Bottrop. . Carsten Weckner betreibt seit 14 Jahren ein Pfandleihhaus in der Bottroper City. Seine Kunden beleihen vor allem Schmuck und Unterhaltungselektronik. Besonders für Selbstständige ist das Pfandleihhaus sehr attraktiv. Fälschungen erkennt der Experte meist mit dem bloßen Auge.

Mit einem originalverpackten IPhone 4s kommt eine Dame ins Pfandleihhaus von Carsten Weckner. „160 Euro reichen“, sagt sie zu Weckner, als er sie fragt, wie viel Geld sie benötige. Das Multi-Funktions-Handy ist eigentlich wesentlich wertvoller. „Aber nicht jeder schöpft den vollen Betrag aus“, erklärt Weckner.

Viele kämen, weil ihnen am Ende des Monats ein ganz bestimmter Betrag fehlt. Insbesondere Selbstständige, deren Verdienst von der Auftragslage abhängt, zählt Carsten Weckner zu seinen Stammkunden. „Ich mache nichts anderes als eine Bank - nur ohne Bürokratie und Wartezeiten“, sagt er. Seine Kunden bekommen ihr Geld sofort ausgezahlt. Sie müssen sich ausweisen, haften aber am Ende nur mit ihrem Pfand.

Zinsen sind gesetzlich festgelegt

Sein Geschäft macht Carsten Weckner mit den Zinsen. Die Gebühren sind gesetzlich festgeschrieben. Verleiht er einen Betrag zwischen 50 und 100 Euro verdient er daran pro Monat maximal 2,50 Euro. Nach vier Monaten Mindesthaltefrist hat Weckner die Möglichkeit, den Pfandgegenstand bei einer Auktion zu versteigern, wenn der Kunde bis dahin nicht die Gebühren bezahlt und einen neuen Pfandschein aufgesetzt hat.

„Alle drei Monate findet so eine Auktion statt“, erzählt er. Meistens halte er den Pfand aber länger als die vorgeschriebenen vier Monate. „Für mein Geschäft ist es eigentlich immer besser, wenn meine Kunden ihre Pfandgegenstände wieder abholen.“ Kommen die Sachen unter den Hammer, sei es für ihn meist mit Verlusten verbunden.

Kugelsicheres Glas

Türen und Fenster des Pfandleihhauses sind von außen mit Gittern geschützt. Carsten Weckner sitzt drinnen zusätzlich hinter kugelsicherem Glas. „Ich muss mich ja schützen“, sagt er. Mit Betrügern schlägt sich der Pfandleiher häufiger herum. In Kürze muss er vor Gericht als Zeuge aussagen, damit einer Bande, die gefälschtes Silber-Besteck in einige Pfandleihhäuser brachte, das Handwerk gelegt werden kann.

Nicht nur vor Fälschungen, auch vor Hehlerware muss er sich schützen. „Ich achte zum Beispiel bei Edel-Schmuck immer darauf, dass die Papiere dabei sind“, erklärt er. Auch bei Unterhaltungselektronik möchte er am liebsten eine Rechnung sehen. Die Dame mit dem IPhone 4s konnte übrigens eine vorlegen.

Wenn Carsten Weckner mit dem bloßen Auge nicht erkennt, ob es sich bei einem Goldschmuckstück um echtes Gold handelt, macht er sich die natürliche Beschaffenheit des Metalls zunutze. „Echtes Gold ist säureresistent“, erklärt er. Wenige Tropfen Salpetersäure in verschiedener Konzentration geben ihm sogar Aufschluss über die jeweilige Legierung von Goldschmuckstücken. Die Fälschungen seien zuletzt immer besser geworden. „Aber 98 Prozent der Fälschungen erkenne ich trotzdem noch mit dem bloßen Auge“, glaubt der Experte.