unterscheidet sich das moderne, robuste Spielangebot samt Kreisel und teils ungewöhnlicher Schaukeln augenfällig von dem vieler anderer Spielplätze. „Hier gibt es etwas Ausgefallenes“, kommentiert Jacqueline Herzberg, die auch die getrennten Bereiche für kleine und große Kinder positiv sieht. Genutzt werden kann gerade von den größeren Spielplatzgängern zudem auch noch der Rest des Parks.
Ab mittags/nachmittags sei der Spielplatz aber gerne überlaufen, berichtet Herzberg. Dann seien auch Besucher dabei, die ihren Müll nicht wegräumten. Am Test-Tag fallen etwa Bonbon-Papiere und etliche Zigarettenkippen ins Auge. „Ich habe schon öfter gesehen, dass das Ordnungsamt hier vorbeikommt“, erzählt Michaela Hannig. „Das finde ich korrekt.“ Die 41-Jährige lobt auch die freundliche Atmosphäre im Park, die frei sei von Pöbeleien.
Was Michaela Hannig im Prinzip ebenfalls gut findet: dass es ein Toilettenhäuschen gibt. „Heute scheint es auch offen zu sein – oft war es aber auch schon gesperrt.“ Ein Ärgernis – weshalb sie auch schon (vergeblich) zum Telefonhörer gegriffen habe.
Geeignet für: Kleinkinder – 13 J.
Ausstattung: 4 Sterne
Spaß-Faktor: 5 Sterne
Zustand/Sauberkeit: 3 Sterne
Knackpunkt: Gespielt wird im Sommer in der prallen Sonne, „Schatten sucht man vergebens“, beklagt Michaela Hannig.
Spielplatz am Wellbraucksweg, Kirchhellen
Der Spielplatz am Wellbraucksweg wird am Test-Nachmittag gut genutzt. Mütter haben – trotz vorhandener Bänke – Picknickdecken auf dem recht weitläufigen Rasen ausgebreitet, hinter ihnen spielen zwei kleine Jungs Fußball, im Hintergrund stehen eine normale und eine runde Tischtennisplatte. Vor ihnen liegt der kleine Sand- und Spielbereich für die Kleinsten, mit Mini-Kletter-Rutsch-Haus, Wipp-Motorrad, drehbarem Sandtisch. Den Rest des Areals nehmen eine große Kletterspinne, eine breite, federnde Wippe, eine Doppel-Schaukel und ein mittelhohes hölzernes Klettergerüst ein, das verschiedene Aufgänge (u.a. Treppe, Leiter, Netz), Wackelbrücke, Rutschstange und Rutsche vereint. Inger (5) erobert das Gerüst sofort, während Lennart (9) die Kletterspinne erklimmt – das einzige Teil, das ihm hier gefällt, wie er sagt. Marie (2) testet u.a. die Wackelbrücke.
„Der Spielplatz ist ganz hübsch, wirkt aber verlottert“, findet Christine Greb. Das bestätigt den ersten Eindruck von Stefanie Nentwig: „Dieser Platz ist nicht so gepflegt.“ Tatsächlich findet sich an vielen Stellen Abfall im nicht mehr ganz frischen Sand (möglicherweise von Krähen aus den offenen Abfalleimern geholt und verteilt), und die Spielgeräte haben zum großen Teil schon bessere Tage gesehen. So sind z.B. die Federn an der Wippe rostig, am bekritzelten Mini-Haus fehlt teils der Lack. Das große Holz-Klettergerüst gefällt Nentwig: „Es bietet den Kindern viele Möglichkeiten und ist von der Höhe her gut: Als Mutter kann man nebenher gehen und auf die Kleinen aufpassen.“ Für so Kleine wie Marie fehlt aber an den Seiten der Wackelbrücke noch eine Sicherung, stellt Christine Greb fest. Gern sähe sie auch eine Babyschaukel.
Geeignet für: kl. Kiga-Kinder – 9 J.
Ausstattung: 4 Sterne
Spaß-Faktor: 3/1/2 Sterne
Zustand/Sauberkeit: 1 Stern
Knackpunkt: Der wackelnde Mast der Kletterspinne ist den Müttern nicht geheuer. Laut Stadt besteht aber kein Grund zur Sorge, der Mast brauche Spiel.
Spielplatz an der Kapellenstraße, Feldhausen
Ein Spielgerät dominiert den Spielplatz an der Ecke Kapellenstraße/Hövekesweg in Feldhausen: die rasante, kurvige Riesenrutsche mit gut gesichertem hölzernen Treppenaufgang, Rutschstange auf halber Aufstiegshöhe und integrierter Kletterwand. „Die Rutsche ist sehr schnell“, findet Inger (5) aus der Test-Familie Nentwig. Und gut, bestätigt ihr Bruder Lennart (9), der zudem die Kletterwand schätzt.
Geradezu gewissenhaft probieren die beiden das teils deutlich schon ältere, teils neuere Angebot aus: Neben der Riesenrutsche gibt’s noch eine Mini-Elefanten-Rutsche (perfekt für die zweijährige Marie Greb, die zusammen mit ihrer Mama Christine allerdings auch die Riesenrutsche nutzt), eine mittlere Rutsche, insgesamt drei Schaukeln, ein Mini-Karussell, eine Tonne zum Balancieren, Wipptiere, einen Kletter-Regenbogen und eine Wippe („wie aus meiner Kindheit“, so Mutter Stefanie Nentwig), eine Tischtennisplatte, Hindernisse zum Bockspringen, zwei Kletterstangen, dazu Sand- und Wiesenbereiche unter teils schattigen Bäumen. „Mir gefällt, dass der Spielplatz eingezäunt ist“, sagt Stefanie Nentwig. „Gut ist, dass es etwas für Große und für Kleine gibt“, ergänzt Christine Greb. Die Sprossen an der Leiter zur mittelgroßen Rutsche fangen so weit unten an, dass auch Marie sie erreicht – für deren Mutter eindeutig ein Pluspunkt.
Doch ausgerechnet die Schaukel im Bereich für die Kleinen hängt viel zu hoch, hat Lennart gleich entdeckt. Besser fände Christine Greb an dieser Stelle sowieso eine Baby-Schaukel – „aber die gibt es in Bottrop nur ganz selten.“
Was zudem noch auffällt: „Die Lage ist schön, der Platz ist sauber und gepflegt“, so Greb. Originell sei die Ausstattung lediglich „ein bisschen.“ Größere Kinder können auch mal den Ball rausholen, ergänzt Nentwig. Bänke und Müllbehälter sind in ausreichender Zahl vorhanden.
Geeignet für: 1,5 bis 9 Jahre
Ausstattung: 4 Sterne
Spaß-Faktor: 3 Sterne
Zustand/Sauberkeit: 4 Sterne
Knackpunkt: Die altmodische Wippe ohne dicke Feder in der Mitte birgt Gefahren: Wenn ein Kind auf der einen Seite unten unvermittelt absteigt, kippt die Wippe auf der anderen Seite hart und ungebremst von oben nach unten.
Spielplatz Wilhelm-Tenhagen-Straße, Boy
Die Auswahl an Klettergeräten und Spielmöglichkeiten ist auf dem Spielplatz im Grünbereich zwischen Wilhelm-Tenhagen-Straße und Pater-Markus-Weg in der Boy vergleichsweise übersichtlich. Doch das, was da ist, gefällt den Mädchen von Familie Hannig und Familie Kwasnitza/Herzberg prima: Fenja (6) testet erst einmal die Reifen-Schaukel, bevor sie dann später Nathalie (6) bis in die Spitze der großen Kletterspinne folgt. Von der Seilkonstruktion mögen sie fast gar nicht mehr herunterkommen. „Die ist toll“, sind sich die Mädchen einig.
Gern würden sie auch die offenbar neue Seilbahn ausprobieren, sicherlich das Highlight des Platzes. Doch dieser Bereich ist am Test-Tag mit Gittern abgesperrt. Hintergrund: Die neuen Fundamente müssen erst einmal richtig aushärten. Was den Mädchen eindeutig fehlt auf dem Platz: „Eine große Rutsche mit Häuschen.“
Was es noch gibt auf der Anlage, die Jacqueline Herzberg als „typischen etwas abgelegeneren, kleineren Spielplatz“ einordnet, sind: eine normale Schaukel, ein Sand-Bereich für jüngere Kinder mit kleinerer Rutsche, einem etwas einsamen Bagger zum Draufsetzen sowie ein Wipptier, eine Bank, Rasenfläche zum Ballspielen. Zudem: Buschartiges Grün am Rand, das die Kinder zum Verstecken und Entdeckungen machen verlockt.
Mit Blick auf die Geräte, die teils älter und teils neu wirken, vermutet Ralf Hannig: „Der Platz hier wird sicher Zug um Zug erneuert.“ Da die weitestgehend saubere Anlage von der Zuwegung her eher abgelegen sei, kann er sich angesichts eines ausgebrannten Mülleimers auch vorstellen, dass hier abends „die Post abgeht“. Andreas Kwasnitza findet denn auch schade, dass das Spielgelände nicht direkt an die benachbarte Siedlung angebunden sei.
Geeignet für: Kiga-Kinder – 12 J.
Ausstattung: 3 Sterne
Spaß-Faktor: 4 Sterne
Zustand/Sauberkeit: 4 Sterne
Knackpunkt: Auch wenn der Rest gepflegt wirkt – der Sandbereich direkt unter der Kletterspinne dient offenbar als Katzenklo. Außerdem gibt es keinen Schutz vor der Sonne.
Spielplatz im Bernepark, Ebel
Ein typischer Spielplatz sieht sicher anders aus, aber auch im Bernepark der Emschergenossenschaft in Ebel gibt es Spielgeräte: drei mächtige Schaukeln, die vom erhöhten Park-Rande auf den Senkgarten im ehemaligen Klärbecken hinunterschauen. Eine sich windende Rutsche, zu der hinauf die Kinder über quer am Hang liegende Baumstämme klimmen. Davor in überschaubarer Größe Kletternetz, Stange, Seile, eine Art Hängematte jeweils zwischen Holzpfählen im Kiesbett sowie ein kleiner Sandbereich.
„Für Anastasia ist das hier nichts“, sagt Jacqueline Herzberg mit Blick auf ihre zehn Monate alte Tochter. Dafür aber für die sechsjährigen Mädchen der Familien Herzberg/Kwasnitza und Hannig. Es dauert nicht lang, da sind Nathalie und Fenja mit ihrer ersten Runde an den „offiziellen“ Spielgeräten durch – und erobern den Rest des Geländes, das zum eigenen Spiel einlädt. Und zum Staunen: „Da unten sind Kaninchen.“ Fenja kennt sich schon aus, zeigt Bernepark-Neuling Nathalie ein „Geheim-Versteck“ hier und einen Baum, der sich zum Raufklettern eignet, dort. Unermüdlich erkunden sie die Hänge oder auch den Steg über dem Senkgarten. Zwar würde eine große Kletterspinne das Spielangebot aus ihrer Sicht perfekt machen – „aber wir haben ja hier Berge“, meint Fenja.
„Es ist sehr weitläufig, aber ich find’s schön hier“, fasst Ralf Hannig zusammen und lobt auch die Sauberkeit der Anlage. Größere Kinder könnten Fangen spielen oder etwa auch auf den gepflasterten Flächen Rollerskates oder Fahrrad fahren; Ballspielen indes würde nicht so gut klappen. „Hier wird ihnen eher so eine Entdeckungstour geboten“, sagt Michaela Hannig.
Die Eltern freuen sich auch über Aufenthaltsmöglichkeiten im Schatten (!) und die saubere Toilettenanlage am Restaurant im Maschinenhaus, die alle Park-Besucher nutzen können. Mal eine Gastronomie in Reichweite zu haben, hebt Jacqueline Herzberg als Vorteil der Anlage hervor.
Geeignet für: 5 – 11 Jahre
Ausstattung: 4 Sterne
Spaß-Faktor: 5 Sterne
Zustand/Sauberkeit: 5 Sterne
Knackpunkt: Ein stets aufmerksames Auge ist auch bei schon größeren Kindern nicht verkehrt – schließlich ist eins der beiden alten Klärbecken mit Wasser gefüllt.